Sie nahmen Luftwaffenbasen mit Grad-Raketen und Artilleriefeuer unter schweren Beschuss. Mit einer schweren Autobombe und der Sprengung eines Panzers zielten die Rebellen darauf ab, die Verteidigungslinie der syrischen Armee und iranischer Hilfstruppen im Südwesten von Aleppo-Stadt aufzubrechen.
Die Rebellen, denen sich auch der ehemalige syrische al-Qaida-Ableger Dschabhat Fatah el-Scham anschloss, schossen indes mit zahlreichen Grad-Raketen auf die Luftwaffenbasis Nairab, die von Regierungstruppen gehalten wird.
Auf Anfrage von RT Deutsch begründeten Rebellen-Vertreter den Beschuss mit der Furcht vor Angriffen durch die Kräfte aus der Luft, die die Offensive zumindest erlahmen lassen könnten. Unbestätigten Berichten zufolge wurde auch die russische Luftwaffenbasis in Latakias Hmeimim angegriffen.
Das Portal "Syrien War" gibt an, dass sich "die Speerspitze der Operation" aus Kämpfern der religiös-konservativen Organisation Ahrar el-Scham zusammensetze. Diese seien mit schweren Artillerieeinheiten und ferngelenkten Autobomben ausgestattet. Nichtsdestotrotz sind mehr als 20 dschihadistische und Rebellen-Gruppierungen an der Offensive beteiligt.
Laut dem renommierten Nahost-Experten Elijah Magnier des Nachrichtenportals Al Rai erhielten Rebellen und Dschihadisten genügend Waffen, um eine groß angelegte Offensive auf Aleppo starten zu können. Der Ausgang der Offensive müsse vom Ausmaß der Waffenlieferungen abhängig gemacht werden, die die Einheiten aus dem Ausland erhielten. Dieses sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht auszumachen.
Laut dem Dschabhat Fatah el-Scham-Kämpfer, Abu Said el-Halebi, dem RT Deutsch medial folgt, sei die "epische Schlacht um Aleppo", so wird die Rebellen-Operation offiziell genannt, die "Mutter aller Schlachten". Sie ähnele "dem Kampf um die Befreiung Mossuls", propagierte er. "Dschabhat Fatah el-Scham bereitete [die Schlacht] sorgfältig vor".
Elijah Magnier informierte, dass die "schwersten Kämpfe" rund um den sogenannten 1070-Siedlungskomplex Aleppos stattfinden werden. Von dort aus brachen die Rebellen vor einigen Monaten zum ersten Mal die Regierungsbelagerung der ehemaligen Metropole auf. Das Hisbollah-nahe Nachrichtenportal Al Masdar berichtet von ersten Zusammenstöße im 1070-Siedlungskomplex, die von Ahrar el-Scham und Dschabhat Fatah el-Scham initiiert wurden.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtet inzwischen, dass durch die Raketenangriffe am Freitagmorgen mindestens 15 Menschen in Regierungsgebieten starben.
RT-Reporter Murat Gazdiew, der sich gegenwärtig in Ost-Aleppo aufhält, erklärte, dass über 70 Menschen durch Artillerieangriffe von Dschabhat Fatah el-Scham verletzt wurden.
Quellen am Boden, die RT Deutsch konsultierte, erzählten, dass "enorme" Zusammenstöße an Frontabschnitten stattfinden, die bisher eigentlich vom Krieg verschont waren. Rebellen behaupten, sie hätten das Viertel "Dahiyat el-Assad" erobert, was von offizieller Seite nicht bestätigt wird.
Bewohner berichteten dem Nachrichtenportal Middle East Eye, dass die Frontlinien so nah seien, dass sich die gegnerischen Parteien in Aleppo durch Zuruf beleidigen können.
Der Vertreter der FSA-nahen Rebellen-Gruppe Festakim aus Aleppo, Zakaria Malahifdschi, bestätigte, dass auch einige Fraktionen seiner Einheiten an der neuen Offensive teilnehmen. Die Bombardierung der Luftwaffenbasis Nairab sei Teil der Offensive.
"Heute beginnt der Angriff", sagte Malahifdschi. "Alle Rebellengruppen werden teilnehmen."
Ein Pressesprecher von Dschabhat Fatah el-Scham gab an, dass seine dschihadistische Gruppierung ein mit Sprengstoff beladenes Auto mit einem Selbstmordattentäter am östlichen Eingang zur Stadt detonieren ließ. Im Viertel Dahiyat el-Assad sprengten Rebellen einen mit Sprengstoff beladenen Panzer. Zuvor hatte Ahrar al-Scham mithilfe zweier Autobomben angegriffen.
Die in Großbritannien ansässige und oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle glaubt, dass auch die russische Luftwaffenbasis und die Gegend um diese herum mit Grad-Raketen angegriffen wurde. Russische Militärvertreter bestätigen das nicht.
Der syrische Bürgerkrieg, der in sein sechstes Jahr geht, richtet sich gegen die syrische Regierung unter Präsident Baschar el-Assad, der von Russland, Iran und pro-iranischen Schiiten-Milizen unterstützt wird. Aufseiten der Opposition stehen mehrheitlich sunnitische Rebellen, die vom Westen, der Türkei, Katar und Saudi-Arabien unterstützt werden.
Aleppo war vor 2011 Syriens bevölkerungsreichste Stadt. Heute ist sie zwischen Rebellen und der syrischen Armee aufgeteilt. Diesen Sommer konnte die syrische Armee die Rebellengebiete in der Stadt einkesseln.