Als Heinz Hamlack’s Zug 35.Se4 seinen Partner Thomas Bräutigam zum Leichtfigurentanz aufforderte, ließ letzterer sich mit 35.-Sxe4 nicht lange lumpen: „Let’s dance“. Von nun an schwirrten vier Läufer 32 Züge lang vor den Augen der Juroren und Kiebitze in alle Blickrichtungen hin und her.
Was die Jury dazu meinte, blieb uns zumeist verschlossen, aber das Endergebnis des Pasodoble mündete in ein Unentschieden. Die Begrenzung der Tanzfläche – sprich Remisbreite – wurde dabei ein paarmal gestreift oder sogar verletzt, einmal kam es gar zu großen Ausfallschritten der Tänzer mit Beinahestürzen.
Mit 43.Le2 gab Weiß dem Schwarzen freiwillig die Diagonale e8-h5 ab (43.-Le8! Mit der Idee Lf7 nebst Kd6 und Doppelangriff auf den Bauern d5). Besser einfach Lc3, was den Tangoschritt geschmeidig hält.
Nur wenige Tanzschritte später – nach 47.-Lh5 – kam es genau zu einem dieser gewagten moves, bei dem Schwarz seinem weißen Tanzpartner mit -3,4 Wertungspunkten zu schwer zu werden drohte (Jurywertung -+ ).
Das Duo landete in folgender Dramaturgie, ähnlich eines Synchronschwimmens, jedoch mit deutlichem Balancevorteilen zugunsten des schwarzen Tänzers. Er besaß klar die Führung, wohingegen Weiß sich nur noch schrittweise arrangieren konnte.
Das Tanzpaar vollführte eine gekonnte 180° Drehung, woraufhin Jorge González ganz angetan mit den Augen rollte und „Grothartig, einfach grothartig“ säuselte.
Bald war es geschafft und Schwarz setzte etwas zu ungeduldig zum letzten Sprung 60.e4-e3 an, den er laut Joachim Llambi besser zuerst mit dem Ausfallschritt 60.-Lc1 Lb3 61.Le2+ Kh4, den nötigend Tanzabstand wahrend, gestützt hätte.
Stattdessen kam der Sprung 60.- e3 61.Lc5+ Ke8? (Kd7 62.Kf3 Lc1 – +) 62.Kf3! Lxf5 63.Le3 mit Ausgleich und einem saftigen Tadel von Jurorin Mabuse, die mit Schwarz Motzte: „Abwertung in der B-Note bei der Ausführung der Schritte!“
Also ich für meinen Teil schaue mir die beiden Protagonisten gerne wieder an, wenn es in der nächsten Tanzfolge zum Cha Cha Cha geht.
[KL]
