Patrick Herrmann hört auf. Nicht ganz unerwartet hat Borussias Nummer 7 seinen Abschied angekündigt - vom aktiven Profifußball. Herrmann beendet seine Karriere, Borussia bleibt er treu. Dass sein auslaufender Lizenzspielervertrag nicht noch einmal verlängert wird, hatte Sportchef Roland Virkus bei der Mitgliederversammlung am Montag bereits angedeutet. Jetzt hat Herrmann sich entschieden: Er wechselt nicht erstmals in seiner Profilaufbahn den Verein sondern macht ganz Schluss. In einem Instagram-Post begründet der Offensivmann seinen Schritt mit gesundheitlichen Erwägungen. Die laufende Saison sei für ihn ein Kampf, in dem er sich ergeben müsse. So wird Herrmann der Borusse mit den fünftmeisten Pflichtspielen in der Vereinsgeschichte bleiben. Zwölf Einsätze fehlen, um Wolfgang Kleff zu überholen. Die wird es für "Flaco" nicht mehr geben.
Stammspieler war Herrmann schon länger nicht mehr, zuletzt gab es nur noch vereinzelte Einsätze für den 33-Jährigen. Sieben sind es bis zum heutigen Tag, einmal stand er in der Startelf. Erstmals im Borussia-Park spielte er im Januar 2010 und führte sich direkt gut ein: Für Kapitän Filip Daems eingewechselt hatte Herrmann noch dessen Binde in der Hand, als er mit der ersten Ballberührung eine Flanke auf den kurz vor ihm aufs Feld gekommenen Fabian Bäcker, der zum 1:2-Anschlusstreffer gegen den VfL Bochum traf. Nicht wenige sahen in ihm einen Hoffnungsträger - also in Bäcker. Stattdessen war es Herrmann, der in Mönchengladbach Karriere machen sollte. Den Klassenerhalt 2011 erlebte er noch als Einwechselspieler, unter Lucien Favre wurde er dann zur Stammkraft und zum Nationalspieler. Erstmals 2013 nominiert machte er im Sommer 2015 zwei Länderspiele. Es wären wohl deutlich mehr geworden, wenn nicht eine schwere Verletzung den gebürtigen Saarländer stark zurückgeworfen hätte. Schon zu Beginn der Saison 2015/16 hatte sich Herrmann einen Kreuzbandriss zugezogen, was allerdings wochenlang undiagnostiziert blieb. Erst im Oktober 2015 wurde klar, was ihm anhaltende Knieprobleme bereitete. Zwar kämpfte er sich damals unter Favres Nachfolger André Schubert recht schnell zurück, er sollte jedoch nie wieder zu der Form finden, die ihn in die Nationalmannschaft gebracht und für Borussia so unverzichtbar gemacht hatte. Gute Spiele und so manches Tor machte Herrmann auch nach seiner Verletzung, zudem erwies er sich immer mehr als das, was viele Fans sich von Herzen wünschen: Herrmann ist nicht nur Spieler, er ist auch Fan von Borussia Mönchengladbach. Kaum ein Profi, der auch auf der Bank so mit seinem Team leidet, kaum einer, der sich über Tore so echt freut wie Patrick Herrmann. Sportlich sind seine Aktien spätestens seit der Ära Rose gesunken. Schon ein paar Transferperioden lang galt er als Abgangs-Kandidat, soll sich hier und da auch mit einem Vereinswechsel beschäftigt haben. Aber er blieb und bekam im Jahr 2022 noch einmal einen Zweijahresvertrag. Das wird nun sein letzter Profivertrag gewesen sein. Künftig wird sich Patrick Herrmann auf der Geschäftsstelle einbringen. Möge ihn das ähnlich erfüllen, wie sein Spielerdasein. SEITENWAHL sagt danke für 418 Spiele und 56 Tore und hegt die leise Hoffnung, dass bis zum Saisonende noch das eine oder andere Spiel dazukommt, idealerweise vielleicht auch noch ein Tor. Das wäre das perfekte Ende der aktiven Laufbahn eines echten Borussen.
