Alle Geheimdienste versuchen, die Situation zu überwachen und Informationen auszutauschen. Wenn die Welle kommt, dann müssen wir vorbereitet sein", sagte Jambon.
Der aus Flandern stammende Minister versucht zugleich, die Bevölkerung zu beruhigen. Er erklärte, 117 Rekruten des "Islamischen Staates" seien bislang nach Belgien zurückgekehrt. "Etwa die Hälfte davon ist im Gefängnis. Die andere Hälfte steht unter Aufsicht. Es gibt auch Dutzende, die beim Versuch scheiterten, nach Syrien zu gehen. Wir beobachten sie", informierte Jambon weiter.
Die Pariser Anschläge des vergangenen Jahres und die Bombenangriffe am 22. März in Brüssel waren in Belgien von IS-Terroristen geplant worden. In dem nordwesteuropäischen Staat soll laut Erhebungen der Vereinten Nationen prozentual eine höhere Zahl an Islamisten leben als in jedem anderen europäischen Land.
Im Laufe des letzten halben Jahrzehnts sind insgesamt über 30.000 Menschen aus Europa in den Nahen Osten gereist, um sich dem IS oder anderen dschihadistischen Milizen anzuschließen. Mit der Verheißung eines kämpferischen und salafistisch geprägten Kalifats, wie es selbst von der überaus großen Mehrheit islamischer Prediger und Gelehrter abgelehnt wird, wurde der IS zu einem Anziehungspunkt, der tausende Kämpfer aus Tunesien, Saudi-Arabien, den muslimischen Regionen Russlands und der Einwanderercommunity Europas anlockte.
Wie viele Kämpfer noch in den Reihen des IS stehen, ist unklar. US-Geheimdienste schätzen, dass die Gruppe weniger als 5.000 Kämpfer in Mosul unterhält, um die Stadt gegen anrückende Kräfte der kurdischen Peschmerga und der irakischen Armee zu verteidigen. In den letzten Tagen ist die Offensive auf Mossul ins Stocken geraten. Das habe vor allem damit zu tun, dass der IS es zumindest im Irak versteht, eine clevere Stammespolitik zu führen. Zahlreiche sunnitisch-arabische Stämme der Ninewa-Provinz haben dem IS die Loyalität geschworen. Diese Stämme schließen sich der Miliz weniger aus Sympathie zu dessen politisch-religiösen Vorstellungen als aus Hass gegen die schiitisch geprägte Zentralregierung in Bagdad an, von der sie über Jahre hinweg politisch marginalisiert worden waren.
Einer aktuellen Karte vom Frontverlauf der Kämpfe um Mossul zeigt, dass sich die irakischen Streitkräfte immer noch am äußersten östlichen Rand der Stadt aufhalten:
Unterdessen spitzen sich die Spannungen zwischen kurdischen Peschmerga und den Haschdi-Schaabi-Milizen in der ölreichen Provinz Kirkuk zu. Beide Seiten beanspruchen die Region für sich. Während der laufenden Offensive auf Mossul haben Einheiten der Haschdi Schaabi versucht, in die Stadt Leylan einzusickern. Dieser Schritt markiert für die Peschmerga eine rote Linie.
Die Haschdi Schaabi wollen ihre Zahl und Aktivitäten in der Region erhöhen. Wir unterbanden das in der Stadt Leylan. Nach diesem Vorfall werden wir ihnen nicht mehr erlauben, die Stadt oder das Zentrum von Kirkuk zu betreten", sagte der Provinz-Vorsitzende der kurdischen KDP, Ferhat Kirkuki.
Analysten befürchten, dass die sich bereits jetzt abzeichnenden Verteilungskämpfe zwischen Bagdad und der Kurdischen Autonomie Region (KRG) in Erbil die Kämpfe zur Befreiung Nordiraks von der Terrormiliz "Islamischer Staat" signifikant behindern könnten.
Internationale Menschenrechtsorganisation warnen indessen vor sich verschärfenden Flüchtlingsströmen angesichts der Kämpfe um die zweitgrößte Stadt des Irak. In Mossul leben noch immer um die 1,5 Millionen Menschen. Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) schätzt die Zahl der inzwischen aus Mossul vertriebenen Menschen auf 54.000, berichtete die internationale Nachrichtenagentur Reuters.