Die Europäische Union gleicht im Augenblick einem Bräutigam, dem in letzter Minute die Braut abgesprungen ist. Jetzt ist der Kummer natürlich groß. Von der neuen Braut hielt und hält man nicht viel. Allen voran der Präsident des europäischen Parlaments, Martin Schulz. Schon im Vorfeld bezeichnete er Donald Trump „nicht nur für die EU als Problem, sondern für die ganze Welt“.
Heute, nach dem Wahlsieg von Donald Trump, klingt es schon etwas vorsichtiger. „Freuen tut mich das nicht“, sagte Schulz dem ZDF. Aber Trump sei der „frei gewählte Präsident der Vereinigten Staaten, der unseren Respekt verdient. Und ich hoffe, dass er auch uns respektieren wird“, ergänzte Schulz.
Eindeutiger waren da schon die Reaktionen aus Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach von einem „schweren Schock.“ Die Verteidigungsministerin erwartet nun stärkere Forderungen der USA an das deutsche Engagement in der NATO. „Aber auch wir werden fragen: Wie steht ihr zum Bündnis?“, fügte die von der Leyen hinzu.
Weitere Reaktionen aus Berlin ließen nicht auf sich warten. „Ich hoffe, auf eine abschreckende Wirkung“, sagte Linken-Parteichef Bernd Riexinger. SPD-Vize Ralf Stegner bilanzierte: „Wenn die Abgehängten und Frustrierten einem Milliardär, Steuervermeider und Lügner folgen, haben auch die progressiven Kräfte versagt.“
Sarah Wagenknecht sprach davon, dass die US-Amerikaner „nicht ihn [Trump], sondern die Veränderung gewählt“ hätten. Clinton stand für Establishment, für Korruption, ein „weiter so“, fügte die Vorsitzende der Linksfraktion hinzu. „Es sei „schlimm“, dass Trump eine solche Stimmung für sich habe vereinnahmen können, doch der Kurs seiner Politik bleibe noch abzuwarten, betonte Wagenknecht im ARD-Hauptstadtstudio.
Auf europäischer Ebene meldete sich auch Manfred Weber, Fraktionschef der EVP im Europäischen Parlament. Er zeigte sich besorgt, denn „wir wissen nicht, was wir von den USA weiter erwarten können. Wir dürfen das Feld nicht den radikalen überlassen." Relativ spät meldete sich auch die Kanzlerin zu Wort.
In einer Erklärung sprach sie von tiefen Verbindungen zwischen Deutschland und den USA, die auch auf gemeinsamen Werten beruhten: "Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung". Merkel sagte, "auf Basis dieser Werte" biete sie Trump "eine enge Zusammenarbeit" an.
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Mittwoch, 15:30: Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat den kommenden US-Präsidenten Donald Trump als „Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen“ kritisiert. „Trump ist auch eine Warnung an uns“, sagte Gabriel. Die „autoritäre Internationale“ nutze die Abgrenzung von Ausländern und Flüchtlingen nur als Lockmittel für die Wähler.