"Wir haben um humanitäre Hilfe gebeten zur besseren Versorgung der Flüchtlinge, die aus den verschiedenen Regionen des Landes ins irakische Kurdistan kommen", führte der Diplomat an.
Bakir besuchte Moskau, um mit Vertretern des Staates eine Reihe von Herausforderungen wie den Kampf gegen den Terrorismus im Irak und in Syrien zu besprechen. Am Dienstag traf der kurdische Vertreter in diesem Zusammenhang den stellvertretenden russischen Außenminister und präsidialen Sondergesandten für den Nahen Osten, Michail Bogdanow.
Auf die Frage, weshalb sich Barzanis Peschmerga, ein traditioneller Alliierter der USA und der Türkei, während der Operation zur Befreiung Mossuls vom "Islamischen Staat" wegen militärischer Hilfe an Russland wenden, erklärte Bakir der russischen Tageszeitung Izvestia:
Ja, wir haben solche Hilfen erbeten, weil so, wie die Dinge stehen, die Bekämpfung von Terrorismus eine für alle entscheidende Frage ist. Es geht dabei um den Kampf zur Befreiung von Mossul. In dieser Hinsicht glauben wir an die internationale Gemeinschaft und in erster Linie an unsere Verbündeten. Diese sollten uns umfassend unterstützen. Dazu zählen wir auch Russland.
Wenige Tage zuvor hatte der Außenminister der Russischen Föderation, Sergej Lawrow, seine Bedenken über den wachsenden Exodus von Flüchtlingen aus Mossul geäußert, Iraks zweitgrößter Stadt mit einer Bevölkerung von 1,3 Millionen Menschen. Das internationale Rote Kreuz (ICRC) vermeldete, dass etwa eine Million Menschen auf Grund der intensiver werdenden Kämpfe der Gefahr ausgesetzt sei, vertrieben zu werden.
Lawrow sagte Mitte Oktober, dass weder der Irak noch seine Nachbarstaaten die Kapazitäten haben, um einer so großen Zahl von Flüchtlingen Unterkunft zu bieten. Dieser Umstand hätte bereits bei der Planung der Mossul-Operation ein Faktor sein sollen.
Am Sonntag bemerkte die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, die aktuellen Ereignisse erinnerten an ein "mittelalterliches Abschlachten, in dem primär die Zivilbevölkerung betroffen ist".
Es stellte sich heraus, dass kein Plan zur Rettung der Zivilisten entwickelt wurde. So etwas wie ein Plan für einen humanitären Korridor existiert nicht", kritisierte Sacharowa in einem Post auf Facebook. "Eine Sache ist klargeworden. Die internationale Anti-IS-Koalition behandelt die irakischen Zivilisten in Mossul schlechter als die Kämpfer in Aleppo."
Jüngsten Berichten zufolge betrat die irakische Armee am Sonntag erstmals zivile Wohngebiete im Norden von Mossul, die unter IS-Kontrolle stehen. In den letzten Tagen hat sich die Offensive verlangsamt. Die irakische Armee wird zunehmend auch in intensive Häuserkämpfe verwickelt.
Über 25.000 irakische Truppen, bestehend aus der Armee, kurdischen Peschmerga und Schiiten-Milizen, nehmen an der Kampagne zur Rückeroberung von Mossul teil. Mossul steht seit Juni 2014 unter der Kontrolle der IS-Terrormiliz. Die irakischen Kräfte erhalten seither konstant militärische Unterstützung vonseiten der US-geführten Anti-IS-Koalition.
Irakische Sicherheitskräfte haben seit Beginn der Operation bis zu 900 IS-Kämpfer getötet, kommentierte der US-General Joseph Votel gegenüber der internationalen Nachrichtenagentur AFP im Oktober. Die Zahl dürfte inzwischen weiter gestiegen sein. Die irakische Zentralregierung in Bagdad erklärte, sie habe 57 tote und 250 verletzte Soldaten zu beklagen. Aufseiten der Peschmerga starben demnach mindestens 30 Kämpfer. Die Zahlen lassen sich objektiv nicht genau verifizieren.
Die Kurdische Regionalregierung ist die offizielle, regierende Körperschaft der mehrheitlich kurdisch besiedelten autonomen Region im Nordirak. Die regierende Partei ist die Demokratische Partei Kurdistans, welcher der amtierende Präsident Massoud Barzani vorsteht.