Der Ölpreis an den internationalen Rohstoffbörsen dümpelt immer noch unterhalb der 50-Dollar-Marke vor sich hin – mit zuletzt sogar erneut fallender Tendenz. Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für die Staatshaushalte Erdöl exportierender Länder dar. Auch die internationalen Ölkonzerne können angesichts der Preissituation keine großen Sprünge machen.
Das Betriebsergebnis in positiver Weise zu beeinflussen, das funktioniert unter den gegebenen Umständen nur ausgabenseitig. Entsprechend haben die Großkonzerne mittlerweile bereits mehrere Quartale eines drastischen Sparkurses in den Knochen. Erfolge zeigen sich jedoch nur bedingt.
Immerhin hat es Shell als erster Ölmulti im dritten Quartal geschafft, seinen Gewinn gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu steigern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilt, stieg der Gewinn des britisch-niederländischen Unternehmens sogar um 18 Prozent auf 2,8 Milliarden an. Dies liegt immerhin deutlich über jenen 1,7 Milliarden, die Experten zuvor dem Konzern in Aussicht gestellt hatten.
Der Jubel unter den Aktionären über diese Entwicklung blieb jedoch verhalten. Ein Grund für eine Erhöhung der Dividende ist dieser Gewinn aus Sicht der Unternehmensführung dann auch wieder nicht.
Noch gedämpfter war die Stimmung beim britischen Konkurrenten BP. Dort schrumpfte das Betriebsergebnis um mehr als die Hälfte auf nur noch 933 Millionen US-Dollar. Zwar hatte die Fachwelt im Vorfeld mehrheitlich mit einem noch schlechteren Ergebnis gerechnet. Dies war allerdings für die Vorstandsetage wie auch für die Anleger nur ein schwacher Trost: Im Laufe der Börsenwoche ging es für die Aktie des britischen Multis stetig abwärts.
Einen Rückgang der Nettogewinne zwischen einem Viertel und einem Drittel gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres hatten auch die US-Unternehmen Exxon und Chevron sowie das französische Unternehmen Total zu beklagen. Allerdings verhinderte ein eiserner Sparkurs auch dort eine noch härtere Landung.
Mit umfangreicheren Investitionen oder Expansionsbestrebungen vonseiten der Ölkonzerne ist angesichts der weiterhin angespannten Marktlage bis auf Weiteres nicht zu rechnen. Dies bestätigt auch der CEO von Royal Dutch Shell, Ben van Beurden, den die in Wien erscheinende Tageszeitung "Die Presse" mit den Worten zitiert:
Die niedrigeren Preise bleiben für die gesamte Branche eine große Herausforderung, und die Aussichten sind unsicher.
Shell will demnach seine Betriebsausgaben im kommenden Jahr auf maximal 25 Milliarden Dollar begrenzen, auch BP hat sich Einsparung von einer weiteren Milliarde zum Ziel gesetzt.
Der Ölpreis bewegt sich nach wie vor um mehr als die Hälfte unter jenem Wert, bei dem das Fass der Sorte Brent noch gelegen hatte, bevor im Jahr 2014 der große Preisverfall eintrat.
Im September hatte sich die OPEC zwar dem Grunde nach auf eine Fördermengenbegrenzung verständigt, sich allerdings auf noch keine verbindlichen Details zu deren Umsetzung geeinigt. Außerdem ist ungewiss, ob alle Förderländer außerhalb des Kartells diesem Vorhaben folgen werden. Eine Stabilisierung des Ölpreises ist deshalb auch bis auf Weiteres nicht abzusehen.