Im Interview mit westlichen Journalisten sprach al-Assad am Montag über die Zukunft Syriens und seine eigene als Präsident der arabischen Republik. Die Journalisten aus den USA berichteten unter anderem für die „New York Times“ und dem „New Yorker“. Das Interview wurde in Damaskus aufgezeichnet.
Auf Anschuldigungen reagierend, ein „Kriegsverbrecher“ zu sein, sagte al-Assad, die Unterstützung, die er im syrischen Volk noch immer genieße, zeichne ein ganz anderes Bild von der Realität. Das möchte der Westen nicht wahrhaben.
„Angenommen, diese Vorwürfe sind korrekt und wir haben es mit einem Präsidenten zu tun, der sein eigenes Volk tötet und Verbrechen begeht. Die ‚freie Welt‘ und der Westen hingegen helfen dem syrischen Volk gegen diesen Bösewicht“, zitierte der „New Yorker“ al-Assad. Dann müsste, dieser Präsident die öffentliche Unterstützung schon vor langer Zeit verloren haben, merkte das syrische Staatsoberhaupt kritisch an.
„Wie kann ich Präsident sein, wenn ich mein Volk töte und mein Volk gegen mich ist? Das entspricht nicht der Realität“, sagte al-Assad. Während seine Kritiker anmerken, dass seine Wahlen keinen demokratischen Maßstäben standhalten, führte er an, dass dem Westen die mediale Aufmerksamkeit für Gräueltaten von Terroristen in Syrien fehle. „Keiner redet über Kriegsverbrechen“ der Militanten gegen die syrische Armee.
„Die Schlagzeile ist: Der schlechte Präsident, der Böse, tötet die Guten. Sie [die Terroristen] sind die Freiheitskämpfer“, sagte der Staatsführer in Damaskus. Nach al-Assad verzerrt der Westen seine Medienberichterstattung über den Bürgerkrieg.
Der Präsident will weitere sieben Jahr im Amt bleiben. Seine neue Amtszeit begann nach einer Präsidentschaftswahl 2014. Er beansprucht einen „Erdrutschsieg mit fast 90 Prozent der gewonnenen Wählerstimmen“ für sich. Als Präsident möchte er das Vertrauen seiner Wählerschaft nicht verraten, verteidigte er.
„Wenn du der Kapitän des Schiffes bist und vor einem Sturm stehst, springst du nicht ins Wasser. Du führst es ans Ufer“, sagte al-Assad.
Der Präsident argumentierte, dass sich viele seiner politischen Gegner, die zuvor gegen die regierende Baath-Partei waren, wegen des Krieges auf seine Seite gestellt haben. Sie befürchteten, dass Syriens Staatlichkeit abgebaut werden könnte und Rebellen ein eigenes Regierungssystem errichten könnten, sollte das Staatsoberhaupt gestürzt werden.
„Die Opposition lernte, den Wert des Staates zu schätzen“, zitierte die „New York Times“ al-Assad. Der fügte hinzu, dass die Möglichkeit, ins Chaos abzurutschen, die Opposition der Regierung näherbrachte. Das sei „nicht geschehen, weil sie ihre politische Haltung“ veränderte.
Westliche Medien beschuldigen al-Assad, zahlreiche Kriegsverbrechen verübt zu haben. Im Fokus dieser Angaben steht die Luftbombardierung der syrischen Luftwaffe von Ost-Aleppo. Diesen Aussagen hielt al-Assad Völkerrechtsverletzungen des Westens bei der Irak-Invasion 2003 vor und das verursachte Chaos in Libyen, das sich seit Jahren durch einem schwierigen Bürgerkrieg mit rivalisierenden Regieurungen durchkämpfen muss.
„Wir sind nicht die, die den Irak ohne Mandat der Vereinten Nationen angegriffen haben – es waren die USA, Großbritannien und ihre Verbündeten. Es waren nicht wir, die Libyen angegriffen und die Regierung zerstört haben“, sagte der syrische Präsident, wie der New Yorker berichtet. Die westlichen Mächte habe kein Recht, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen, nur weil sie den politischen Kurs der Regierunen gutheißen“, fügte er hinzu.
„In Wirklichkeit dient alles, was die Vereinigten Staaten in Syrien tun, zumindest seit Gründung der Anti-IS-Allianz, den ‚Islamischen Staat‘ zu stärken. Der eigentliche Grund ist, die Regierung zu stürzen“, sagte al-Assad.
Der syrische Staatsführer ist davon überzeugt, dass eines der Haupthindernisse für die Rückkehr in das Alltagsleben die Unterminierung säkularer Prinzipien im Staat wäre. Radikales Gedankengut verbreite sich, welches jede andere Weltanschauung ablehnt. „Säkular bedeutet Religionsfreiheit“, erklärte al-Assad sein Verständnis vom politischen System.
Die syrische Regierung habe noch nicht alle Beziehungen zum Westen aufgebrochen. Laut Assad führt Damaskus einen Dialog mit einigen westlichen Ländern, auch mit den USA „über verschiedene Kanäle“. Syrien wolle allerdings zu keinem „Marionettenstaat“ verkommen, zitierten die „New York Times“ den Präsidenten.
Al-Assads Stellungnahme kommentierend, wiederholte der Pressesprecher des US-Außenministeriums, John Kirby, die Position Washingtons. Der syrische Präsident könne nicht „Teil einer langfristigen Zukunft Syriens“ sein. Die Haltung der US-Regierung in dieser Frage habe sich „nicht geändert“.