Im Irak, hat ein mutmaßlich von der US-Koalition ausgeführter Luftschlag am Samstag eine Beerdigungsprozession an einem Schrein in der nördlichen Stadt Daquq getroffen. Hierbei sollen mehr asl ein Dutzend Zivilisten getötet worden sein.
Dies ereignete sich als irakische Streitkräfte, gestützt von den USA, eine massive Offensive gegen den IS mit dem Fokus auf Mossul und die umgebenden Dörfer durchführt. Darüber wird von den Medien umfassend berichtet – im Gegensatz zu der Attacke auf die Beerdigung die 15 Zivilisten das Leben kostete, viele von ihnen Frauen und Kinder, und 50 weitere Verletzte hinterließ.
Das russische Verteidigungsministerium sagte, dass die Prozession vermutlich von der Koalition mit Terroristen verwechselt wurde. Es fügte auch hinzu, dass laut ihren Daten sich in dieser Gegend keine IS-Kämpfer aufhielten. Russland verurteilte diesen Vorfall als Kriegsverbrechen. RT sprach mit Steve Topple, Analyst und freier Journalist, über das Phänomen. Anschließend äußert sich Joaquin Flores, Chefredakteur der 'Fort Russ News' und Präsident der ‚Vereinigung unabhängiger Journalisten für den Frieden‘.
Wie würden sie das weitgehende Ignorieren der zivilen Toten im Irak durch die Mainstream-Medien erklären?
Es ist eine sehr wechselhafte Situation und sehr kompliziert. Natürlich werden sie in unseren westlichen Medien nicht die wahren menschlichen Kosten zeigen die dort vor sich gehen. Allein in Kirkuk haben Berichten zufolge in den letzten Tagen IS-Kämpfer 80 Menschen getötet, und dann kommt noch dieser Vorfall vom Freitag hinzu, der anscheinend von den USA geführt wurde.
Das ist nicht etwas worüber sie berichten wollen. Sie berichten gerne über Syrien, jedoch wird dieser Einsatz im Irak hier in großen Teilen unterdrückt, da sie die positiven Resultate der Offensive übertreiben wollen, nämlich dass sie den IS zurückdrängen. Jedoch ist dies oft nicht der Fall.
Das russische Verteidigungsministerium nennt den Luftschlag auf die Beerdigung im Irak ein Kriegsverbrechen. Was für eine Untersuchung erwarten sie?
Die USA haben eine lange Geschichte in diesen Dingen. Man muss sich nur an Kandahar im Jahr 2008 erinnern, den berüchtigten Luftschlag auf eine Hochzeit bei dem mindestens 37 Frauen und Kinder starben. Dies wird unter den Teppich gekehrt werden, so wie immer. Sie sind immer sehr schnell solch ein Vorgehen zu kritisieren, wenn Russland ähnliche Verbrechen begeht.
Jedoch wird der US-Luftschlag unter den Teppich gekehrt werden oder sie werden sagen, dass es ein ‚Kollateralschaden‘ war. Die ganze Situation der letzten Tage wirkt etwas unübersichtlich. Offensichtlich gibt es eine Operation in Mossul um den IS zurückzuschlagen. Das wurde überall publiziert.
Und was jetzt anscheinend passiert, ist dass der IS nun Kirkuk angreift, was die Koalitionsmächte offensichtlich überrascht hat und was sie nicht erwarteten. Achtzig Zivilisten wurden dort getötet, vielleicht wird hieraus eine Entschuldigung für die USA entstehen, da der Luftschlag auf die Trauerfeier etwa 30 Kilometer von Kirkuk stattfand, und zwar dass sie den IS angreifen wollten.
Aber es leben keine Sunniten in dieser Gegend, es gibt den IS in dieser Gegend nicht. Also wird es sehr schwierig sein, dass zu erklären.
Wie konnten Trauergäste einer Beerdigungsprozession mit Terroristen verwechselt werden? Konnte Washingtons Geheimdienste sich so tragisch irren?
Genau, das ist eine Frage, die beantwortet werden muss, und dies sehr schnell. Es ist schwer zu begreifen wie sie sich so sehr irren konnten, aber die USA haben über zehn Luftangriffe auf Hochzeiten durch Drohnen ausgeführt seit dem Jahr 2001 und es scheint unbegreiflich, dass sie es immer noch tun.
Aber wenn man sich die Krankenhäuser von 'Ärzte ohne Grenzen' anguckt im Nahen Osten, so wurden 63 davon von Russen und US Streitkräften bombardiert. Und ÄOG gibt seine Koordinaten an beide Seiten des Konfliktes, wenn sie präsent sind.
Und was sie natürlich auch nicht erwähnen, bei dem Angriff auf Mosel, ist, dass Schätzungen zufolge bis zu 100.000 Menschen aus Mossul fliehen könnten und nach Syrien oder in die Türkei flüchten könnten. Dies würde das Problem in Syrien nur verschärfen, welches ohnehin chaotisch ist und noch mehr Druck auf die Türkei und die humanitäre Situation dort ausübt. Es wirkt außer Kontrolle im Moment.
Das russische Verteidigungsministerium sagte, dass der Luftschlag auf die Beerdigung im Irak aus Versehen erfolgte und dabei viele Zivilisten tötete. Wie konnten sie mit Terroristen verwechselt werden?
Joaquin Flores: Wenn dies etwas wäre, das wir zum ersten, zweiten oder dritten Mal über einen Zeitraum der letzten fünf oder 10 Jahre in den Einsätzen der USA im Nahen Osten und Zentralasien sähen, dann könnte man akzeptieren, dass es sich um eine schwierige nachrichtendienstliche Situation handelt. Wir könnten akzeptieren, dass dies verwirrend war, dass die Versammlung aus 10.000 Meter Höhe wie etwas anderes aussah.
Aber wir wissen, dass dies dutzende Male passierte. Afghanistan ist ein Ort, an dem dies unzählige Male passierte. Wenn wir jetzt sehen, was im Irak passiert, denke ich, dass das Statement des russischen Verteidigungsministeriums ein bisschen konservativ und diplomatisch war, den Vorfall einen ‚Fehler‘ zu nennen.
Denn, was wir in Afghanistan herausfanden, ist dass die USA nicht schlechte Nachrichtendienste hat, sondern sehr gute, und dass sie vorsätzlich Leute dort ins Ziel nehmen, die mit Gruppen in Verbindung stehen, die sie bekämpften, nicht unbedingt Al-Qaida, nicht unbedingt der IS.
Aber wer auch immer es war: Sie fanden es sachdienlich und praktisch, dass sie diese ganzen Leute an einem Ort antrafen, und es war ihnen egal, dass sie dabei auch Frauen und Kinder trafen.
Das russische Verteidigungsministerium nennt den Luftschlag auf die Beerdigung im Irak ein ‚Kriegsverbrechen.‘ Wie würden sie es beschreiben?
Das größte Problem ist, dass dies ein Spiel der Worte ist. Die USA haben viele verschiedene Kategorien. Sie schätzen Leute nicht unbedingt als Zivilisten ein, sobald sie sie als ‚feindliche Kombattanten‘ einstufen.
Und wenn sie eine ganze Gruppe von Leuten nehmen und sie ‚feindliche Kombattanten‘ nennen, so gibt es eine verdrehte Wahrheit in diesem Statement, so dass sie behaupten, dass sie nicht Zivilisten, die sie tatsächlich vorfanden, ins Ziel nahmen, sondern ‚feindliche Kombattanten‘, da sie sie als solche definierten, obwohl sie bei einer Beerdigung waren.