Mehr Schutz beim Onlinebanking ist wichtigstes Anliegen des Verbraucherzentrale Bundesverband zur Europawahl. Bei keinem anderen Thema fühlen sich Verbraucher so hilflos.
95 Prozent der Verbraucher fühlen sich beim Onlinebanking unzureichend vor Cyberkriminalität geschützt. Das hat eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) ergeben. Zwar gibt es bereits europäische Regeln zum Schutz der Verbraucher, nach Erfahrung der Verbraucherschützer umgingen Banken diese Verpflichtungen aber immer wieder.
"Banken werfen ihren Kund:innen immer wieder vor, grob fahrlässig gehandelt zu haben", sagt VZBV-Vorständin Ramona Pop. "Unsere Befragungsergebnisse zeigen aber, dass Verbraucher:innen betrügerische Absichten nicht zuverlässig von echten Mails ihrer Bank unterscheiden können." Der VZBV fordert daher, dass es Banken in Zukunft erschwert werden sollte, Schäden durch Cyberangriffe auf Verbraucher abwälzen zu können.
In der Untersuchung im Auftrag des VZBV wurden Onlinebanking-Kunden simulierte Fälle aus dem Zahlungsverkehr vorgeführt, die sie beurteilen sollten: Dabei äußerten nur sechs von zehn Kunden einen Verdacht, wenn ihnen Phishing-Mails oder andere Betrugsmaschen gezeigt wurden – und gleichzeitig witterten vier von zehn Betrug bei echten Bankabläufen und offiziellen E-Mails.
Verbraucherzentrale Mogelpackung_ 14:47
Offenbar fällt es Kunden immer schwerer, zwischen echter und gefälschter Kommunikation zu unterscheiden. Das spricht dafür, grundsätzlich nicht auf Mails zu klicken, sondern sich immer direkt ins Onlinebanking einzuloggen – und von dort aus zu reagieren.
Aus Sicht der Verbrauchschützer ist der häufige Vorwurf von Banken an Kunden, sie hätten "grob fahrlässig" gehandelt, nach dieser Untersuchung nur noch schwer zu begründen. Denn das würde ja voraussetzen, dass ein Betrug klar erkennbar sei.
Tatsächlich müssen Verbraucher beim Onlinebanking sehr häufig für Betrugskosten selbst aufkommen, wie jüngst die Europäische Bankenaufsicht EBA feststellte: Während bei Kartenzahlung Betrugsfälle etwa zu gleichen Teilen von Kunden und Dienstleistern getragen werden, bleiben bei Überweisungsbetrug die Kunden in vier von fünf Fällen auf ihrem Schaden sitzen.
Besonders aufschlussreich in der VZBV-Untersuchung war die Reaktion derjenigen, die auf die Betrugsmaschen hereingefallen waren: Sie erklärten, ihr digitales Leben künftig massiv einschränken zu wollen.
Neben besserem Schutz beim Onlinebanking stellen die Verbraucherschützer zur EU-Wahl fünf weitere Kernforderungen an die Politik auf:
Bei all diesen Forderungen ergaben sich in der Forsa-Befragung für den VZBV unter Verbrauchern jeweils eine Mehrheit, die diese Themen als "eher wichtig" oder "sehr wichtig" beschrieb.Lebensmittel-Lügen 14.34
Die EU ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wichtiger für den Verbraucherschutz geworden: Auf EU-Ebene wurden prominente Regelungen wie Entschädigungen bei Flugausfall, der Wegfall der Roaminggebühren oder Energieeffizienz-Vorgaben für Waschmaschinen und Kühlschränke getroffen. Der VZBV findet daher auch nicht, dass die EU die Bürger mit überflüssiger Bürokratie überziehe. "Europa ist eine Erfolgsgeschichte für Verbraucherinnen und Verbraucher", urteilt Ramona Pop. "Aber wir sind überzeugt, Europa kann mehr."
Die Forderungen zur Wahl hat der Verbraucherzentrale Bundesverband auf einer neu gestalteten Website europa-kann-mehr.de zusammengefasst.
Quellen: VZBV, Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA, Studie zu Onlinebetrug
