Zum Staffelfinale hauen die Gründer noch einmal alles raus: Düfte für die Aftershow-Party, Springseile mit Sensoren – und ein "Zauberstab", der das Reiten revolutionieren soll. Die Löwen waren nicht knausrig, bis einem von ihnen furchtbar die Augen zu jucken begannen.
Kaum war das Pferd wieder draußen, wurde Carsten Maschmeyers Stimme nasal. Er kämpfte mit den Tränen. Hatte ihn das Tier, das gemütlich ein paar Runden durchs Studio gedreht hatte, dermaßen beeindruckt? Oder war es das Produkt mit dem nicht sehr leichtgängigen Namen Stallzauber Zauberstab, das dem Oberlöwen die Fassung raubte? "Ich kann kein glaubwürdiger Repräsentant Ihrer Erfindung sein", bekannte er. Es hatte rein medizinische Gründe.
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Man hat seit 2014 schon viel Privates über die Löwen erfahren. Jetzt also das: Carsten Maschmeyer leidet unter einer Pferdeallergie. Und das nicht zu knapp, wie der Pitch von Stallzauber Zauberstab bewies. Auch Ralf Dümmel outete sich als Nicht-Fan von Pferden. Bei einem Urlaub in Dänemark, erzählte er, sei mal ein Gaul unter ihm durchgegangen. Trotzdem interessierte sich der Kaufhaus-König für die nur 14 Gramm schwere Erfindung einer Pferdezüchterin, der die Pandemie übel mitgespielt hat. "Im Reit- und Angelbereich", wusste Dümmel zu berichten, "geben die Leute sehr viel Geld aus." Der 55-Jährige stieg ein – und will sogar dem Reitsport noch einmal eine Chance geben. "Das Pferd darf aber nur so groß sein, dass ich die Füße noch auf den Boden kriege."
"Nein!", schoss es aus Judith Williams heraus. Und auch Ralf Dümmel konnte es kaum fassen: "Wow, was für eine Wendung!" Lampix, das Bestell-Interface, das den Restaurantbesuch optimieren soll, war bei den Löwen eigentlich schon durchgefallen. "Ich gehe als Kunde nicht in ein Restaurant, weil es da so schöne bunte Lichter auf dem Tisch gibt", kritisierte Williams das digitale Bling-Bling. Carsten Maschmeyer fand das Timing der Produkteinführung unglücklich: "Mich erinnert das an die harte Lockdown-Zeit, als man vom Smartphone aus bestellte." Doch Dagmar Wöhrl, Besitzerin von 88 Restaurants, unterbreitete den drei Technoboys ein Angebot. "Ich gehe ins Risiko", verkündete sie verwegen. Ihre Businessidee: Erlebnisgastronomie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.
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"Wie sieht denn eure Planung für die nächsten Jahre aus?" – "Na, Vollgas!" Die beiden Gründer von Rollyz Berlin / Rollyzberg (Der stern hat das Produkt getestet. Hier lesen Sie den Testbericht) hatten sichtlich Spaß an ihrem Produkt. Die "Sackkarre für die Hosentasche", so das Eigenmarketing, sorgte für gute Laune bei den Investoren – aber sind Transportrollen für den Hausgebrauch wirklich neu? Und kann man so was schützen? Die Löwen verabschiedeten sich einer nach dem anderen aus dem Rennen. Nur Ralf Dümmel blieb übrig. "Ihr braucht viel mehr als die geforderten 125.000 Euro", eröffnete er den geschäftlichen Teil – und knöpfte den Spaßvögeln 33 statt der gewünschten 15 Prozent ab. Dafür will er das Business mit 100 Millionen Handzetteln ins Rollen bringen.
Ein Hardrocker, der sich sein eigenes Parfüm zusammenpanscht – kann das was werden? Die Nasen der Jury waren gespalten. Der männliche Teil sah durchaus Potenzial in Knights Fragrances, Judith Williams hatte starke Zweifel. Der "Duft für die Rock 'n' Roll- Afterparty" (Gründer Axel Rudi Pell) sei schon "sehr after", urteilte sie ungnädig, was den Bochumer Berufsmusiker aber nicht weiter juckte. Seine Parfümlinie sei eh nur ein "Sidebusiness" – daher: "Keep On Rocking" (Maschmeyer).
Härter traf die Absage das Duo von Everjump. Sie hätten das Springseil neu erfunden, stapelten die beiden ehemaligen Studienkollegen nicht eben tief. Die Löwen hielten das Produkt für zu wenig massentauglich, außerdem nahmen sie den Unternehmern ihre in die Millionen gehenden Umsatzziele nicht ab. Georg Kofler flirtete mit einem Deal – nur halt auf die Kofler-Art: Sein Angebot war unannehmbar für Gründer, denen etwas an ihrer Gründung lag.
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