Von Tillmann Bauer
Berlin. Der Fuchs ist ein schlaues Tier. Da sind Wissenschaftler aus der ganzen Welt d’accord. Zwar schreiben sie Elefanten, Menschenaffen oder Delfinen noch eine höhere Intelligenz zu – die gibt’s aber allesamt nicht in der Handball-Bundesliga.
In der Hauptstadt treiben dafür Füchse ihr Unwesen.
Im tierischen Auswärtsspiel bei den Berliner Füchsen gab’s für die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend eine 20:23 (10:11)-Niederlage. Die Raubkatzen von Trainer(fuchs) Ljubomir Vranjes machten eigentlich – wie schon im Pokal gegen die Kieler Zebras – ein gutes Spiel, leisteten sich aber erneut in den letzten zehn Minuten entscheidende Fehler.
Die wurden von den Füchsen eiskalt ausgenutzt. Welch clevere Tierchen!
"Wir sind natürlich enttäuscht, wir wollten mehr", sagte Vranjes zur RNZ: "Wir haben zumindest in der Abwehr ein gutes Spiel gemacht."
Weil die Berliner trotz großer Personalprobleme noch ausgefuchste Spieler wie Routinier Hans Lindberg oder Mittelmann Paul Drux auf dem Feld stehen hatten und auf der Gegenseite anfangs Lukas Nilsson in bester Löwen-Manier mit Druck aufs Tor ging, konnte sich lange kein Team absetzen. Ansonsten besonders: Max Kessler aus der zweiten Mannschaft durfte den angeschlagenen Uwe Gensheimer auf Linksaußen ersetzten. Der Kapitän kam dann in Abschnitt zwei.
Zuvor machte Joel Birlehm im Löwen-Tor auf sich aufmerksam, als er zunächst in einfacher, wenig später sogar in doppelter Unterzahl spektakulär parierte (6. und 7. Minute). Nach einer Viertelstunde führten die Löwen mit 7:5.
Den 1850 Berliner Zuschauern, die mit FFP2-Maske in die Max-Schmeling-Halle kommen durften, gefiel das überhaupt nicht. Sie mussten sich kurz gedulden, durften dann aber auch jubeln. Denn erst sah Abwehr-Ass Ymir Örn Gislason früh die zweite Zeitstrafe (18.), dann begann Berlins Torwart Dejan Milosavljev, der mehr an einen Bär als an einen Fuchs erinnert, die Bälle zu halten.
Coach Vranjes tobte vor seiner Auswechselbank. Man könnte sagen, er war fuchsteufelswild. Danach versuchte der Schwede aber mehr, von außen das Spiel zu beruhigen. Dabei fand er wohl die richtigen Worte – gerade unmittelbar nach der Pause. Denn nach dem Wechsel gelang der Löwen-Deckung einige schnelle Ballgewinne, danach ging’s blitzschnell nach vorne. So führte man zwischenzeitlich wieder 17:15 (40.) – verspielte das kleine Polster aber in der Schlussphase.
Denn in den letzten neun Minuten gelang den Löwen kein einziges Tor mehr. Da war’s dann letztendlich Keeper Milosavljev, der sein Tor vernagelte (insgesamt 18 Paraden/48 Prozent gehaltene Bälle) – und damit den Fuchsbau verteidigte. Später meinte Vranjes dennoch: "Das war ein Schritt nach vorne."
Vor dem nächsten Bundesliga-Heimspiel am Samstag (20.30 Uhr/Sky) gegen den HC Erlangen hängen die Löwen weiter mit 22 Minuspunkten auf Rang 13 im Niemandsland der Tabelle (wo sich Fuchs und Has’ gute Nacht sagen!) fest.
Wir erinnern uns abschließend noch einmal: Der Fuchs ist ein schlaues Tier. Der Löwe steht hingegen für Stolz, Zielstrebigkeit, Kraft und Stabilität.
Dank Ljubomir Vranjes sind diese Dinge trotz Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen wieder zu sehen. Vranjes fasste zusammen: "Mit 20 Toren kann man kein Auswärtsspiel gewinnen."
Wie wahr – so ein Fuchs!
Füchse: Milosavljev 1, Andersson 4, Lindberg 3/2, Marsenic 3, Drux 4, Sauter 3, Beneke 3, Matthes 1, Langhoff 1.
Löwen: Schmid 6/5, Nilsson 4, Kirkelokke 4, Groetzki 3, Kessler 1, Knorr 1, Gensheimer 1,
Strafminuten: Drux 2 – Gislason 4, Kohlbacher 2, Kirkelokke 2.
Stenogramm: 2:1 (5.), 3:3 (10.), 4:6 (15.), 7:8 (20.), 9:8 (25.), 11:10 (Halbzeit), 13:12 (35.), 14:16 (40.), 17:17 (45.), 20:19 (50.), 23:20 (55.), 20:23 (Ende).
Zuschauer: 1850.