Der Mountainbike-Sport muss – noch – durchaus als männerdominiert bezeichnet werden. Umso erfreulicher, dass es im Jahr 2020 auch immer mehr Frauen auf den Sattel verschlägt und das vor allem aus dem Surf-Bereich bekannte Frauen-Magazin Golden Ride nun auch explizit Mountainbike-Ausgaben erstellt. Wir haben uns kurz mit Nathalie Gandrille unterhalten, die sich als eine der Gründerinnen um das Heft kümmert und uns hier über die Aspekte aufklärt, die das Magazin von Frauen für Frauen ausmachen.
Der Mountainbike-Sport muss – noch – durchaus als männerdominiert bezeichnet werden. Umso erfreulicher, dass es im Jahr 2020 auch immer mehr Frauen auf den Sattel verschlägt und das vor allem aus dem Surf-Bereich bekannte Frauen-Magazin Golden Ride nun auch explizit Mountainbike-Ausgaben erstellt. Wir haben uns mit Nathalie Gandrille unterhalten, die sich als eine der Gründerinnen um das Heft kümmert und uns hier über die Aspekte aufklärt, die das Magazin von Frauen für Frauen ausmachen.
MTB-News: Hi Nathalie, stell dich doch bitte unseren Lesern mal kurz vor!
Nathalie Gandrille: Hallo Jakob, sehr gerne! Ich bin die Nathalie und eine der Gründerinnen und Gesellschafterinnen von Golden Ride. Zudem bin ich bei uns für alles „Geschäftliche“ zuständig, also Marketing, PR, Abo-Service, Buchhaltung und kümmere mich zusammen mit meiner Kollegin und Mitbegründerin Anita um die Redaktion, Online und für die Print-Magazine sowie unsere Social-Media-Kanäle. Privat und beruflich – denn das fällt ja bei mir irgendwie zusammen – findet man mich im Sommer mit dem Bike auf den Trails in den Alpen und im Winter mit Snowboard und Splitboard dort, wo es den besten Schnee gibt.
Wie kommt man dazu, ein eigenes Magazin zu gründen?
Kurz gesagt: Man hat eine Schnapsidee und den Mut diese durchzuziehen. So war es mehr oder weniger. Golden Ride an sich ist ja nicht ganz neu, das Magazin gibt es schon seit 2007 mit Snowboard und Surf-Ausgaben, nur Biken ist neu bei uns. Das haben wir erst 2019 mit in unser „Programm“ genommen. Ursprünglich ist das Magazin jedoch entstanden, weil wir kein Magazin gefunden haben, dass unseren Vorstellungen entsprochen hat.
So haben wir uns, noch ohne Hintergedanken, mal zusammengesponnen, wie so ein Magazin aussehen sollte. Durch den Anstoß einer Freundin wurde die Idee konkreter und in einer durchzechten Nacht in Barcelona haben wir den Entschluss gefasst, es doch einfach mal zu probieren. Wir waren gerade Anfang 20, am Anfang unseres Studiums und hatten keine Ahnung, wie man eine Zeitschrift herausbringt. Und so haben wir mehr schlecht als recht einen Dummie erstellt, uns einen Vertrieb gesucht und Termine auf der Sportmesse ISPO mit den Marketingmanagern aller möglichen Snowboard-Brands vereinbart.
Wir wurden zwar mehr belächelt als ernst genommen, aber zwei – drei Anzeigenpartner konnten wir dann doch gewinnen. Keine zwei Monate später stand dann die erste Ausgabe Golden Ride in den Läden. Wenn ich mir die erste Ausgabe allerdings heute anschaue, frage ich mich, wie wir jemals irgendwen damit überzeugen konnten (lacht).
Aber wir haben uns über die Jahre weiterentwickelt, haben viel gelernt, sind auch genauso oft ins Fettnäpfchen getreten und haben in der Zwischenzeit ein Magazin, das sich (hoffentlich) durchaus sehen lassen kann. Aus dem ursprünglichen Team von fünf Leuten sind nur noch drei übrig, aber wir drei – Anita (Redaktion und Fotoredaktion), Kris (Grafik und Produktion) und ich – stehen voll und ganz hinter unserer Arbeit. Und das müssen wir auch, denn in einer Zeit, in der das Internet immer öfter das gedruckte Wort ersetzt, bedeutet ein Print-Magazin herauszubringen, besonders eines, dass so eine spezielle Zielgruppe hat, leider viel Arbeit und wenig Geld. Hinter Golden Ride steht also kein großer Verlag, sondern nur wir drei, die das Magazin mit viel Liebe im Eigenverlag herausbringen.
Snowboard und Surfen. Wie kam es dann, dass ihr seit letztem Jahr auch Bike mit dabei habt?
Der Schritt kam eigentlich fast von allein. Kris, Mitbegründer und unser Grafiker, ist schon seit eh und je mit seinem Downhiller in allen Bikeparks zu finden, Anita hat über die letzten Sommer auch mehr und mehr Spaß am Biken gefunden und ich bin auch seit Jahren im Sommer nur auf dem Bike unterwegs. Wir haben mit Golden Ride schon immer unseren Hobbies eine Plattform gegeben und Mountainbiken gehört schon länger zu unseren Leben. Weshalb also nicht unsere Leidenschaft mit anderen Frauen teilen. Golden Ride haben wir damals gegründet, weil es keine Surf und Snowboard-Magazin für Frauen gab. Und beim Mountainbiken vor uns ja auch nicht.
Was unterscheidet eure Golden Ride von anderen Bike-Magazinen?
Der größte Unterschied ist wohl die Zielgruppe, denn Golden Ride ist ein Magazin von Frauen für Frauen – auch wenn die Grafik bei uns von einem Mann gemacht wird (lacht). Wir möchten mit unseren Stories und Interviews andere Frauen inspirieren ihren eigenen Weg zu gehen. Wir wollen unseren Leserinnen Frauen vorstellen, an denen sie sich orientieren können und Fahrerinnen den Platz in einem Magazin geben, den sie verdienen, aber leider oft nicht bekommen. Denn sind wir mal ehrlich, in einem „unisex“ Magazin geht es schon sehr viel um Männer – Interviews, Produkte – und auch das Cover wird viel zu selten von einer Frau geziert. Das hat sich zwar in den letzten Jahren auch schon gewandelt, aber es gibt so viele tolle Frauen und Geschichten, die ihren Platz in einem Print-Magazin verdienen.
Auch vom Konzept unterschieden wir uns stark von anderen Magazinen. Während im klassischen Bike Magazin sehr oft Produkte und Tests im Vordergrund stehen, möchten wir ein zeitloses Magazin mit schönen Stories und Bildern schaffen, dass man sich in den Schrank stellt und auch nach Jahren gerne wieder durchblättert.
Kannst du die Zielgruppe der Golden Ride noch etwas genauer definieren?
Wie ich schon erwähnt habe, ist unser Magazin für Frauen ausgelegt, obwohl wir natürlich auch ein paar männliche Leser haben. Das Magazin richtet sich dabei an jede Frau, von der blutigen Anfängerin bis zum Pro. Wir denken, jede kann aus den Stories etwas für sich mitnehmen.
Wo liegt deiner Meinung nach der Unterschied zwischen dem Mountainbiker und der Mountainbikerin?
Ich denke, der größte Unterschied liegt in der Einstellung zum Sport. Obwohl es natürlich sehr oft fahrerische Unterschiede gibt, gehen Frauen den Sport anders an. Männer sind meiner Meinung nach mehr auf Wettkampf und den Vergleich zu anderen getrimmt, während Frauen eher die Teamplayer sind. Frauen unterstützen einander mehr und zeigen mehr Verständnis in schwierigen Situationen.
Ich persönlich habe die Beobachtung gemacht, dass mittlerweile deutlich mehr Frauen auf Mountainbikes unterwegs sind, oftmals auch als reine Frauen-Gruppen, was noch vor wenigen Jahren wirklich eher selten vorkam. Bestätigst du dies? Was hat sich seitdem geändert?
Ja, das ist mir auch schon aufgefallen und ich finde es klasse. Ich sehe das auch im eigenen Freundeskreis – immer mehr Mädels fangen mit dem Mountainbiken an. Ich glaube auf jemanden, der sich noch nicht damit beschäftigt hat, wirkt es wie eine „Männerdomäne“. Das kann sicher auf den ersten Eindruck etwas abschreckend wirken. Ich denke Frauen lassen sich eher von anderen Frauen für diesen Sport begeistern – und das passiert in den letzten Jahren mehr und mehr.
Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, um noch mehr Frauen auf das Mountainbike zu bringen?
Ich glaube, wir sind da schon auf dem richtigen Weg. Es gibt ein immer größeres Angebot an Frauen-spezifischen Produkten und vor allem, und das finde ich extrem wichtig, Events und Camps für Frauen. Die ersten Schritte sind nicht leicht und man kann sich schnell entmutigen lassen. Dort das Backup und die Unterstützung von anderen Frauen zu bekommen, denen es genauso geht, macht Mut und bringt dann auch schnell den Spaß am Biken. Und hat man den mal gefunden … Und natürlich die passende Lektüre für das neue Hobby nicht zu vergessen – das steigert die Lust auf mehr Trails.
Vielen Dank dir für das spannende Interview! Mehr Informationen über die Golden Ride Ausgabe 53 – Bike Issue gibt es hier!
Was müsste eurer Meinung nach geschehen, um noch mehr Frauen auf Mountainbikes zu bringen?