Von Alexander Rechner
Mosbach. Nach wenigen Metern bleibt die Fußgängerin stehen. Eine unsichtbare Grenze, auf der Seite ein neues Geschäft, das sie bestaunt. Unvermittelt trägt sie der vorbeilaufenden Citymanagerin Andrea Zorn von der Stadt Mosbach ihren Wunsch vor: ein weiteres Café in der Altstadt. „Das wäre schön“, sagt sie und zeigt damit auch, wie sehr die Mosbacher die Entwicklung ihrer Heimatstadt verfolgen.
Im digitalen Zeitalter steht der Einzelhandel in den meisten deutschen Innenstädten unter wirtschaftlichem Druck. Und damit auch die Rathäuser: Fast alle Städte beschäftigen sich mit der Frage, wie sie die Geschäfte im Ortskern halten können. Auch Mosbach. Dabei wartete die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar unlängst mit einer guten Nachricht für die Region auf: Ihrer Analyse zufolge zählt das Mittelzentrum Mosbach zu den attraktivsten Einkaufszielen im Bezirk der IHK Rhein-Neckar.
Die Große Kreisstadt könne sich insbesondere im Vergleich mit anderen Mittelzentren sehen lassen, bekräftigt denn auch Andrea Zorn. Immer noch. Allerdings weiß sie nur zu gut, dass diese Analyse nicht alle Mosbacher beruhigt. Denn die Wahrnehmung der Stadt und des Einzelhandelsstandorts Mosbach ist – vor allem bei den Einheimischen – nicht selten kritischer als es die nüchternen (externen) Bewertungen nahelegen.
Bei einem Gang von einem Ende der Fußgängerzone zum anderen wird schnell klar: In der Innenstadt ist jede Menge Bewegung, Veränderung. Und an manchen Ecken – und das lässt sich mit einem kritischen Blick nachvollziehen – klaffen Lücken beziehungsweise Leerstände. Da ist das verwaiste Gebäude in der Hauptstraße, in dem bis vor einiger Zeit noch „Vodafone“ eine Filiale betrieben hatte. Es ist in neuen Händen und wird laut Andrea Zorn zurzeit saniert.
Direkt daneben sollen im ehemaligen Kinderbuchladen sogenannte Kurzzeitläden (Pop-up-Stores) weiterhin Heimat auf Zeit finden. „In dieser Immobilie sollen Umbaumaßnahmen umgesetzt werden“, erklärt Zorn. Ähnlich verhält es sich auch an anderer Stelle in der Hauptstraße (ehemals „Chic ab 42“): „Dies wird noch saniert, hier wird eine Brandschutzdecke eingezogen“, sagt Andrea Zorn. Die Bauarbeiter seien zudem in und an der Immobilie, in der zuletzt Sport Freppan eine Filiale betrieb, zu Gange. Der Citymanagerin zufolge werden die Räumlichkeiten modernisiert, das Haus insgesamt neu aufgeteilt.
Dagegen kehrte und kehrt in Geschäften an anderen Ecken neues Leben ein: In der Ölgasse 1 hat vor wenigen Tagen ein Thaimassage-Studio eröffnet. Vor geraumer Zeit ist Goldschmiedin Ute Ander von dort in die Hauptstraße (Haus „Waffen-Zepf“) gezogen. Und in der Zwingerstraße (ehemals Tan-Do) wird bald die Lounge „Relaxx“ an den Start gehen. „Dies ist ein Angebot für Jüngere“, so Zorn. Und in der Schwanengasse wurde mit „annas“ eine nachhaltige Einkaufsalternative geschaffen.
Überdies hat sich ein neuer Mieter gefunden für die ehemalige Boutique „Modelle“, dort empfängt der Welt-Laden nun seine Kunden. Nach dem Umzug des Welt-Ladens hat sich der frühere Verkaufsraum (ehemals Peres) in die neue „Galerie im Fachwerk“ verwandelt, in der die „Kunstfertigen“ bis Weihnachten ausstellen (im neuen Jahr soll ein neuer Mieter dort einziehen). Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von zehn Künstlern aus der Region, die sich regelmäßig im Atelier von Isabell Riederer trifft. Unweit davon – in der Kesslergasse – hat sich auch etwas getan.
„Dort ist mit Klettis Genussboutique und der Kochboutique by Eric eine Genussmeile entstanden“, sagt Andrea Zorn. Zudem hat das libanesische Restaurant „West Beirut“ im ehemaligen Wolle-Rödel seine Türen geöffnet. Angetan ist die Citymanagerin auch davon, dass „Engel & Völkers“, das weltweit operierende Immobilienmakler-Franchise-Unternehmen, in der Innenstadt (am unteren Graben 1) nun eine Dependance betreibt.
Die Läden „Nadelkiste“ und die Änderungsschneiderei am Kirchplatz hätten unterdessen die gewünschte Wirkung entfaltet – und das Areal dort wiederbelebt. Eine weitere positive Nachricht hat sie auch im Gepäck: In das ehemalige Schuhhaus Seitz zog der Laden „Flo No. 7“ mit seinem Bastel-Angebot ein und wechselte damit die Straßenseite für das gerade gegenüber eröffnete Naturhaus.
Was die Neuansiedlung von Geschäften anbelangt, auch das betont Andrea Zorn immer wieder, könne die Stadt nur Impulsgeber und fördernder Vermittler sein. Beeinflussen könne man die sogenannten weichen Standortfaktoren, also positive Rahmenbedingungen schaffen, um den Standort für den Einzelhandel attraktiv zu machen und zu halten.
Der Online-Handel mache landauf, landab der Frequenz und damit den Geschäften in den Innenstädten zu schaffen. Auch in Mosbach. Einen Königsweg gibt es laut Zorn nicht. Sie möchte, dass auch künftig der Besuch der Altstadt ein Erlebnis ist. Für König Kunde rolle man weiterhin den roten Teppich aus.
Ein weiteres Café sei sicher eine weitere Bereicherung, ist auch Zorn überzeugt. „Aber backen können wir uns leider einen Betreiber nicht. Wir hoffen aber, dass der positive Ruf mögliche Betreiber erreicht und ermutigt“, sagt sie. Jedenfalls will sie weiter hart daran arbeiten, dass Mosbach bei der nächsten IHK-Studie wieder den vorderen Platz verteidigt.