Frauen in Saudi Arabien haben lange unter restriktiven Gesetzen gelitten. Nun gibt es ein Novum: Das konservative Königreich nimmt zum ersten Mal an der Miss-Universe-Wahl teil.
Rumy al-Qahatani ist ein 27 Jahre altes Model und Influencerin. Sie wird die erste Frau sein, die für Saudi-Arabien an der Miss-Universe-Wahl teilnimmt. Der globale Schönheitswettbewerb findet im September dieses Jahres in Mexiko statt.
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Qahtani verkündete die Neuigkeit ihres Debüts bei Miss Universe in einem Beitrag auf ihrem Instagram-Account. "Ich fühle mich geehrt, am Miss Universe 2024 Wettbewerb teilzunehmen", schreibt sie in ihrem Beitrag. Und weiter: "Dies ist die erste Teilnahme des Königreichs Saudi-Arabien."
Qahtani ist eine erfahrene Mitstreiterin, wenn es um Miss-Wahlen geht. Seit sie 2021 zur Miss Saudi-Arabien gekrönt wurde, hat sie mehrere Wettbewerbe gewonnen, darunter die Titel "Miss Middle East" und "Miss Arab World Peace". Ihre Reisen und Schönheitswettbewerbe teilt das Model auf Instagram mit einer Millionen Follower. Laut dem Frauenmagazin "Laha" wurde Qahtani in Riad geboren und hat einen Abschluss in Zahnmedizin. Sie spricht außerdem fließend Arabisch, Französisch und Englisch.
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Die Teilnehmerinnen der Miss-Wahl bereiten sich monatelang vor. In drei Kategorien müssen sie an ihrem großen Tag bestehen können. Sie präsentieren Abendkleider, demonstrieren ihre Persönlichkeit und werden rigoros ausgefragt – dabei kann es um Tipps zu selbstsicherem Auftreten gehen, genauso wie um politische Konflikte.
Das Debüt von Saudi-Arabien bei Miss Universe markiert einen Meilenstein für das islamisch geprägte Land, das sich immer mehr für die westliche Welt öffnet. Das konservative Königreich befindet sich auf dem Weg zu weiteren Frauenrechtsreformen. Ein Weg, der allerdings steinig bleibt.
Seit seiner Ernennung im Juni 2017 hat Kronprinz Mohammed bin Salman mehrere Schritte unternommen, um die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern. Das geschieht im Rahmen der so genannten Vision 2030. Diese sieht soziale und kulturelle Reformen für das Königreich vor. Zum Beispiel soll die saudi-arabische Gesellschaft digital transformiert und modernisiert werden. Ein weiteres Ziel ist die Diversifizierung der ölbasierten Wirtschaft.
Im Juni 2018 hob Saudi-Arabien zum Beispiel das langjährige Verbot für Frauen, Auto zu fahren, auf. Im April 2018 durften Frauen erstmals an einem Konzert teilnehmen – dem ersten geschlechtergemischten Event im Königreich. Und 2019 unterzeichnete der saudische König Salman bin Abdul-Aziz Al Saud ein Gesetz, das Frauen nicht mehr verpflichtet, die Erlaubnis eines Mannes einzuholen, um zu reisen oder einen Reisepass zu erhalten.
Trotz der scheinbaren Reformen berichten Menschenrechtsgruppen weiterhin von Diskriminierung und Verletzungen der Frauenrechte im Königreich. Saudi-Arabien belegte 2023 im Global Gender Gap Index des Weltwirtschaftsforums den 131. Platz von 146 Ländern.
Und erst kürzlich forderte Amnesty International die Mitgliedsstaaten der UN auf, ihre Entscheidung zu überprüfen, Saudi-Arabien den Vorsitz des UN-Frauenrechtsforums zu übergeben.
"Die katastrophale Bilanz Saudi-Arabiens beim Schutz und der Förderung der Rechte von Frauen lenkt die Aufmerksamkeit auf die große Kluft zwischen der tatsächlichen Realität für Frauen und Mädchen in Saudi-Arabien und den Bestrebungen der Kommission", sagte Sherine Tadros von Amnesty International vergangene Woche.
Quellen: Al-Monitor, Grazia