Von Tillmann Bauer
Mannheim. Klaus Gärtner hatte genau zwei Tage Zeit, um sein Team vorzubereiten. Sicher hätte er gerne mehr gehabt. Zwölf Spieler der Rhein-Neckar Löwen waren vergangene Woche mit dem Nationalteam unterwegs und kamen am Sonntag zurück nach Kronau – manche auch erst am Montag.
Optimale Vorbereitung sieht anders aus, ein gutes Ergebnis auch: Für Gärtners Bundesliga-Handballer gab’s am Mittwoch in 60 kämpferischen Minuten eine hochverdiente 30:33 (13:15)-Heimniederlage gegen den TBV Lemgo Lippe.
Damit reißt die Serie der Gelben. Wettbewerbsübergreifend waren sie zuvor vier Spiele in Folge ungeschlagen. Das ist vorbei, in der Liga ist das Konto nun nicht mehr positiv, sondern ausgeglichen (9:9). "Schade, dass wir diese Phase nicht fortsetzen konnten", sagte Gärtner: "Lemgo hat uns aufgezeigt, wo es noch bei uns hapert. Für die Art und Weise, wie das Spiel gegen Ende verloren ging, muss man sich ein bisschen entschuldigen."
Was er meinte: In der Schlussphase gab man sich zwar nicht auf, leistete sich aber weiter einen Fehler nach dem anderen, so dass die Begegnung (spätestens) rund fünf Minuten vor dem Ende entschieden war – das machte keinen guten Eindruck. Es fehlte Ruhe, es fehlte der Durchblick.
Doch zum Anfang: Gedeon Guardiola, dessen Vertrag bei den Löwen vor knapp zwei Jahren nicht verlängert wurde, durfte sich nicht nur vor dem Anpfiff über eine Umarmung von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und einen warmen Applaus der 3387 Zuschauer freuen, sondern auch während des Spiels über eine sehr gute Vorstellung seines Arbeitgebers TBV Lemgo Lippe.
Die Löwen waren dagegen glücklich über das Comeback von Uwe Gensheimer (Achillessehne), mussten dafür aber auf Lukas Nilsson (krank) verzichten.
Und vor allem mussten sie für jeden Treffer hart arbeiten.
Denn wie bereits erwähnt: Weil die Badener im Angriff extrem viele, vermeidbare technische Fehler begingen und diese von den Ostwestfalen im Tempospiel eiskalt ausgenutzt wurden, stand’s schnell 4:1 (5.) für die Gäste. Obwohl die Begegnung beim 12:12 (26.) gedreht schien, ging’s nicht nur mit einem 13:15-Rückstand in die Kabine – Lemgo war wirklich über 60 Minuten schlicht die bessere Handballmannschaft.
Ein verdienter Sieger? "Ja, leider", sagte Philipp Ahouansou. Der Rückraumspieler traf sechsmal und war einer der wenigen Lichtblicke. Er meinte: "Das ist nicht erklärbar. Wir haben viel zu viele Bälle weggeworfen. Wir waren zu hektisch."
Tja – in der Ruhe liegt die Kraft. Doch die Zeit ist auch diesmal begrenzt. Am Freitag fliegen die Löwen in den Norden, am Samstag steht das Topspiel bei der SG Flensburg-Handewitt an. Bleiben also zwei Tage zum Trainieren.
Damit kennt sich Klaus Gärtner ja aus.
Löwen: Schmid 4, Gensheimer 3/2, Kirkelokke 3, Knorr 1, Helander 2, Ahouansou 6, Lagergren 1, Groetzki 3, Horzen 3, Gislason 1, Kohlbacher 3
Lemgo: Hutecek 2, Elisson 12/3, Carlsbogard 6, Schagen 2, Suton 2, Zerbe 3, Cederholm 1, Reitemann 5
Strafminuten: Helander 2, Abutovic 2, Lagergren 2, Gislason 2 – Hutecek 4, Schagen 2, Suton 2
Stenogramm: 1:3 (5.), 3:5 (10.); 5:7 (15.), 8:9 (20.), 11:12 (25.), 13:15 (Halbzeit); 18:18 (35.), 18:22 (40.), 19:25 (45.), 22:26 (50.), 25:30 (55.), 30:33 (Ende)
Zuschauer: 3387