Von Rainer Kundel
Mannheim. Von wegen Selbstläufer. Im Lichte der ellenlangen Ausfall-Liste der Adler Mannheim war es nicht überraschend, dass sich der Titelaspirant am fünften Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga gegen das verbesserte Schlusslicht Krefeld Pinguine schwer tat und nach einem Zwei-Tore-Rückstand erst in der Verlängerung einen allerdings verdienten 3:2 (0:1, 1:1, 1:0, 1:0) Sieg herausschoss.
Obwohl Ilari Melart in die Aufstellung zurückkehrte (Pavel Gross: "Er war einfach nur krank, so etwas gibt es noch") verringerte sich die Zahl von neun Ausfällen beim Gastgeber nicht. Dies, weil sich mit Denis Reul ein anderer Verteidiger angeschlagen abgemeldet hatte, weshalb das "C" als Zeichen des Kapitäns diesmal das Trikot von Routinier Andrew Desjardins schmückte. Ein Blick auf den Matchbogen offenbarte, dass die Seidenstädter ohne ihren Cheftrainer Clark Donatelli angereist waren. Der US-Amerikaner hatte sich nach dem 0:6 gegen die Kölner Haie und einer sonntäglichen Krisensitzung krank gemeldet hat. Langjährige Kenner der Szene gehen allerdings davon aus, dass dies der erste Schritt zu einer Trennung der Parteien ist.
Die Turbulenzen in der Heimat ließen sich die Pinguine nicht anmerken. Obwohl sich das Geschehen im ersten Abschnitt 18 Minuten im Angriffsdrittel der Adler abspielte, lag der Favorit in Rückstand. Weiß fing in der 11. Minute einen riskanten Pass von Melart in der neutralen Zone ab und überwand Brückmann im Alleingang. Lucenius nach 28 Sekunden und Berlev (15.) hatten mit schnellem Umschaltspiel weitere Chancen auf der Kelle. Und die Adler? Sie probierten viel, fanden aber keine Lücke durch das engmaschige Netz der Rheinländer und probierten es in der Folge auch mehrfach aus der Distanz. Der russische Torhüter Shilin behielt jedoch selbst bei abgefälschten Schüssen den Überblick und hatte das Glück auf seiner Seite, als Larkin (19.) aus drei Metern vergab und Krämmer unmittelbar im Anschluss vor dem leeren Tor die Scheibe verfehlte.
Was auch immer sich die Adler in der ersten Pause vorgenommen hatten, Übermotivation war das falsche Mittel. Die erste Strafzeit des Abends kassierte Larkin, was wiederum Weiß zum 0:2 ausnutzte. Auch Desjardins musste nach einer Regelwidrigkeit raus, mit einer Aufholjagd wurde es deshalb erst mal nichts. Das Gross-Team war irritiert, brauchte einige Zeit um sich zu sammeln und agierte vor dem Krefelder Tor umständlich und wenig entschlossen. Zum Glück hatten die Stürmer der Pinguine bei drei überfallartigen Angriffen kein Zielwasser getrunken, so dass der Anschlusstreffer durch einen kapitalen Schuss von Lean Bergmann (39.) in den Winkel der kurzen Ecke wieder für Hoffnung sorgte.
#Endstand Zwei weitere Punkte wandern auf unser Konto. Wir feiern den dritten Serien-Sieg und bleiben zuhause weiter ungeschlagen. #MANvsKEV #einermehr #fürMannheim pic.twitter.com/j1rnh5Au3s
— Adler Mannheim (@adlermannheim) September 21, 2021
Mit viel Elan, aber lange Zeit auch mit Ladehemmung drängten die "Greifvögel" auf den Ausgleich, liefen dabei immer wieder Gefahr, sich bei den blitzschnellen Konter-Attacken das entscheidende dritte Tor einzufangen. Das einzige Überzahlspiel der Adler verpuffte, auch wenn die Nordwestkurve die Scheibe geradezu ins Tor schreien wollte. Dann entschied sich Desjardins für das probateste Mittel, schoss einfach an Freund und Feind vorbei aufs Tor – Matthias Plachta (57.) fälschte zum 2:2 ab. Für den Zusatzpunkt in der Verlängerung brauchte dann Korbinian Holzer gerade mal 50 Sekunden, wiederum mit einem gewaltigen Schlagschuss.
Adler Mannheim – Krefeld Pinguine 3:2 n.V. (0:1,1:1, 1:0, 1:0); Tore: 0:1 Weiß (11.), 0:2 Weiß (24.), 1:2 Bergmann (39.), 2:2 Plachta (57.), 3:2 Holzer (61.); Schiedsrichter: Bruggeman (USA), Schukies (Herne); Strafminuten: 4/2; Zuschauer: 6 051.