Von Karla Sommer
Heidelberg. "Impfung ohne Termin – solange der Vorrat reicht": Das ließen sich viele Emmertsgrunder nicht zweimal sagen, zumal sie nur einmal mit dem Impfstoff Johnson & Johnson geimpft werden müssen. Schon am Montag, am ersten Tag der Impfwoche, die nur für die Bewohner des Emmertsgrunds gedacht ist, bildete sich eine lange Schlange vor dem Seniorenzentrum. Ein mobiles Impfteam des Kreisimpfzentrums hat in Kooperation mit dem Roten Kreuz und dem Stadtteilbüro die Aktion gestartet. Zwar sind es nur knapp 700 Dosen, die auf die Woche verteilt werden, dennoch ist Gert Bartmann, Leiter des Amtes für Sport und Gesundheitsförderung, zufrieden: "Wir sind zuversichtlich, dass wir jetzt viele Menschen ansprechen können, die bisher noch nicht von der Impfkampagne erreicht worden sind."
Und so war es auch. Kevin Stroh, der draußen in der Schlange steht, meint: "Auf so eine Aktion habe ich gewartet. Meine Mutter und meine Schwiegermutter sind krank, also bin ich spontan heute hierher gekommen." Er ist genauso über die Plakataktion des Stadtteilbüros aufmerksam geworden wie Angelina Wojtysiak. Auch sie hat sich auf den Weg zum Seniorenzentrum gemacht, obwohl sie eigentlich noch warten wollte. Sie traut dem Impfen nicht so recht und findet es eigentlich, medizinisch gesehen, noch zu früh. "Jetzt bin ich aber ganz spontan hier", so die Skeptikerin, die das Angebot doch super findet. Da Sengchanh Poonthaheuamgsy schon seit gefühlt ewigen Zeiten auf einen Termin bei ihrem Hausarzt wartet, fühlte sie sich durch die Plakate auf dem Emmertsgrund angesprochen und steht jetzt ganz vorn in der Schlange. Hilfe beim Ausfüllen des Erhebungsbogens bekommt sie vor Ort. Auch Hinweiszettel in Türkisch und Russisch liegen aus.
Obwohl der Johnson & Johnson-Impfstoff inzwischen vor allem für Männer und Frauen über 60 Jahren empfohlen wird, war es nach ärztlicher Aufklärung dennoch möglich, auch Männer zwischen 18 und 59 Jahren sowie Frauen zwischen 40 und 59 Jahren zu impfen. Aus dieser Altersgruppe konnte man viele vor dem Seniorenzentrum sehen. "Nur einmal impfen? Das finde ich toll!", erklärten einige ihre Anwesenheit. Dennoch wünscht sich Rositza Bertolo vom Stadtteilmanagement, "dass hier, wo es viele junge Familien gibt, bald auch ein Impfstoff für die restliche Zielgruppe angeboten wird". Ihr Fazit zum ersten Tag ist jedoch positiv: "Es war ein Erfolg, obwohl noch ein paar Impfdosen übrig sind."
Das erklärt auch der impfende Arzt, Dr. Adalbert Olschewski-Hattenhauer, der RNZ: "Bedauerlicherweise mussten wir um 15 Uhr auf Anordnung der Stadt Schluss machen, obwohl noch einige Impfwillige vor der Tür standen." Die kamen aber aus anderen Stadtteilen und mussten wieder nach Hause. So auch ein Mann, der den Johnson & Johnson-Impfstoff dringend für seine Reise nach Chile gebraucht hätte.
Info: Noch bis 21. Juni können sich Emmertsgrunder in der Zeit von 9 bis 15 Uhr unangemeldet im Seniorenzentrum, Emmertsgrundpassage 1, impfen lassen. Täglich ist ein Kontingent von etwa 100 Impfdosen vorgesehen.
Update: Montag, 14. Juni 2021, 22.29 Uhr
Es gibt heute noch Impfstoff für Emmertsgrunder
Heidelberg. (RNZ) Bei der Impfaktion im Seniorenzentrum Boxberg-Emmertsgrund ist am heutigen Montag (Stand: 12.50 Uhr) noch Impfstoff für Kurzentschlossene übrig. Wer im Emmertsgrund wohnt und sich bis 15 Uhr noch seine Impfung abholen will, kann zum Seniorenzentrum in der Emmertsgrundpassage 1 kommen.
Update: Montag, 14. Juni 2021, 12.52 Uhr
43 Prozent der Heidelbergerinnen und Heidelberger haben schon mindestens eine Coronaimpfung erhalten, damit liegt die Stadt über dem Landesschnitt. Doch Daten aus anderen Städten – etwa Mannheim – zeigen, dass die Impfquote von Stadtteil zu Stadtteil variiert und dort am niedrigsten ist, wo viele Menschen leben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
Für Heidelberg gibt es zwar keine Daten zu geimpften Menschen in den Stadtteilen, doch lässt sich aus den Erkenntnissen der Nachbarstadt schließen, dass die Quote etwa auf dem Emmertsgrund unter dem Durchschnitt liegt. Dort haben 70 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund – und gleichzeitig leben viele Menschen auf relativ engem Raum zusammen.
Deshalb will die Stadt nun gemeinsam mit dem Seniorenzentrum Boxberg-Emmertsgrund und dem Stadtteilbüro mit einer achttägigen Impfaktion vor Ort ein möglichst niedrigschwelliges Angebot schaffen. Ab Montag, 14. Juni, kommt das Mobile Impfteam des Kreisimpfzentrums täglich von 9 bis 15 Uhr auf den Berg und verabreicht Bewohnern des Emmertsgrund im Seniorenzentrum, Emmertsgrundpassage 1, das Vakzin von Johnson & Johnson. Mit diesem ist lediglich ein einziger Termin nötig. Insgesamt stehen für die Aktion 700 Impfdosen zur Verfügung. Geimpft wird täglich, solange der Vorrat reicht.
Das Angebot steht grundsätzlich allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Emmertsgrund offen. Der Impfstoff wird vor allem für Über-60-Jährige empfohlen, nach der ärztlichen Aufklärung können sich aber auch Männer zwischen 18 und 59 Jahren sowie Frauen zwischen 40 und 59 Jahren damit immunisieren lassen. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht nötig, wie OB Eckart Würzner am Montag betonte.
Denn gerade die Sprachbarriere könnte vielen Bewohnern die oft komplizierte Vereinbarung der Impftermine erschweren. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bei einem direkten Angebot vor Ort viele Menschen ansprechen können, die bisher noch nicht von der Impfkampagne erreicht worden sind", betont Gert Bartmann, der für die Stadt die mobilen Impfteams koordiniert. Im Emmertsgrund leben knapp 7000 Menschen, die Aktion könnte die Impfquote dort also um zehn Prozentpunkte anheben.
OB Würzner hält die niedrigschwelligen Vor-Ort-Impfungen in allen Vierteln für sinnvoll, in denen es ein Quartiersmanagement gibt. So denke man darüber nach, eine ähnliche Aktion in den kommenden Wochen im Hasenleiser durchzuführen. "Aber das hängt davon ab, wie viel Impfstoff wir bekommen", so das Stadtoberhaupt. Ein mögliches Datum könne man deshalb noch nicht nennen.