Von Christiane Barth
Helmstadt-Bargen. Ein Sturm auf die Erdbeeren: Selbstpflücken scheint eine neue Freizeitbeschäftigung geworden zu sein. Die Felder mit den süßen, saftigen Beeren sind derart überrannt worden, dass Landwirt Heiko Junker den Kunden kurzerhand das Stopp-Schild zeigen musste. Denn die Nachfrage überstieg bei weitem das Angebot. Inzwischen ist die Frucht wieder nachgereift, es darf wieder gepflückt werden. Und das überwältigende Interesse an den süßen Beeren hält weiter an.
Das anstehende Pfingstwochenende machte offenbar mehr Menschen Appetit auf Erdbeeren, als Heiko Junker erwartet hatte. Und während Corona dazu zwingt, zu Hause zu bleiben, statt in den Urlaub zu fahren, scheinen die einfachen Dinge wieder mehr und mehr gefragt zu sein – wie eben Erdbeeren pflücken. Zeit ist ja auch vorhanden. "Wir sind am Freitag und Samstag dermaßen von Kunden überrannt worden, dass wir das nicht mehr verantworten konnten", teilt der Landwirt, der auch von "tumultartigen Szenen" berichtet, mit.
Der Kundenandrang einerseits, ein "abgegrastes" Feld andererseits, und noch dazu die Trockenheit, die die begehrten Erdbeeren nicht schnell genug nachreifen ließ, um die Flut an Käufern zu befriedigen – und obendrein die sich häufenden Klagen über das knappe Angebot, die sich allesamt an die Mitarbeiterin im Verkaufspavillon richteten. Das sei dann irgendwann zu viel geworden, gesteht Junker. "Die Nachfrage war extrem, die Erdbeeren konnten gar nicht schnell genug nachreifen."
Der Betreiber des Spargelguts Wasserschloss, der seit vielen Jahren auf mehreren Ackerflächen Erdbeeren zum Selbstpflücken anbietet und auch darauf bedacht ist, während der Corona-Krise alle Hygienevorschriften und Abstandsregelungen vorschriftsmäßig einzuhalten, musste kurzentschlossen handeln: "Das war nicht mehr zumutbar. Wir haben zugemacht." Er positionierte sich also selbst vor der Zufahrt zum Feld beim Friedhof, um den ungehindert anströmenden Kunden gleich durchs Autofenster mitzuteilen, dass mit Nachschub vorerst nicht zu rechnen sei. Dieser Entschluss sei notwendig gewesen, weil sich 70 Prozent der Kunden beschwert hätten, dass kaum mehr rote Früchte auffindbar gewesen seien. "Viele waren auch sehr uneinsichtig und sehr massiv", unterstreicht Junker, der schnell handeln musste.
Um weiteren Andrang zu vermeiden, nutzte er außerdem gleich die sozialen Medienkanäle und die Internetseite des Spargelguts, um über die kurzfristige Erdbeer-Knappheit zu informieren. Auf Werbemaßnahmen für die Erdbeer-Selbstpflücker hat er, ganz entgegen der Vorjahre, im Vorfeld der Saison völlig verzichtet. Umso mehr wunderte er sich über diesen enormen Andrang.
Jetzt soll Ruhe einkehren. Das Feld ist wieder zugänglich, zwischen dem Grün leuchten viele rote Früchte, und die Situation ist entspannt. "Wir sind ja froh um unsere Kundschaft und wollen sie nicht verärgern", unterstreicht der Landwirt, "aber vor Pfingsten mussten wir die Reißleine ziehen." Junker hofft nun sehr, dass der Regen die Früchte ordentlich süß und saftig werden lässt – und damit sich die Situation insgesamt etwas abkühlt.