Von Noemi Girgla
Neckarelz/Neckarzimmern. Schon seit Mitte März sind die Türen der Jugendherberge "Mutschlers Mühle" in Neckarelz geschlossen. Dabei wollte man dieses Jahr eigentlich das 25-jährige Bestehen des Hauses feiern. "Ein bisschen gespenstisch ist die Ruhe hier momentan schon", meint Tanja Petrovic-Jovanovic, die das Haus leitet. "Sonst sind die Räume immer mit so viel Leben gefüllt."
Aber so "gespenstisch" wird es voraussichtlich nicht mehr lange bleiben. Zu Pfingsten durften die ersten acht Jugendherbergen in Baden-Württemberg wieder öffnen, darunter auch die in Heidelberg. "Wir hoffen, nun schrittweise weitere Jugendherbergen öffnen zu können", heißt es auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung vonseiten des Deutschen Jugendherbergswerks Baden-Württemberg (DJH-Landesverband).
Dort habe man in den letzten Wochen mit Prof. Dr. Barbara Gärtner, "einer renommierten Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes" ein Corona-Hygienekonzept für alle Jugendherbergen erarbeitet, heißt es weiter. Maßgeblich für die Wiederöffnung der Herbergen ist die jeweilige Gebäudeinfrastruktur der einzelnen Häuser. "Im ersten Schritt sind wir davon ausgegangen, ausschließlich Zimmer mit eigenem Bad/WC zu belegen und die Zimmer auch nur zu 50 Prozent auszulasten", teilt der DJH-Landesverband mit. Die erhöhten Hygiene- und Infektionsschutzstandards verstehen sich inzwischen fast von selbst.
Auflagen, die in Mutschlers Mühle gut erfüllt werden können. "Wir haben den Vorteil, dass bei uns je ein Bad auf zwei Zimmer kommt", erläutert Petrovic-Jovanovic. "Andere, ältere Häuser haben es da schwieriger. Wir können jeweils einen Raum schließen, und schon hat jedes Zimmer, das wir belegen dürfen, sein eigenes Bad." Sowohl Tanja Petrovic-Jovanovic als auch der DJH-Landesverband sind zuversichtlich, dass Mutschlers Mühle zu den Jugendherbergen zählt, die als nächstes wieder öffnen dürfen. Wann genau das sein wird, steht noch nicht fest. "Vielleicht können wir in der kommenden Woche Konkretes sagen", heißt es vom DJH-Landesverband.
"Wir müssen uns für die Rezeption und die Essensausgabe noch etwas einfallen lassen, das das Personal gut umsetzen kann", meint Tanja Petrovic-Jovanovic. Denn künftig darf das Essen nicht mehr in Büffetform angeboten werden. "Anfragen haben wir jetzt schon einige", berichtet die Jugendherbergsleiterin, die täglich vor Ort ist, um alles für die Wiedereröffnung vorzubereiten. "Aber wir haben auch zahlreiche Stornierungen, gerade von Schulklassen. Mit einem Landschulheimaufenthalt ist in absehbarer Zeit schließlich nicht zu rechnen." In Mutschlers Mühle setzt man die Hoffnung auf Familiengruppen und Fahrradtouristen. "Viele planen, dieses Jahr Urlaub in Deutschland zu machen", fährt Petrovic-Jovanovic fort, "da ist der Odenwald ein schönes Ausflugsziel."
Auf die Radfahrer setzt man in dieser Saison auch im Bildungshaus in Neckarelz, das seit dem Pfingstwochenende wieder geöffnet hat. Die stellvertretende Hausleiterin Maria Stieber-Künzig berichtet der RNZ, die Wiederöffnung sei "gut angelaufen". Vor Ort wurde das obligatorische Hygienekonzept erstellt, bei der Erzdiözese Freiburg, dem Träger der Einrichtung, eingereicht und freigegeben. "Von unseren 35 Zimmern sind etwa 15 bis 16 pro Nacht belegt", erläutert die Hausleiterin. "War ein Zimmer belegt, muss es danach eine Nacht frei bleiben."
Etwas anders gestaltet sich die Lage bei der Evangelischen Jugendbildungsstätte Neckarzimmern. "Auch wenn die Jugendhäuser ab dem 15. Juni wieder öffnen dürfen, wird die Jugendbildungsstätte Neckarzimmern weiterhin geschlossen bleiben. Die wichtigsten Besuchergruppen der Bildungsstätte sind Bundesfreiwilligendienste, die ihre Seminare hier abhalten, und Schullandheim-Übernachtungen. Beide Besuchergruppen fallen derzeit weg, da die Schulfreizeiten bis zum Ende des Schuljahres untersagt sind und auch die Bundesfreiwilligendienste nach derzeitigem Stand nur Seminare ohne Übernachtung anbieten dürfen. Aufgrund der Stornierungen bleibt Neckarzimmern deshalb bis auf Weiteres geschlossen", teilt die Evangelische Landeskirche in Baden auf Nachfrage der RNZ mit.
Tanja Petrovic-Jovanovic hat dagegen den Anrufbeantworter in Mutschlers Mühle schon ausgeschaltet. "Die Mitarbeiter und die Gäste müssen sich jederzeit an mich wenden können. Aber bevor es dann wirklich wieder losgeht, müssen wir hier noch einmal ordentlich durchputzen ..."