Wochenlang protestierten Fans in den Bundesligastadien gegen einen Investoreneinstieg in die DFL. Jetzt ist der Deal tatsächlich vom Tisch. Kein Grund die Sektkorken knallen zu lassen – Bier passt ohnehin besser zum Fußball.
Die Beziehung zwischen Fußballfans und ihrem Sport ist eine eigene – insbesondere in Deutschland. Kein Blatt Papier passt zwischen die Anhänger eines Vereins und ihrer Mannschaft – erst recht kein Geldschein. Das mussten die Liga-Verantwortlichen in den vergangenen Wochen schmerzhaft erfahren. "Nein zu Investoren in der DFL" prangte auf Plakaten in den Fankurven. Tennisbälle wurden geworfen, ferngesteuerte Autos fuhren durch Strafräume, Spiele standen kurz vor dem Abbruch.
Alles nur um zu verhindern, dass ein Private Equity Unternehmen rund eine Milliarde Euro in den deutschen Fußball pumpt. Von außen betrachtet ein absurdes Schauspiel. Und doch haben die Fans gezeigt, dass nicht das ganz große Geld den Fußball regiert, sondern die (positiv) Bekloppten, die Woche für Woche in die Bundesliga-Stadien pilgern. Und sie haben es tatsächlich geschafft. Darauf ein Bier!
Investoren-Deal Bundesliga geplatzt
Lange versuchte die Liga die Proteste auszusitzen – jetzt ist sie eingeknickt. "Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", erklärte DFL-Chef Hans-Joachim Watzke in einer schmallippigen Pressemitteilung. Noch wenige Tage zuvor beschwor er die Fans, die Eskalation nicht noch weiter zu treiben. Doch auch ihm dürfte klar gewesen sein, für den Fußball, für "ihren" Sport wären eben jene Fans bereit gewesen, noch weiter zu gehen. Eskalation für die Tradition.
Jetzt kann man gar das ganz große Fass aufmachen und symbolisch vom "kleinen David" in den Kurven sprechen, der es dem "großen Goliath" in den Logen gezeigt hat. Bier und Bratwurst gegen Schampus und Kaviar. Die Fans in den Stadien sind eben nicht die Zwerge, für die sie der ein oder andere DFL-Offizielle offenbar hält. Sie haben gezeigt, dass die Liga sie braucht. Ohne die ausverkauften Stadien, die Choreografien, die Stimmung auf den Rängen bleibt von dem geplanten Hochglanzprodukt nicht viel übrig.
Meinung Fanproteste Bundesliga 13.21
Mit den Protesten hat die aktive Fanszene gezeigt, wer eigentlich von wem abhängig ist und dass die Fankultur in Deutschland kein austauschbares Klatschpappen-Publikum ist.
Über Monate hinweg wiederholten die Liga-Bosse mantraartig wie wichtig zusätzliches Geld sei, um Schritt zu halten mit den ganz großen der Branche. Ohne dabei wahrhaben zu wollen, dass die Fans vielleicht gar kein glattgebügeltes Eventprodukt namens Fußball wollen – auch wenn das vielleicht bedeuten wird, dass die Champions League-Titel 2025 bis 2030 nach England oder Spanien gehen. Anhänger eines Vereins denken ohnehin von Spiel zu Spiel (drei Euro ins Phrasenschwein), die wenigsten reduzieren ihr Fantum auf den Erfolg einer Mannschaft. Für die BWL-Fraktion in den Vorstandslogen mag das befremdlich wirken.
STERN PAID C+ CVC vs. Blackstone14.09
Einer der häufigsten Gründe für Streit in einer Beziehung ist Geld. Und (zu) viel davon macht bekanntlich nicht glücklich. Die Fußballfans in Deutschland haben klar gezeigt, dass sie lieber mit Herzblut in bescheidenen Verhältnissen lieben, als im goldenen Käfig. Und diese Liebe wird man wieder spüren – spätestens am kommenden Wochenende.