Österreichs Dominanz bei allen Springen war das zentrale Thema der Vierschanzentournee. Auch Sven Hannawald meldete sich nun dazu zu Wort. Sind es die Anzüge? Sind es die Bindungen? Sind es die Schuhe? Seit Wochen fragen sich Fans, Experten und Springer, warum die Österreicher bei der Vierschanzentournee so viel besser waren als der Rest. Elf von zwölf Podestplätzen holte der deutsche Nachbar, auch in der Gesamtwertung standen am Ende drei Österreicher vorn. In Norwegen hatten sich Athleten und Ex-Springer bereits nach dem Tournee-Auftakt in Oberstdorf über die Ergebnisse gewundert. Olympiasiegerin Maren Lundby sagte beispielsweise beim norwegischen Sender NRK: "Das ist verdächtig. Sie waren das ganze Jahr über gut, und kaum steht die Vierschanzentournee an, sind sie noch besser." Die Österreicher wiesen die indirekten Vorwürfe zurück, ein Ende fanden die Diskussionen aber nicht. In Norwegen und Polen war man sich nach dem letzten Springen sicher, dass die Antwort in den Schuhen läge. Ex-Springer Johan Remen Evensen sagte: "Ich vermute, dass die Österreicher ihre Schuhe flacher gemacht haben. Damit sie im Anlauf besser sitzen und eine bessere Ausgangsposition haben." "Ich möchte nicht von Bloßstellen reden" So konkret festlegen wollte sich der deutsche Ex-Tourneesieger Sven Hannawald nun in einem Sport1-Interview nicht, gleichzeitig sagte er: "Da die Österreicher in geballter Form als Team erfolgreich waren, gehe ich davon aus, dass sie im Sommer oder auch am Anfang des Winters etwas gefunden haben, was das Material angeht, speziell die Anzüge. Ich glaube, dass sie eine gute Stoffqualität hatten." Hannawald lobte aber auch die Sprünge der Österreicher. An einen unerlaubten Vorteil glaube er nicht. "Es gibt Regeln, sei es beim Anzug, bei der Bindung oder bei den Schuhen", sagte Hannawald. Da den Kontrolleuren nichts aufgefallen sei, wolle er auch keine anderen Vermutungen äußern. "Ich habe auch aus den inneren Kreisen nichts munkeln gehört", so der 50-Jährige. Die Diskussionen angeheizt hatten die Österreicher auch dadurch, dass sie teilweise ihre Bindungen an den Skiern verdeckten. Fotos davon kursierten in mehreren Medien. "Das ist für mich ein Kasperletheater, das die Österreicher aufziehen, wenn sie merken, dass sie zwei Schritte vor allen anderen sind", ist Hannawald der Meinung. "Ich möchte nicht von Bloßstellen reden. Aber sie machen sich schon darüber lustig und genießen es, dass alle anderen glauben, es sei da eine Wunderbindung dabei." Dass sich Deutschland an den Österreichern aber ein Vorbild nehmen könnte, hatte Hannawald auch schon in der ARD gesagt. Dabei ging es ihm aber vor allem um den Umgang mit der Tournee und der Erwartungshaltung. "Zu Saisonbeginn herrscht eine gewisse Leichtigkeit. Vor der Tournee wird es fester, fühlt sich schwerer an. Diesen Trend bekommen sie nicht geregelt und umgewuppt", sagte er und fügte an: "Die Österreicher lassen die Tournee auf sich zukommen, machen überall Fotos, geben Interviews."
