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Vierschanzentournee: Horst Hüttel über Frauen-Entwicklung

Bei den Männern läuft aktuell die 73. Vierschanzentournee. Die Frauen haben bisher nur die Two-Nights-Tour – aber das soll sich "schleunigst" ändern. Die Vierschanzentournee der Herren neigt sich dem Ende zu. Am Sonntag findet die Qualifikation in Bischofshofen statt und am Montag dann das Abschlussspringen des Wintersport-Highlights (beides jeweils ab 16.30 Uhr im t-online-Liveticker). Während die Herren noch mitten in der Tournee stecken, sind die Damen nach ihrer beendeten Two-Nights-Tour bereits wieder im regulären Weltcup-Geschehen angekommen. Sie sprangen am Sonntag in Villach, wo sich Katharina Schmid den Sieg sicherte. DSV-Sportdirektor Hüttel: "Können uns den Aussagen der norwegischen Kollegen nicht anschließen" Die deutsche Skispringerin gehört zu den Athletinnen, die gern ebenfalls eine Vierschanzentournee springen würde. Allerdings sind die Entwicklungen bei den Damen noch nicht so weit fortgeschritten. Das zeigte sich nicht zuletzt daran, dass Selina Freitag nach ihrem Qualifikationssieg bei der Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen anstelle einer Siegprämie, wie bei den Herren üblich, Duschcreme, Shampoo und vier Handtücher geschenkt bekam. Prämien für Damen? "Muss diskutiert werden" Das irritierte selbst den deutschen Tournee-Sieger von 2002, Sven Hannawald , sehr. Der ARD-Experte meinte humorvoll: "Da muss man fast schon gucken, was man bei Ebay dafür kriegt. Das ist schon bitter." Ärger, den auch Horst Hüttel gut verstehen kann. Im Gespräch mit t-online sagt der Weltcup-Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) über die Prämien bei den Frauen: "Ich denke, dass dies definitiv, wenn man über eine Two-Nights-Tour und zukünftige Vierschanzentournee spricht, diskutiert werden muss." Abhängig ist so etwas auch von den Organisationskomitees der jeweiligen Weltcup-Orte. Denn diese entscheiden darüber, welche Prämien sie ausgeben. Hüttel erklärt: "Aber jeder Weltcup-Ort hat natürlich seinen eigenen Businessplan. In manchen Plänen wie Willingen ist eine Prämie vorgesehen. Ich glaube aber, dass das eine Ausnahme war. In Garmisch oder Lillehammer, da gab es gar nichts." Willingen will Damen-Skispringen pushen wie einst Frauen-Biathlon Laut dem Reglement des Weltverbandes Fis ist für die Qualifikation des Damen-Skispringens kein Preisgeld verpflichtend. Willingen ist als Weltcup-Standort hier jedoch positiv hervorzuheben. Denn: In den vergangenen Jahren bekam die beste Athletin der Qualifikation eine Siegprämie von 2.000 Euro. Eine Wertschätzung für die Leistung, die auch Hüttel so wahrnimmt: "Dafür, dass die Männer 3.000 Euro erhalten, finde ich diese Summe sehr angemessen." Deutscher Skisprung-Bundestrainer: "Die Tournee ist durch" Dem Organisationskomitee in Willingen war dieser Schritt von Beginn an wichtig, wie der Präsident und Chef des Organisationskomitees im Gespräch mit t-online betont. Jürgen Hensel erklärt: "Der Damen-Skisprung soll auf das gleiche Level kommen wie bei den Herren. Eine ähnliche Situation gab es bereits in den 80er-Jahren im Damen-Biathlon. Es hat Zeit gebraucht, bis die Damen etabliert waren. Heute sind die Damen und Herren im Biathlon auf einem Level. Als die Fis an uns herangetreten ist, den Damen-Skisprung-Weltcup in Willingen auszutragen, habe ich erklärt, dass wir es genauso machen sollten wie im Biathlon damals." "Haben Siegprämie bereitgestellt" Hensel führt aus: "Also Damen-Skispringen und Herren-Skispringen am gleichen Ort. Alles andere hätte sonst den Damen-Skisprung nicht gepusht. Wir wollten den Prolog beziehungsweise die Qualifikation der Damen genauso behandeln wie die Qualifikation der Herren und haben ab dem ersten Damen-Skispringen 2021 auf der Mühlenkopfschanze eine Siegprämie für die Damen bereitgestellt." Auch in diesem Jahr findet der Weltcup in Willingen wieder vom 31. Januar bis zum 2. Februar statt. Am 1. Februar springen sowohl die Damen als auch die Herren von der Mühlenkopfschanze. Für Hüttel ist dieser Ansatz auch der richtige, wenn es um eine mögliche Vierschanzentournee der Damen geht. Er erklärt t-online in Bezug auf die Prämiendiskussion zuletzt, dass er die Athletinnen verstehen kann. "Ziel der gemeinsamen Vierschanzentournee ins Auge fassen" Der DSV-Sportdirektor betont jedoch auch: "Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass wir alle gemeinsam – auch die Athletinnen – erst einmal das Ziel der gemeinsamen Vierschanzentournee ins Auge fassen sollten, bevor man zu viel über das Finanzielle spricht. Also erst das Organisatorische und dann das Finanzielle. Die Reihenfolge sollten wir einhalten." Auch, weil der Zuschauerschnitt aktuell noch eine Rolle spielt. Ähnlich wie in der Frauen-Bundesliga ist auch im Damen-Skispringen die Zahl der Besucher im Schnitt deutlich geringer als jeweils bei den Herren. In der Frauen-Bundesliga kommen im Schnitt rund 3.000 Anhänger, bei den Herren im Schnitt 40.000. Bei den Skisprung-Damen schauten rund 5.000 Zuschauer in Oberstdorf bei der Two-Nights-Tour zu, bei den Herren waren es rund 25.000 Besucher. Hüttel fügt an: "Das ist etwas, was man in dieser ganzen Diskussion auch klar sehen muss. Letzten Endes bestimmt der Markt über den Stellenwert der Sportart und nicht die Fis, die Verbände oder die Organisationskomitees." Damit in Zukunft mehr Fans bei den Springen der Damen vorbeischauen, wäre ein Highlight wie die Vierschanzentournee von Vorteil. Zuletzt scheiterte das Vorhaben unter anderem daran, dass es in Innsbruck am Bergisel keine Flutlichtanlage gibt. "Ganz oben auf der Agenda steht die Einbindung der Damen" Allerdings soll genau dies bald geklärt werden, wie DSV-Sportdirektor Hüttel berichtet: "Es wird zeitnah nach dieser Saison ein Vierschanzentournee-Meeting geben. Es wird dann auch noch einmal die Vierschanzentournee der Herren evaluiert. Ganz oben auf der Agenda steht natürlich auch die Einbindung der Damen. Ich denke, im Mai ist dann auch klar, wie die Flutlichtsituation in Innsbruck aussieht." Neben der Flutlichtsituation müsste auch geklärt werden, wer die beiden Tourneen zukünftig vermarkten würde. Die Two-Nights-Tour wird aktuell über IMG vermarktet, die Vierschanzentournee der Herren über Infront. Laut Hüttel sehe DSV-Marketingdirektor und Geschäftsführer Stefan Schwarzbach jedoch "Lösungsansätze". Und wie könnte eine Vierschanzentournee dann parallel zu der Tournee der Herren stattfinden? "Immer am Tag der Qualifikation, also am Vortag des Herren-Wettkampfes, die Damen ihren Wettkampf bestreiten lassen", so Horst Hüttel weiter. Der 56-Jährige glaubt, dass es von der "zeitlichen Abfolge" so laufen sollte, "wie es im Moment organisiert ist". Fragen, wie die nach 15 oder 20 Duellen im ersten Durchgang, könnten dann später geklärt werden. Tournee für Frauen sollte "schleunigst" umgesetzt werden Doch eines stellt Hüttel klar: "Man braucht jedoch eine gewisse zeitliche Flexibilität und dafür ist Flutlicht unerlässlich." Sollten die Frauen ebenso in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen springen, dann kämen mehr Athletinnen, Trainer und Betreuer hinzu. Zuletzt wurde immer wieder darüber diskutiert, ob die Orte überhaupt noch mehr Personen zum Tourismus aufnehmen können. Allerdings sagte die deutsche Athletin Schmid zuletzt, dass eine Anreise aus einem Nachbardorf kein Problem sei und ergänzte: "Wir würden auch um 9.00 Uhr unsere Ski anschnallen und springen." Eine Bereitschaft, die bei den deutschen Verantwortlichen längst angekommen ist. Auch für Hüttel stellt sich die Hotel-Diskussion nicht: "Man spricht bei den Athletinnen mit Trainern und Betreuern von insgesamt 80 – 90 Personen, die im Weltcuptross der Damen unterwegs sind. Dies sollten die vier Tourismusregionen mit einem gewissen Vorlauf stemmen können. Die Athletinnen wären auch bereit, den ein oder anderen Kilometer mehr auf sich zu nehmen und im Umfeld zu wohnen." Auch in den Schanzenanlagen werde es Lösungen geben, "das schafft man in Willingen auch, wo Damen und Herren an einem Wochenende vor Ort sind", so der DSV-Sportdirektor weiter. Katharina Schmid betonte zuletzt, dass sie versuche, sich "nicht mehr aufzuregen". Hüttel und der DSV sehen die Entwicklungen im Damen-Skispringen positiv, der frühere Kombinierer sagt abschließend: "Man ist auf einem guten Weg, sollte aber schleunigst schauen, dass man in den nächsten ein bis zwei Jahren diese Komplettlösung zur Umsetzung bringt."

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