Während bei den Bayern alles nach Plan verläuft, hat der eigentlich größte Konkurrent aus Wolfsburg arge Schwierigkeiten. Steht dem Frauenfußball in Deutschland eine langweilige Zukunft bevor? 2:0, 6:2, 5:1 und nun ein 4:0 in Unterzahl: Der FC Bayern hat seine Rekordserie in der Frauen-Bundesliga fortgesetzt. In vier Spielen sammelte der Deutsche Meister zwölf Punkte, steht unangefochten an der Tabellenspitze und ist seit 43 Ligaspielen ungeschlagen. Die Mannschaft von Trainer Alexander Straus befindet sich im Soll – und ist kurz vor dem Kracher gegen den Dauerrivalen VfL Wolfsburg der klare Favorit. Denn wenn am 12. Oktober die Münchnerinnen in die Volkswagen Arena des VfL reisen, trifft womöglich nicht wie gewohnt der Tabellenerste auf den Zweitplatzierten. In dieser Spielzeit trifft der Spitzenreiter auf einen von mehreren Verfolgern. Aktuell steht Wolfsburg auf Rang fünf. Schon jetzt trennen Bayern und den VfL fünf Punkte. Wolfsburg startete mit einem Unentschieden in die Saison (3:3), holte anschließend zwei Siege und musste am vergangenen Wochenende eine 0:3-Niederlage gegen Frankfurt hinnehmen. Kapitänin Alexandra Popp alarmierte am Mittwoch im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst: "Wir haben schon zu viele Punkte liegengelassen. Das darf uns bei unseren Ansprüchen nicht passieren." Eben jene Ansprüche sind aber dennoch kleiner als in den Jahren zuvor. Die Meisterschaft ist inzwischen mehr ein Wunsch als ein Ziel. "Das Ziel ist mindestens die Champions-League-Qualifikation", stellte Popp klar. Dennoch besteht Hoffnung, dass Wolfsburg den Bayern im direkten Duell am 12. Oktober (ab 17.45 Uhr im Liveticker bei t-online) ein Bein stellen kann. Denn ein Sieg der Bayern könnte entscheidend für die Zukunft der gesamten Liga sein. Denn sollten die Münchnerinnen ihren Erzrivalen besiegen, droht dem deutschen Fußball mangels Konkurrenz die große Langeweile im Titelrennen, unter dem die Liga und ihre Attraktivität massiv leiden würde. Neun Verträge von Leistungsspielerinnen laufen aus Der VfL Wolfsburg, der zwischen 2012 und 2022 sieben Meistertitel gewinnen konnte, musste im Sommer gleich drei namhafte Spielerinnen verabschieden. Der Vertrag von Abwehrspezialistin Dominique Janssen lief aus, sie schloss sich Manchester United an. Torschützenkönigin Ewa Pajor verstärkte den FC Barcelona . Und Lena Oberdorf, Schaltzentrale im Mittelfeld, wechselte ausgerechnet nach München. Das Problem: Der Aderlass im Kader droht auch im kommenden Jahr weiterzugehen. Abwehrchefin Marina Hegering beendet im kommenden Sommer ihre Karriere. Bei Merle Frohms, Jule Brand, Kathrin Hendrich, Lena Lattwein, Alexandra Popp, Sveindís Jónsdóttir, Lynn Wilms, Svenja Huth und Vivien Endemann laufen die Verträge aus. Alles Leistungsträgerinnen im Team von Trainer Tommy Stroot, der die Mannschaft 2021 übernommen hatte und sie nach einer schweren Anfangszeit stabilisieren und weiterentwickeln konnte. Immerhin: Stroot verlängerte erst kürzlich bis 2026 – zur Überraschung vieler Beobachter. Er wird sich in den nächsten Monaten Gedanken machen müssen. Für einen Teil an Nachfolgern ist zwar gesorgt, so konnten die Neuzugänge wie Nationalspielerinnen Janina Minge, Sarai Linder oder die frühere Bayern-Spielerin Lineth Beerensteyn bislang aber nicht helfen wie zunächst gewünscht. Unsauberkeiten und kleine Fehler zwingen die "Wölfinnen" immer wieder in den Rückstand. Ein Problem, für das Stroot dringend eine Lösung finden muss. Die anderen Verfolger des Meisters Etwas anders ist die Lage bei den anderen "Bayern-Jägern" aus Frankfurt, Leverkusen und Leipzig. Sie alle stecken mitten in einer starken Entwicklung und mussten keine Abgänge von Leitungsträgerinnen hinnehmen. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Tabelle wider. Eintracht Frankfurt steht nach vier Ligaspielen mit drei Siegen und einem Unentschieden auf Rang zwei. Das Highlight: der souveräne 3:0-Sieg gegen Wolfsburg. Bayer Leverkusen (Rang 3) und das vor einem Jahr erst aufgestiegene Rasenballsport Leipzig (Rang 4) sind eher Überraschungsteams als wirkliche Konkurrenten für die Bayern-Frauen. Die Momentaufnahme sieht gut für sie aus. Ob sie aber ihre Leistungen konstant halten können, bleibt fraglich. Alle Augen auf den Kracher Anders als Wolfsburg hat sich der FC Bayern sogar verstärken können. Die Mannschaft hatte gerade einmal vier Abgänge zu verbuchen und währenddessen achtmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Vor allem der aktuell noch verletzte Starneuzugang Lena Oberdorf aus Wolfsburg verspricht schöne Spielzüge und eine gute Abräumerqualität in der Rückwärtsbewegung, von der die ohnehin starke Münchner Mannschaft künftig noch zehren kann. Die Bayern haben in den vergangenen Jahren ein Team von internationaler Klasse entwickelt, das immer mehr Topspielerinnen wie Pernille Hader und Georgia Stanway aus dem Ausland überzeugen und holen konnte. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, hat ein Spielsystem erarbeitet und funktioniert auf dem Platz. Dabei hat sich das Team um Nationalspielerin Giulia Gwinn hohe Ziele gesetzt und will auch international angreifen, nachdem es in der abgelaufenen Spielzeit die K.-o.-Phase der Champions League verpasst hatte. Während es also bei der einen Mannschaft stetig bergauf geht, droht der anderen ein anhaltender Qualitätsverlust. Und wirklich nachhaltige Konkurrenz für die Bayern ist noch nicht zu erkennen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf Stolperer der Bayern. Am Samstag trifft das Team um Giulia Gwinn auf den 1. FC Köln . Dann soll Spiel Nummer 44 ohne Niederlage her, ehe gegen Wolfsburg die 45 ins Visier genommen werden kann. Wolfsburg hingegen muss einen Tag vor dem Duell gegen Bayern aufpassen, dass der Rückstand vor dem Spitzenspiel nicht noch weiter wächst. Denn Überraschungsteam Leipzig ist zu Gast in Niedersachsen.