"Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann", trällerte Schlagersängerin Johanna von Koczian in den Siebzigern ironisch ins Mikrofon. Haushalt war eine Frauendomäne - und heute? Berufstätige Frauen arbeiten einer Studie zufolge viel mehr im Haushalt als Männer. Wie aus einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung zum "Gender Care Gap" ("Geschlechterkluft in der Sorgearbeit") hervorgeht, investieren erwerbstätige Frauen pro Woche durchschnittlich rund 26 Stunden in unbezahlte Arbeit und damit etwa acht Stunden mehr als Männer, die einen Job haben. Bei der unbezahlten Arbeit geht es vor allem um Putzen, Essen machen, Einkaufen und Kinderbetreuung - also Tätigkeiten für Haushalt und Familie, zusammengefasst als Sorgearbeit. Die Daten entstammen einer Sondererhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022, an der rund 20.000 Bundesbürger im Alter von 18 bis 64 Jahren Angaben zu ihrer Zeitverwendung gemacht hatten - so eine aufwendige Datenerhebung gibt es nur alle zehn Jahre. Eine Vergleichsstudie der Böckler-Stiftung zu der Zeitverwendung Anfang des vergangenen Jahrzehnts gibt es nicht. Viele Frauen haben nur Teilzeitjobs Zählt man bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen, so war der Geschlechterunterschied 2022 nur noch gering: Frauen kommen insgesamt auf rund 54 Stunden Arbeit pro Woche und Männer auf 53. Die Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeitjobs als die Männer, daher kommen sie im Schnitt auf weniger Wochenstunden in einer bezahlten Erwerbstätigkeit (gut 28 Stunden versus knapp 36 Stunden). "Die Zahlen verdeutlichen, dass Frauen mehr arbeiten als Männer, jedoch deutlich weniger Gehalt und soziale Absicherung dafür erhalten, weil ein Großteil aus unbezahlter Sorgearbeit besteht", sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung. Um verstärkt Frauen in Erwerbsarbeit zu bringen, sei eine doppelte Umverteilung nötig, betont die Expertin: "Unbezahlte Arbeit muss von Frauen zu Männern und bezahlte Arbeit von Männern zu Frauen verteilt werden." Die Böckler-Expertinnen mahnen hierbei Unterstützung aus Politik und Betrieben an.