Seit der Corona-Pandemie 2020 verliert die VW-Aktie stetig an Wert. Ein radikales Sparprogramm soll nun die Wende bringen und den Konzern wieder attraktiv für Anleger machen. Die VW-Aktie steckt seit der Corona-Pandemie 2020 in einer Abwärtsspirale. Nach einem kurzen Zwischenhoch bei 245 Euro im April 2021 ging es nur noch in eine Richtung, und zwar abwärts. Die VW-Aktie hat seitdem über 60 Prozent an Wert verloren. Trotz einer relativ günstigen Bewertung – das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei niedrigen 3,9 – und einer hohen Dividendenrendite von über acht Prozent scheint die Aktie für Anleger unattraktiv zu sein. Lesen Sie hier, was das KGV aussagt. Gründe sind die großen Herausforderungen in China , dem wichtigsten Absatzmarkt für VW . Zudem ist Volkswagen mit rund 400 Milliarden Euro hoch verschuldet. Bis 2025 sind Investitionen in die Elektromobilität von 150 Milliarden Euro geplant. Die Rendite der Kernmarke VW liegt hinter der von Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Audi . All dies sind finanzielle Belastungen, die den Konzern zu einer strikten Ausgabenkontrolle zwingen. Ein radikales Sparprogramm soll nun die Wende bringen. Kann das gelingen? Und wie wirkt sich das auf die VW-Aktie aus? Sparprogramm soll Rendite erhöhen VW teilte am Montag nach einer Betriebsversammlung mit, dass der Konzern unter anderem die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent senken will. Beim Personalabbau setzte VW bisher auf Altersteilzeit und Abfindungen, entsprechende Programme wurden im Frühjahr noch einmal ausgeweitet und 900 Millionen Euro für Abfindungen von bis zu 474.000 Euro für besonders langjährige Mitarbeiter zurückgelegt. Die Kernmarke VW schließt im Rahmen ihres Sparprogramms Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus. Die Ankündigung des Sparprogramms sei nur "eine Frage der Zeit" gewesen, meint Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. Denn die sinkende Inflation bedeute, dass die Unternehmen ihre Kosten nicht mehr an die Kunden weitergeben könnten und die Margen künftig sinken würden. Während die Inflation langsam zurückgehe, rücke der Arbeitsmarkt auf beiden Seiten des Atlantiks wieder in den Vordergrund, so Bouhmidi. Die Erzeugerpreise würden auf einem höheren Niveau bleiben, auch wenn die Inflation zurückgehe. Bouhmidi erinnerte daran, dass die operative Gewinnmarge im zweiten Quartal auf nur 0,9 Prozent gesunken sei, während das Management bis 2026 einen Wert von 6,5 Prozent anstrebe. VW-Aktien steigen durch Sparankündigung Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien reagierten auf die Ankündigung mit einem zwischenzeitlichen Plus von zwei Prozent und waren am Montag zeitweise Spitzenreiter im Dax. Analysten werten dies als Zeichen, dass der Markt die Sparmaßnahmen grundsätzlich begrüßt. Trotz der positiven Kursreaktionen weisen Experten darauf hin, dass die VW-Aktie in diesem Jahr insgesamt schlecht performt hat. Das Minus seit Jahresbeginn beträgt rund 12 Prozent, während der europäische Autosektor nur 2,8 Prozent verloren hat. VW plant Kostensenkungen Der geplante Personalabbau und die Werksschließungen sollen in den kommenden Jahren die Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Sollten die Maßnahmen erfolgreich sein, könnte das Unternehmen langfristig wieder attraktiver für Investoren werden. Zudem könnten Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen VW im hart umkämpften Automobilmarkt stärken, was sich positiv auf den Aktienkurs auswirken könnte. Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht weiteres Erholungspotenzial für die Aktie, senkte aber das Kursziel von 143 auf 127 Euro. Die gesenkten Gewinnschätzungen berücksichtigten die jüngsten Quartalszahlen sowie die anhaltenden Restrukturierungsbemühungen, schrieb Analyst George Galliers in einer Mitteilung. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt mit 134,70 Euro deutlich über dem aktuellen Kurs von rund 96 bis 97 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von rund 39 Prozent entspricht. Noch im vergangenen Monat war die VW-Aktie unter den Analysten ein klarer Kauf. Massiver Widerstand angekündigt Allerdings sollten Anleger berücksichtigen, dass die Ankündigung von Werkschließungen und Entlassungen zu heftigen Reaktionen von Gewerkschaften und Betriebsrat führt. Die Pläne seien "ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge", hieß es in einer Sonderausgabe der Betriebszeitung "Mitbestimmen". Anhaltende Konflikte könnten die Umsetzung der Maßnahmen erschweren und das Image des Unternehmens belasten. Zudem ist die Umsetzung des Sparprogramms mit hohen Kosten verbunden, was den Aktienkurs kurzfristig belasten könnte. Weitere Unsicherheitsfaktoren für den Erfolg sind externe Faktoren wie die allgemeine Wirtschaftslage und die Entwicklung der Automobilbranche in den kommenden Jahren. Derzeit ist VW nicht der einzige Großkonzern, der Probleme habe, sagt Bouhmidi weiter. Es werden gemäß IG Broker noch eine Reihe von Unternehmen folgen und Druck auf den Arbeitsmarkt aufbauen. "Wichtigster Termin der Woche wird eine für Mittwoch geplante VW-Betriebsversammlung", sagt ein Händler. Dann seien Details zu erwarten. VW habe mit dieser Ankündigung wohl bis nach den Landtagswahlen gewartet, heißt es im Handel.