Die AfD und das BSW sind die beiden großen Gewinner der Landtagswahl in Thüringen. Doch wo waren die Parteien besonders erfolgreich? Die AfD ist der große Wahlsieger in Thüringen. Spitzenkandidat Björn Höcke hat seiner Partei mit 32,8 Prozent das stärkste Ergebnis bei der Landtagswahl beschert. In einigen Wahlkreisen konnten Direktkandidaten deutliche Mehrheiten für sich gewinnen. Doch ohne innerparteilichen Zwist lief es für die Höcke-Partei auch bei dieser Wahl nicht ab. So konnten in zwei Wahlkreisen keine AfD-Männer antreten, weil die Partei ihre Kandidatur verhindert hatte. Null Prozent für die AfD So holte die AfD null Prozent der Erststimmen im westthüringischen Wartburgkreis II und III. Der zuständige Kreiswahlausschuss hatte die beiden Bewerber Stephan Müller und Christoph Walter zurückgewiesen, weil ihre Kandidatur nicht vom AfD-Landesvorstand unterzeichnet worden war. Die Parteispitze hatte andere Bewerber favorisiert, die jedoch vom Kreisverband nicht aufgestellt wurden. Daraufhin warf der Landesvorstand den örtlichen Parteifreunden in einem öffentlichen Schreiben vor, Kandidaten nicht nach Leistung und Integrationsfähigkeit ausgewählt, sondern sich politischer Seilschaften und geschwätziger Unfähigkeit schuldig gemacht zu haben. Drei Minuten Redezeit Bei der Aufstellungsversammlung des Kreisverbandes Westthüringen sei gegen die vom Landesvorstand favorisierten Kandidaten Stimmung gemacht worden. Bei der Versammlung sei dann die Redezeit der Kandidaten auf drei Minuten begrenzt worden. In dieser kurzen Zeit hätten die Bewerber die Vorwürfe und Anschuldigungen nicht aus dem Weg räumen können. Der Landesvorstand forderte Neuwahlen, um Müller und Walter zu ersetzen. Der Kreisvorstand klagte dagegen – und bekam vor dem Landgericht Meiningen Recht. Die Parteispitze sei demnach gar nicht einspruchsberechtigt gewesen. Danach lief die Frist zur Einreichung der Kandidatenliste ab und die AfD stand ohne Bewerber da. So konnten zwei Kandidaten der CDU den Wartburgkreis II und III nach Erststimmen für sich entscheiden. Die AfD gewann jedoch beide Wahlkreise mit 33,6 Prozent und 35,3 Prozent nach Zweitstimmen deutlich. Das sind die stärksten Direktkandidaten der AfD Wo die AfD Direktkandidaten aufstellte, konnte die Partei zum Teil große Mehrheiten für sich gewinnen. Am stärksten schnitt Uwe Thrum ab, der im Saale-Orla-Kreis 47,4 Prozent einfuhr. Kurz hinter ihm landete Jens Cotta mit 46,6 Prozent der Erststimmen im Kyffhäuserkreis II. Die AfD konnte besonders im ländlichen Raum punkten, in den Städten waren ihre Ergebnisse etwas niedriger. Am schlechtesten schnitt die Höcke-Partei in Jena ab. Elisabeth Mengel-Stähle holte 16,4 Prozent im Wahlkreis Jena I, den Jens Thomas von den Linken mit 33,5 Prozent gewann. Der zweitschlechteste AfD-Direktkandidat war Tim Egon Beutler, der 19,3 Prozent im Wahlkreis Jena II holte. Gewinnen konnte Lena Syniye Güngor von den Linken mit 25,1 Prozent. 75 Prozent für die AfD Die unbestrittene Hochburg der AfD ist ein kleines Dorf zwischen Jena und Gera. In Kaulsdorf holte die Höcke-Partei ihr bestes Ergebnis nach Erst- und Zweitstimmen. Das Dorf mit gerade einmal 117 Einwohnern gehört zum Saale-Holzland-Kreis I. Überwältigende 75,4 Prozent wählten den Direktkandidaten Denny Jankowski, 72,1 Prozent gaben der AfD ihre Zweitstimme. Das BSW in Thüringen Der zweite große Sieger der Landtagswahl in Thüringen ist das Bündnis Sahra Wagenknecht . Der Landesverband gründete sich erst im März dieses Jahres und hat gerade mal 80 Mitglieder. Doch die Partei holte aus dem Stand 15,8 Prozent und landete damit auf dem dritten Platz nach AfD und CDU. Sahra Wagenknecht sprach angesichts des Ergebnisses von einem grandiosen Erfolg. Die Parteichefin formulierte auf der Wahlparty in Erfurt konkrete Bedingungen, die bei einem Einstieg ihrer Partei in eine Landesregierung erfüllt werden müssten. Demnach lehne sie es ab, US-Mittelstreckenraketen in Deutschland zu stationieren. Eine Landesregierung müsse diesen Wunsch berücksichtigen und sich auf Bundesebene dafür einsetzen. Spitzenkandidatin Katja Wolf holt das beste Ergebnis Sollte es zu Koalitionsverhandlungen mit dem BSW kommen, wird die Parteichefin jedoch nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Das sagte zumindest Thüringens BSW-Chefin Katja Wolf. Bei möglichen Verhandlungen würde sie sich aber mit der Parteispitze im Bund abstimmen und Wagenknechts Forderungen einbringen. "Für uns ist das ein Markenkern", sagte Wolf. Die ehemalige Linken-Politikerin holte mit 28,2 Prozent das beste Erststimmen-Ergebnis für die Partei. Sie verlor im Wartburgkreis II/Eisenach, in dem AfD-Kandidat Stephan Müller wegen der fehlenden Unterschrift nicht antreten durfte, gegen CDU-Frau Ulrike Jary, die 42,4 Prozent einfuhr. Das ist die Hochburg des BSW Zweitbester Kandidat für das BSW war Rainer Kräuter, der im Wahlkreis Saalfeld-Rudolstadt I 18,4 Prozent holte. Dort gewann AfD-Mann Thomas Benninghaus mit 37,5 Prozent. Die Hochburg des BSW nach Zweitstimmen ist wie bei der AfD ein kleines Dorf. Teichwitz liegt im Wahlkreis Greiz II und hat gerade einmal 96 Einwohner. Hier holte die Partei 25,8 Prozent der Zweitstimmen. Am zweitbesten schnitt das BSW im 194-Einwohner-Dorf Mittelsömmern ab. Die Wagenknecht-Partei holte hier 25,7 Prozent. Die Beteiligung bei dieser Wahl in Thüringen war hoch. So nutzten mehr Menschen ihre Stimme als bei der vergangenen Wahl. Der Anteil lag bei 73,6 Prozent – 2019 waren es nur 64,9 Prozent.