Manuel Neuers Karriere wurde vor allem von der WM 2014 und seiner einmaligen Leistung gegen Algerien geprägt. Seinen großen Durchbruch hatte er aber sechs Jahre zuvor erlebt. An den 5. März 2008 denken Fans des FC Schalke 04 gerne zurück. Damals hatten die "Knappen" mit der 2. Bundesliga nichts zu tun. Schalke steckte mitten im Rennen um die internationalen Plätze, hatte wenige Tage zuvor nur knapp gegen den FC Bayern verloren. Mit breiter Brust reiste "Königsblau" nun nach Porto. Das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League stand an. Das Hinspiel hatte Schalke dank eines frühen Treffers von Kevin Kuranyi (4. Minute) mit 1:0 gewonnen. Im Estádio do Dragão, dem "Drachenstadion" in Porto, wollte das Team von Trainer Mirko Slomka die gute Ausgangslage für das Weiterkommen nutzen. Doch von Anfang an machten die Portugiesen Druck, spielten sich Chance um Chance heraus. Es schien, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis sie in Führung gehen würden. Nur einer hatte etwas dagegen: Manuel Neuer . Der damals 21-Jährige, von vielen aufgrund seines bubenhaften Aussehens "der blonde Junge" genannt, zeigte eine Glanzparade nach der anderen. In der Manier eines Handballtorwarts Ein Schuss von Stürmer Lisandro López aus sieben Metern? Kein Problem! Ein Kopfball des vollkommen frei stehenden Tarik Sektioui aus nächster Nähe? Nichts leichter als das! Schon in der ersten Hälfte trieb Neuer Porto zur Verzweiflung. In der zweiten Hälfte zeigte er dann eine Parade, die unvergessen bleiben sollte. Bei einem Freistoß von Ricardo Quaresma spekulierte Schalkes Abwehr auf Abseits. Doch die Fahne des Linienrichters blieb unten. Lucho González legte komplett unbedrängt quer zu Tarik Sektioui, der den Ball aus drei Metern eigentlich nur noch einköpfen musste. In der Manier eines Handballtorwarts kam aber der "blonde Junge" angeflogen, der den Ball noch irgendwie blocken sollte. Sektioui konnte es nicht glauben. Fassungslos beendete der Flügelstürmer seinen Jubellauf, zu dem er bereits angesetzt hatte. Es war eine von insgesamt elf Paraden, die Neuer an diesem Abend zeigen sollte. Nur einmal konnte er den Treffer nicht verhindern. In der 86. Minute war es Lisandro López, der für die Gastgeber traf. Der Dämon des Drachen Kurz darauf sollte es in die Verlängerung gehen, in der Neuer wieder einmal eine Großchance vereitelte. Ricardo Quaresma kam nach einem Fehlpass frei zum Abschluss, doch die Ein-Mann-Wand aus Gelsenkirchen ließ ihn zögern – und diese parierte den Schuss abermals. Die Entscheidung fiel also im Elfmeterschießen. Von Portos drei Versuchen hielt Neuer gleich zwei. Schalkes vier Schützen verwandelten alle, der königsblaue Einzug ins Viertelfinale war perfekt. Ein Ergebnis, das die Portugiesen auch Tage danach nicht begreifen sollten. "Der deutsche Torhüter hat fast unmögliche Paraden gezeigt", staunte "O Jogo", eine portugiesische Sportzeitung. "Mais Futebol" sprach sogar von "Neuers Wunder", bezeichnete ihn, angelehnt an Portos Wappentier, als den "Dämon des Drachen". Neuer selbst blieb relativ bescheiden. Jahre später sprach er von einem "Sahne-Tag", den er in Porto erwischt habe. "Da hat wirklich alles funktioniert", ergänzte er. Im Viertelfinale sollte dann gegen Pep Guardiolas FC Barcelona Schluss sein. Der Karriere von Manuel Neuer sollte das aber nicht schaden. Aus dem "blonden Jungen" war ein weltbekannter Torwart geworden, über dessen Leistung in dieser Nacht in Porto auch 16 Jahre später noch gesprochen werden sollte.