Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist auf Rekordniveau gestiegen. Eine Branche ist dabei besonders stark betroffen. Inmitten der Konjunkturflaute steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland einer Studie zufolge auf den höchsten Stand seit rund zehn Jahren. 1.406 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften seien im Juli registriert worden, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag zu seiner Untersuchung mitteilte. Das seien 20 Prozent mehr als im Vormonat und 37 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der aktuelle Wert liege zudem um 46 Prozent über dem Juli-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also der Zeit vor der Corona-Pandemie. "Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betrifft alle Branchen", betonte das IWH. "Er fällt jedoch besonders deutlich im Verarbeitenden Gewerbe aus." Nach 100 insolventen Industrieunternehmen im Juni – was dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate entsprach – erhöhte sich die Zahl nunmehr auf 145. Das sei ein neuer Höchstwert seit Erfassung von Brancheninformationen im IWH-Insolvenztrend im Januar 2020. "Deutlich stärker als üblich waren die Länder Berlin , Hessen und Nordrhein-Westfalen betroffen", hieß es. Pleitewelle in Deutschland: "Eine Insolvenz ist häufig hausgemacht" Der IWH-Analyse zufolge sind in den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen. "Schließungen großer Arbeitgeber können zu hohen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten führen", so das Institut. Steffen Müller, Professor an der Uni Magdeburg und Insolvenzforscher am IWH, sagte t-online dazu jüngst: "Die Gesamtzahl der betroffenen Jobs ist erheblich." Das zeige, viele große Firmen seien derzeit betroffen. "Große Unternehmen wagen nur sehr selten den Schritt in die Insolvenz, weil sie sich eigentlich ohne das Verfahren sanieren können." Immerhin arbeiteten sie mit Dutzenden Insolvenz- und Restrukturierungsexperten zusammen, so Müller. "Doch in Krisen gehen solche Sanierungskonzepte oftmals nicht auf. Daher ballen sich derzeit die Insolvenzen großer Namen." Wirtschaft steckt in Dauerflaute Für die kommenden Monate erwarten die Experten derweil eine uneinheitliche Entwicklung. "Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen", sagte Müller jetzt. Damit dürfte die Zahl der Insolvenzen auch weiter durchgehend über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegen. Die deutsche Wirtschaft steckt derzeit in einer Dauerflaute. Im ersten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt zwar um 0,2 Prozent. Dem folgte aber im Frühjahr ein Rückgang von 0,1 Prozent, weil weniger in Anlagen wie Maschinen sowie in Gebäude investiert wurde. Für die zweite Jahreshälfte gehen viele Experten von einem blutleeren Aufschwung aus, da weite Teile der Wirtschaft über einen Auftragsmangel klagen.