Badminton zählt bei Olympia wohl eher zu den kleineren Sportarten. Am Dienstag kam es aber zu zwei spannenden Szenen. Die Südkoreanerin An Se-young hat sich die olympische Goldmedaille im Badminton gesichert. Die 22-Jährige deklassierte die Chinesin He Bingjiao mit 21:13 und 21:16. Bronze ging an Gregoria Mariska Tunjung aus Indonesien. Bei der anschließenden Zeremonie kam es einerseits zu einer rührenden Szene durch die Silbermedaillengewinnerin. Anderseits erhob die Olympiasiegerin schwere Vorwürfe. Was war passiert? Bingjiao hielt auf dem Podium einen kleinen Pin zwischen ihren Fingern. Darauf zu sehen: die spanische Flagge. Mit der Geste erinnert sie an ihr Halbfinale vom Sonntag. Dort spielte sie gegen Carolina Marín. Die spanische Weltklasse-Spielerin hatte zunächst geführt, verdrehte sich dann aber das Knie. Nachdem ihr Aus besiegelt war, bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Marín zog sich einen Kreuzbandriss zu. Mit dem Pin erinnerte Bingjiao bei der Zeremonie an die Spanierin und begeisterte in den sozialen Medien. Ein Nutzer bei X schrieb: "Das ist wunderschön. Das unterscheidet Olympia von anderen Sport-Veranstaltungen." Ein anderer kommentierte: "Das ist herzerwärmend." Am Dienstag reagierte die Spanierein Marín selbst. Auch Instagram schrieb die Olympiasiegerin von 2016: "Der Moment auf dem Podium ist eine der schönsten Gesten, die mir jemals zuteilwurden." "Kann diese Momente einfach nicht vergessen" So wurde Bingjiao zur Siegerin der Herzen, das Finale gegen die favorisierte Se-young verlor sie aber. Von Freude auf der Seite der Olympiasiegerin war jedoch wenig zu spüren. Se-young schockte die Badminton-Welt nach ihrem Triumph, da sie betonte, nicht mehr für ihr Land Südkorea antreten zu wollen. "Ich glaube nicht, dass es mit der Nationalmannschaft weitergehen kann", sagte sie südkoreanischen Medien. Der Grund: Die Spielerin musste wohl mehrfach mit starken Knieschmerzen antreten. "Ich war während meiner Verletzung so, so enttäuscht von ihnen. Ich kann diese Momente einfach nicht vergessen", so Se-young weiter, die ihre Worte an den südkoreanischen Verband richtete. Dann warf sie ihm vor, Aufgaben und Pflichten "zu vernachlässigen". In einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Yonhop" ging sie auf Details ein: "Einmal durfte ich einfach nicht an Turnieren in Frankreich und Dänemark teilnehmen und niemand gab mir eine Erklärung. Der Verband hat mich abgemeldet, ohne mir das mitzuteilen." Sie hoffe nun, dass der Verband und das Nationale Olympische Komitee Verantwortung übernehmen, "anstatt sie zu vermeiden". Das Sportministerium Südkoreas reagierte prompt und plane nun, "den genauen Sachverhalt zu ermitteln, sobald die Olympischen Spiele zu Ende sind und auf der Grundlage der Ergebnisse zu prüfen, ob geeignete Verbesserungsmaßnahmen erforderlich sind". Wie die "South Korea Times" berichtete, sind die Aussagen Se-youngs weniger gut angekommen. Bei ihrer Rückkehr nach Südkorea werde "sehr zeitnah" ein Gespräch stattfinden.