Der eine sucht das Scheinwerferlicht, der andere agiert eher zurückhaltend. Ihr Ziel ist dasselbe: Sie wollen König der Athleten in Paris werden. Aus Paris berichtet Melanie Muschong Wenn am 2. und 3. August bei den Olympischen Spielen die Zehnkämpfer ihre Leistungen zum Besten geben, sind auch zwei deutsche Top-Favoriten mit dabei: Niklas Kaul und Leo Neugebauer. Olympische Spiele in Paris: Der Zeitplan Kaul trainiert in Deutschland und ist mit seinen 26 Jahren bereits Weltmeister (2019) und Europameister (2022) geworden. Mit Olympia hat der Mainzer noch eine Rechnung offen, da er in Tokio vor drei Jahren verletzt aufgeben musste. Zu diesem Zeitpunkt trainierte Neugebauer noch still und leise an der University of Texas. Seine Karriere nahm erst in den vergangenen Jahren Fahrt auf. Im letzten August belegte der 24-Jährige den fünften Platz bei der Leichtathletik-WM in Budapest. Zudem knackte er den deutschen Rekord. In Paris wollen beide aufs Treppchen und sich zum König der Athleten küren. Ihr Ziel ist dasselbe, allerdings könnten Kaul und Neugebauer unterschiedlicher nicht sein. "Das ist mir fast schon unangenehm" Kaul ist keiner, der das Rampenlicht abseits seiner Wettkämpfe sucht. Er zieht sich zurück, trainiert konzentriert und lässt seine Fans auf Social Media immer mal wieder an seinem Alltag teilhaben. Im Gespräch mit t-online sagt er: "Ich mag es nicht so sehr, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist mir in manchen Situationen fast schon unangenehm." Kürzlich hat er das Buch "Die Magie des Zehnkampfs" veröffentlicht. Neben Kauls Karriereweg und seinen Erfolgen kommen auch frühere Zehnkämpfer zu Wort. Das erklärt der von seinen Eltern trainierte Athlet im Gespräch auch mit Bezug auf seine Art. Es sei ihm wichtig, "dass es in meinem Buch nicht nur um mich geht". Er wolle "die Faszination" für seinen Sport transportieren. Und natürlich hat er in Paris auch Edelmetall im Blick. "Die Medaille fehlt nicht zum sportlichen Glück, aber ich hätte sie trotzdem gerne", so Kaul. Gerade nach seinem Drama in Tokio vor drei Jahren. Er musste nach dem Hochsprung aufgeben, da er sich am Fuß verletzt hatte. Gleiches passierte ihm bei der WM in Budapest 2023. Kaul weiß um seinen Fuß und erklärt: "Ich springe jetzt anders als die Jahre davor, und ich arbeite mit Tape. Damit gebe ich dem Fuß zusätzlich Stabilität. Das sollte helfen." "Diese Erfahrung hat mein Leben verändert" Bei der Europameisterschaft in Rom konnte der 26-Jährige seinen Titel Anfang Juni nicht verteidigen. Es war der erste Zehnkampf der Saison, den Kaul mit 8.547 Punkten auf Platz vier beendete. Er weiß auch, dass er sich für Paris steigern muss, da die Konkurrenz stark ist. Zu dieser gehört auch Neugebauer, der ebenfalls Anfang Juni bei der NCAA-Meisterschaft in Eugene seinen eigenen deutschen Rekord auf 8.961 Zähler verbesserte. Eine Ansage, nicht nur an Kaul, der zugibt: "Leo ist für mich in seiner aktuellen Verfassung einer der ganz großen Medaillenfavoriten, wenn nicht Titelfavorit." Neugebauer gibt seinen Fans auf Instagram fast täglich Einblicke in sein Leben. Zudem hat er für die Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr T-Shirts für seine Familie und Freunde entworfen, die diese dann vor Ort getragen habe. Darauf zu sehen: Bilder von ihm in Aktion, zudem der Schriftzug "Leo the German", also "Leo der Deutsche". Neugebauer studierte und trainierte an der University of Texas und hat im Mai sein Studium abgeschlossen. "Diese Erfahrung hat mein Leben verändert! Ich fühle mich geehrt, Teil dieser Familie zu sein und bin ewig dankbar für die Person, die sie aus mir gemacht hat", schrieb er auf Instagram. Auch bei Olympia wird Neugebauer wieder zahlreich unterstützt. "Olympia bedeutet mir alles" Neugebauer liegt es, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Seine Strahlkraft kommt an. So hat er vor Olympia ein eigens für sich designtes Micky-Maus-Heft bekommen, das Kinder und Fans in Deutschland kaufen konnten. Die Begründung des verantwortlichen Redakteurs des Magazins: "Leo Neugebauer ist nicht nur ein herausragender Sportler, sondern auch ein starkes Vorbild für junge Menschen." Er weiß, was er will. "Olympia bedeutet mir alles", sagte er t-online bereits vor einem Jahr bei der WM. Dass er auch um die Medaillen mitkämpfen könne, sei "verrückt". Druck wolle er sich jedoch nicht machen. Zu Sport1 sagte er: "Ich werde es wie jeden anderen Zehnkampf nehmen und dann wird das schon gut werden." Und die Goldchancen steigen. Denn: Weltmeister Pierce LePage musste die Spiele kurzfristig verletzungsbedingt absagen. Für die zwei deutschen Stars erhöht sich damit die Möglichkeit auf eine Medaille – und den Titel.