Deutschlands Wohnungsbaubranche befindet sich in einer Abwärtsspirale. Neuen Prognosen zufolge könnte die Anzahl der neu gebauten Wohnungen weiter sinken. Die Zahl der neu errichteten Wohnungen in Deutschland könnte laut Prognosen des Münchner Ifo-Instituts bis zum Jahr 2026 um über 40 Prozent auf lediglich 175.000 sinken. Dies liegt deutlich unter dem von der Berliner Koalition für 2021 festgelegten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. "Die Prognose ist mit Unsicherheiten behaftet, aber es ist ziemlich klar, dass wir spätestens 2026 unter die 200.000er-Marke rutschen werden", so Ludwig Dorffmeister, Baufachmann beim Ifo-Institut. Ein maßgeblicher Grund für diese Entwicklung sind die stark gestiegenen Baukosten in Deutschland, welche eine Erholung des Marktes verhindern. "In Deutschland sind darüber hinaus aber die Baukosten völlig aus dem Ruder gelaufen", erklärt Dorffmeister. Auch im restlichen Europa wird ein Rückgang des Wohnungsneubaus erwartet; das Forschungsnetzwerk Euroconstruct prognostiziert einen Rückgang auf insgesamt nur noch 1,2 Millionen Wohnungen pro Jahr. Einbruch auch bei Bauanträgen Die Situation wird zusätzlich durch den starken Einbruch bei Bauanträgen und -genehmigungen verschärft: Statistiken des Bundesamts zeigen, dass im Mai nur 17.800 Anträge bewilligt wurden, fast 44 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die hohen Baukosten haben zur Folge, dass viele Wohnungsbaugenossenschaften und kommunale Unternehmen ihre neuen Projekte auf Eis legen: "Von politischer Seite passiert viel zu wenig, um dem entgegenzuwirken", kritisiert der Präsident des Wohnungswirtschaftsverbandes GdW, Axel Gedaschko. Laut einer Umfrage des Verbands plant in diesem Jahr fast zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen, keine neuen Wohnungen zu bauen. Er bezeichnete den Rückgang der neu errichteten Wohnungen als "Trauerspiel ohne Ende".