Sie zeigte es ihren Kritikern und sich selbst: Angelique Kerber. Das deutsche Tennis-Ass spielte bei Olympia befreit auf — und verschob das Einzel-Karriereende. Aus Paris berichtet Melanie Muschong Sie kämpfte, sie gab einfach alles auf dem Court Philippe-Chatrier. So, wie es kaum jemand erwartet hätte. Denn Angelique Kerber galt im Erstrundenmatch des Tennisturniers bei den Olympischen Spielen gegen Naomi Osaka nicht als Favoritin, im Gegenteil, die 36-Jährige kam ohne Erfolgserlebnis aus dem bisherigen Tennisjahr nach Paris. Doch von Beginn an machte die deutsche Tennisspielerin bei ihrem Einzel-Olympiaauftakt klar, dass sie da ist, um zu siegen – denn jedes Match könnte nun ihr letztes sein. Kurz vor Start der Spiele hatte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin schließlich angekündigt, ihre erfolgreiche Karriere nach Paris zu beenden. Aber noch nicht an diesem Samstagabend: 7:5 und 6:3 schlug Kerber die ihrerseits viermalige Grand-Slam-Siegerin Osaka, jeder Punktgewinn wurde dabei von tosendem Applaus des Publikums gefeiert. Kerber selbst ballte in diesen Momenten die Faust. Immer wieder hallte ein "Auf geht's, Angie" über den Court. "Es wäre gelogen, wenn es nicht so ist" Sie selbst strahlte, als sie in die Mixed-Zone kam. Auf t-online-Nachfrage, wie sehr sie den Applaus und die Unterstützung mitbekommen habe, antwortete Kerber: "Das habe ich, besonders am Anfang. Natürlich geht man auf den Platz und hat im Kopf: Das kann dein letztes Match sein. Es wäre gelogen, zu sagen, dass es nicht so ist." Während ihres Matches hatten Zuschauer den Refrain des Songs "Les Champs-Elysées" angestimmt. Für das deutsche Tennis-Ass ein Schlüsselmoment am späten Samstagabend: "Genau dafür bin ich zurückgekommen. Genau dafür habe ich mich die letzten Monate zurückgearbeitet, trainiert, um diese Momente zu genießen." "Für mich bedeutet der Sieg schon sehr viel" Zum Duell mit Osaka erklärte Kerber offen: "Ich wusste, es wird ein schweres Match, aber auf der anderen Seite hatte ich auch nichts zu verlieren. Für mich bedeutet der Sieg schon sehr viel, weil er mir zeigt, dass ich tatsächlich gegen die Topspielerinnen weiter gewinnen kann." Und: "Sogar auf Sand" – bekanntermaßen ist der Sand von Roland-Garros nicht Kerbers bester Untergrund. "Es war nie mein Lieblings-Grand-Slam, mein Lieblingsbelag, aber am Ende werden ich und Paris doch noch Freunde und ich glaube, das tut uns allen ganz gut", sagte Kerber weiter. Über diese Aussage musste sie dann auch selbst lachen und verabschiedete sich – in die nächste Runde.