Von der Neugeborenenstation eines Krankenhauses verschwindet ein Baby. Die Überwachungskameras zeichnen das Verbrechen auf. Ein Baby, das am Dienstagabend in einem Krankenhaus in Uberlândia (Brasilien) per Kaiserschnitt geboren wurde, ist nur drei Stunden später von der Neugeborenenstation der Klinik verschwunden. Überwachungskameras in der Einrichtung und auf der Straße zeichneten das Verbrechen auf – und überführten die Täterin. In einem der Videos ist zu sehen, wie eine Frau um 23.18 Uhr mit einem Auto am Krankenhaus ankam. Mit Laborkittel, Mütze, Maske und Gummihandschuhen bekleidet sowie einem gelben Rucksack stieg sie aus dem Wagen und lief in das Klinikgebäude. Sie zeigte ihren Dienstausweis und verschaffte sich so Zutritt zum Haus – und zur Geburtsstation. 37 Minuten später, um 23.55 Uhr, lief die Frau, bei der es sich tatsächlich um eine Ärztin des betroffenen Krankenhauses handelte, erneut an den Überwachungskameras der Klinik vorbei. Allerdings war sie nicht alleine, sondern trug ein erst drei Stunden altes Neugeborenes auf ihrem Arm, mit dem sie auf der Toilette verschwand. Dort habe sie den Säugling in ihren Rucksack gesteckt und anschließend das Gebäude verlassen haben. Draußen setzte sie sich in ihr Auto und fuhr davon. Der Vater: "Da wurde uns klar, dass unsere Tochter entführt wurde" Laut dem brasilianischen Nachrichtenportal "G1" habe die Frau sogar noch mit dem Vater des Neugeborenen, das gegen 20 Uhr zur Welt kam, gesprochen. "Sie konnte sich sehr gut ausdrücken", sagte der Mann. "Sie kam ins Zimmer, berührte die Brüste meiner Frau, um zu sehen, ob sie Milch hatte, und erklärte, sie sei Kinderärztin und würde das Baby füttern gehen", fügte er hinzu. Doch die Frau kam nicht zurück "Da wurde uns klar, dass unsere Tochter entführt worden war." Das Baby wurde am nächsten Morgen wohlbehalten in einem Wohnhaus in der Gemeinde Itumbiara, rund 134 Kilometer von seinem Geburtsort entfernt, gefunden. Die Tatverdächtige wurde als Claudia Soares Alves identifiziert und festgenommen. In ihrem Auto wurden rosa Babykleidung und Spielzeug gefunden. Offenbar hatte sie die Tat langfristig vorbereitet. Bei der Frau handele es sich um eine Ärztin, die offiziell in der Fachrichtung Neurologie und klinische Medizin registriert sein soll. Derzeit schreibe sie an ihrer Doktorarbeit. Tatverdächtige leidet wohl an psychotischer Störung Ihr Anwalt erklärte, dass sich seine Mandantin aufgrund des Todes ihrer Mutter seit einigen Monaten in psychiatrischer Behandlung befinde und auch verschriebene Medikamente einnehme. Nach Angaben der Verteidigung sei Alves angeblich schwanger gewesen, weshalb die Medikation bei ihr umgestellt worden sei. Dies habe wiederum zu einer psychotischen Störung geführt, in deren Folge sie das Neugeborene entführte. "Es gibt einen klinischen Bericht, der ihre gesamte Situation beschreibt", sagte der Anwalt und erklärte, dass die Verteidigung der Frau genau darauf aufbauen werde. Ein Sprecher der Polizei teilte inzwischen mit, dass das Baby untersucht wurde, dem Mädchen gehe es gut. "Es gibt keine Anzeichen von Misshandlung", sagte er.