Zum Start des Tegernsee-Trainingslagers des FC Bayern besteigt Trainer Vincent Kompany den Wallberg. Und schimpft über den Berg, den sein Vorgänger einst die Profis hochscheuchte. Aus Rottach-Egern berichtet Julian Buhl Das Eingewöhnungsprogramm, das er derzeit als neuer Cheftrainer beim FC Bayern absolviert, verlangt Vincent Kompany auch persönlich einiges ab. Bei seiner Saisoneröffnungs-Pressekonferenz betonte Kompany am Montag zum offiziellen Start des dreitägigen Kurztrainingslagers am Tegernsee in Rottach-Egern, dass er immer "den Extraschritt machen" wolle und das Gleiche auch für seinen gesamten Staff gelte. Ob er dabei wohl auch an die Gipfeltour auf den 1.722 Meter hohen Wallberg dachte, auf die er sich schon am Sonntag als Vorhut des Bayern-Trosses mit seinem Trainerteam begeben hatte? "Hochzukommen ist ja noch okay, aber wieder runter nach 20 Jahren Profikarriere: Das ist echt schwer. Da spürt man alles, es tut alles weh: die Hüfte, die Knie", sagte Kompany und lachte. Er komme schließlich aus der Stadt. In Brüssel und in ganz Belgien sei alles flach. "Und da sagen die hier, das ist ein kleiner Berg – das ist kein kleiner Berg." Jetzt kennt der Wallone jedenfalls auch den berüchtigten Wallberg. Auf den hatte sein Vorgänger Felix Magath die Bayern-Stars vor zwei Jahrzehnten übrigens schon mal in aller Früh hochgescheucht. Kompany im Uli-Hoeneß-Land Darauf verzichtete Kompany nun und bezwang den Hügel der Leiden stattdessen lieber selbst. Oben angekommen, verbrachte er gemeinsam mit seinem Trainerteam noch einen gemeinsamen Hüttenabend auf dem Berg und übernachtete auch dort. Auch die heftigen nächtlichen Gewitter störten die Geselligkeit nicht. Vom Gipfel konnte Kompany auf das ganze Uli-Hoeneß-Land hinabschauen. Der Klubpatron wohnt bekanntlich am Tegernsee in Bad Wiessee, nicht weit von Sportvorstand Max Eberl entfernt, der ein Haus im benachbarten Rottach-Egern hat. Am Montag empfing Kompany am Fuße des Wallbergs dann seine Mannschaft im vor malerischer Alpenkulisse gelegenen Seehotel Überfahrt, wo die Bayern mal wieder ihr Quartier bezogen haben. Ab Abend stand im Stadion am Birkenmoos dann auch für die Profis die erste schweißtreibende Übungseinheit auf dem Programm. Vor rund 2.000 Zuschauern trainierten die Bayern knapp 100 Minuten lang öffentlich. Kompany unterbrach die Einheit immer wieder, erklärte lautstark Details. "Jungs, Rhythmus – spielt die Pässe wie Musik", war beispielsweise von ihm zu hören. Anschließend nahmen er und die Mannschaft sich noch lange Zeit für die Autogramm- und Selfiewünsche der Fans – trotz immer wieder einsetzenden starken Regens. Für die Spieler ging es anschließend mit dem Mannschaftsbus zurück zum Hotel. "Ich hoffe, dass wir alle adoptierte bayerische Leute sind" Für Kompany und sein Trainerteam jedoch nicht. Sie legten die knapp drei Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Und machten damit gleich den nächsten Extraschritt, gingen auch hier mit gutem Beispiel voran. Am Dienstag stand eine weitere, intensive Trainingseinheit in Rottach-Egern auf dem Programm. Am Mittwochabend (18.30 Uhr) folgt zum Abschluss des Tegernsee-Trainingslagers dann noch das erste Testspiel dieser Saison gegen den ortsansässigen FC Rottach-Egern. Er lerne jeden Tag etwas über den FC Bayern, die Spieler, München und die Region, sagte Kompany und schloss sein Trainerteam auch hier mit ein. "Am Ende hoffe ich, dass wir alle in den nächsten vier, fünf, sechs oder sieben Jahren adoptierte bayerische Leute sind." Kompany musste selbst grinsen, als er das sagte, und fragte in die Runde: "Warum lacht ihr alle?" So lange Trainer zu bleiben, das hat vor ihm jedenfalls noch keiner geschafft. Es ist aber auch noch keiner vor ihm mit seinem Team auf den Wallberg hochgelaufen.