Die Labour-Partei feiert ihren Erdrutschsieg in Großbritannien, bei den Tories werden die Wunden geleckt. Ein Überblick über die ersten Reaktionen. Bei Anhängern und Vertretern der britischen Labour-Partei wird gejubelt, bei den Tories gibt es lange Gesichter. Erste Reaktionen in Großbritannien zeigen, wie schwer die Wahlniederlage die Partei von Premier Rishi Sunak getroffen hat. Hier lesen Sie die Ergebnisse der Wahl. Labours Vize-Parteichefin Angela Rayner reagierte zunächst noch mit vornehmer Zurückhaltung. Es sei eine "Ehre", als Abgeordnete wiedergewählt zu werden, sagte die Politikerin, die wohl stellvertretende Premierministerin werden dürfte. Sie fügte hinzu, dass sie als Oppositionspartei in den vergangenen 14 Jahren nicht in der Lage gewesen sei, "Veränderungen herbeizuführen". Es wäre nun für ihre Partei ein "Privileg", den von den Menschen gewünschten Wandel herbeizuführen. Spitzenkandidat Keir Starmer , der nun Premierminister werden dürfte, bedankte sich in einer ersten Reaktion auf der Plattform X bei seinen Wählern: "An jeden, der für Labour in dieser Wahl gearbeitet hat, an jeden, der uns gewählt und Vertrauen und unsere veränderte Labour Partei gelegt hat – danke!" Ruth Davidson, die frühere schottische Tory-Chefin , hat die Umfragen zum Wahlausgang als ein "Massaker" für ihre Partei bezeichnet. Aber es war nicht so schlimm, wie es hätte sein können, sagte sie Sky News. Sie sagte: "Also eigentlich 131 [Abgeordnete, die Red.] – obwohl man es nicht beschönigen kann, dies ist ein Massaker". Für die Scottish National Party war die Wahl ebenfalls ein Desaster. Schottlands ehemalige Premierministerin Nicola Sturgeon sagte gegenüber ITV, sprach von einer "seismischen Nacht" für Labour. Ihre Partei könnte nur noch mit zehn Sitzen in Westminster vertreten sein – zuvor waren es 48. Ex-Tory-Chef: Gerade noch in der Lage, eine effektive Opposition zu stellen William Hague, ehemaliger Tory-Chef und ehemaliger Außenminister, sagte, die Konservative Partei werde "lange brauchen", um sich von dieser Niederlage zu erholen. Im Times-Radio sagte er, das Ergebnis der Wahlausgangsbefragung sei "katastrophal", aber nicht so schlimm wie einige der Prognosen. Mit 131 Sitzen wären die Tories "gerade noch" in der Lage, eine effektive Opposition zu bilden, sagte er. Er fuhr fort: Die Antwort werde darin bestehen, sich für die Zukunft neu aufzustellen. Der konservative Minister für Arbeit und Renten, Mel Stride, sagte gegenüber BBC Radio 4: "Dies ist ein sehr schwieriger Moment für die Konservative Partei", und er bedauere es sehr, dass die Meinungsumfragen zeigen, dass eine Reihe seiner Kollegen ihren Sitz verlieren werden. Was den Erhalt seines eigenen Sitzes angeht, so sagt er: "Wir müssen abwarten und sehen". Schatzkanzler Hunt verliert Sitz im Parlament Für einige Tories steht bereits fest, dass sie nicht mehr im Parlament sein werden. Der walisische Minister David TC Davies erklärte gegenüber BBC Wales, dass er seinen Sitz verloren habe. Er ist seit 2005 im Parlament und hatte bei der letzten Wahl eine Mehrheit von mehr als 9.000. Er war auch der einzige Kabinettsminister mit einem Sitz in Wales. Auch Schatzkanzler Jeremy Hunt wird voraussichtlich seinen Sitz verlieren. Er wäre der erste Kanzler in der modernen Geschichte, der nicht erneut ins Parlament gewählt wird. Peter Mandelson , einst Minister für die Labour-Partei, zeigte sich "verblüfft" über die Wahlergebnisse und bezeichnete den voraussichtlichen Sieg der Labour-Partei als "außergewöhnlichen Erfolg für Keir Starmer und sein Team": "Ein Meteorit ist auf dem Planeten Erde eingeschlagen", sagte er der BBC und fügte hinzu: "In gewisser Weise ist das nicht überraschend, wenn man bedenkt, was das Land in den vergangenen zehn Jahren durchgemacht hat. EU-Politiker hoffen auf erneute Annäherung Starmers Auch außerhalb Großbritanniens gab es erste Reaktionen auf den Wahlausgang. Die SPD-Europapolitikerin Katarina Barley begrüßte den Wahlerfolg der Labour-Partei in Großbritannien. Der überwältigende Sieg der Sozialdemokraten gebe auch der EU Hoffnung, sagte Barley der Nachrichtenagentur dpa. "Ich freue mich über die große Chance, dass nach Jahren der Spannungen mit einem Labour-Premier in London nun ein freundlicher und konstruktiverer Ton angeschlagen wird." 14 Jahre konservativer Regierung mitsamt Brexit hätten die EU und das Vereinigte Königreich voneinander entfremdet. Dem schloss sich auch der EU-Ratspräsident Charles Michel an und gratulierte Labour-Chef Keir Starmer zum "historischen" Sieg seiner Partei bei der Unterhaus-Wahl in Großbritannien und betonte, dass er sich auf die künftige Zusammenarbeit freue. "Die Europäische Union und das Vereinigte Königreich sind wichtige Partner, die in allen Bereichen von gegenseitigem Interesse für unsere Bürger zusammenarbeiten", teilte Michel am Freitag im Onlinedienst X mit. Deutsche Sozialdemokraten pflichten bei Aus Deutschland trafen bereits Glückwünsche an Spitzenkandidat Keir Starmer und seine Partei ein. Arbeitsminister Hubertus Heil richtete auf X einen "herzlichen Glückwunsch" an die "Freunde von der Labour Party und den künftigen Premierminister Keir Starmer". Der SPD-Politiker fügte hinzu: "Gemeinsam werden Sozialdemokraten in London und Berlin nun ein neues Kapitel der britisch-deutschen Freundschaft und Zusammenarbeit aufschlagen. So wichtig in diesen Zeiten!" Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach beglückwünschte Keir Starmer und die Labour-Partei. "Ihr Programm, Menschen in Armut zu helfen, das Gesundheitssystem zu reformieren und Wohnraum bezahlbar zu machen, wurde von vielen als langweilig angesehen. Für die Betroffenen aber ging es um ihre Existenz!", schrieb er auf X. Die FDP erwartet im Ergebnis der britischen Parlamentswahl eine merkliche Verbesserung der deutsch-britischen Beziehungen. "Nach den vergangenen Irrungen und Wirrungen des Vereinigten Königreichs bin ich überzeugt davon, dass mit Keir Starmer mehr politische Sachlichkeit einkehrt", teilte der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrich Lechte , am Donnerstag in Berlin mit. "Der Sieg der Labour-Partei bietet die Chance, die europäische Sicherheitsarchitektur innerhalb der Nato neu zu stärken – schließlich ist UK ein wichtiger europäischer Truppensteller."