Das deutsche Achtelfinale gegen Dänemark wird maßgeblich auch vom Videobeweis beeinflusst. Mit den Entscheidungen den Schiedsrichterteams sind nicht alle glücklich. Thomas Delaneys Fußspitze bewahrte die deutsche Nationalmannschaft vor dem Rückstand. Joachim Andersens Minimalberührung des Balls mit der Hand führte zum vorentscheidenden Führungstor. Wie selten zuvor hat der Videobeweis samt neuer Impulstechnik beim 2:0-Achtelfinalsieg der DFB-Auswahl gegen Dänemark Einfluss auf ein K.-o.-Spiel genommen. Das kam nicht überall gut an - der dänische Trainer Kasper Hjulmand fand eine Entscheidung "lächerlich". Die wichtigsten Fragen. Um welche Szenen geht es? Dänemarks Andersen hatte in der 48. Minute nach großer Konfusion in der deutschen Abwehr ins Tor getroffen - der vermeintliche Führungstreffer zählte aber nicht. Mithilfe der halbautomatischen Abseitslinie stellte das Schiedsrichterteam um den Briten Michael Oliver fest, dass Delaneys Fußspitze in der Entstehung hauchzart im Abseits war. Kein Tor. Wenige Minuten später wurde Andersen zur tragischen Figur: Eine Flanke von David Raum streifte aus kurzer Distanz die Hand des 28-Jährigen, nach Ansicht der Videobilder mit Impulsgrafik des Ballkontakts entschied Oliver auf Strafstoß. Kai Havertz verwandelte sicher. Statt 0:1 aus deutscher Sicht stand es innerhalb weniger Minuten 1:0. Was sagen die Trainer? "Ich habe echt genug von dieser lächerlichen Handregel", sagte Dänemarks Nationaltrainer Hjulmand. "Wir können nicht erwarten, dass unsere Verteidiger mit den Händen auf dem Rücken laufen. Er ist normal gelaufen." Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte zu der Szene: "Ich kann verstehen, dass die Dänen sich aufregen. Aber die Regel ist so. Der Arm ist abgespreizt." Zur Abseitssituation zeigte Hjulmand immer wieder ein Bild von der Szene auf seinem Handy. "Mir wurde gesagt, was die Statistik angeht, macht das keinen Sinn. So sollten wir nicht den Videoschiedsrichter benutzen. Es geht um einen Zentimeter." Und die Experten? Der deutsche Topschiedsrichter Felix Brych sagte im Sport1-"Doppelpass", Oliver habe am Ende "alles richtig" gemacht, "auch wenn es bitter ist für Dänemark". Das Spiel, das zudem wegen eines Unwetters unterbrochen werden musste, habe "unglaubliche" Anforderungen an den Unparteiischen gestellt. Schiedsrichterkollege Patrick Ittrich verwies bei MagentaTV auf die geltenden Handregeln. "Wir müssen, so gut es geht, versuchen, gleiche Situationen gleich zu bewerten", argumentierte Ittrich, er räumte aber auch ein: "Ich kann nachvollziehen aus Spielersicht, dass das ein Problem ist." Wie funktioniert die neue Technik mit Chip im Ball? Die Grafik, die an ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Messung der Herzströme erinnert, zeigt mit Ausschlägen, zu welchem Zeitpunkt der Ball berührt wird. In Verbindung mit den Videobildern können die Schiedsrichter insbesondere Handspiele eindeutiger erkennen. Doch die Technik hat nicht nur Fans. "Dieses Ausschlagding, was da angezeigt wird, das können wir gleich abschaffen", sagte Ex-Nationalspieler Michael Ballack bei MagentaTV. "Wir sollten immer noch nach Menschenverstand urteilen." Wie bewertet die UEFA grundsätzlich den VAR-Einsatz? Nach der Gruppenphase hatte sich UEFA-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti äußerst zufrieden gezeigt. In den 36 Vorrundenspielen kam es zu 20 Eingriffen durch den Videoassistenten, in zwölf Fällen schaute sich der jeweilige Hauptschiedsrichter die Szene noch einmal an. Die Technik mit dem Chip im Ball funktioniere "sehr gut". Wenn die Videobilder keinen endgültigen Schluss zuließen, "können wir uns auf eine Grafik stützen, die den Kontakt des Balls zeigt", sagte der Italiener.