Turbulenzen sind nicht nur unangenehm, sondern mitunter auch gefährlich. Doch wie entstehen sie eigentlich? Und welche Informationen enthält der Wetterbericht für die Piloten?
Vermutlich hat es jeder Passagier schon einmal erlebt: Eben noch gleitet das Flugzeug sanft durch die Luft, plötzlich fängt es an zu wackeln, und im schlimmsten Fall sackt der Flieger ab. Grund dafür sind sogenannte Turbulenzen. Immer wieder kommt es hierbei auch zu verletzten Fluggästen, so wie am Dienstagvormittag auf einem Lufthansa-Flug auf dem Weg von Buenos Aires nach Frankfurt. Über dem Atlantik geriet die Boeing in heftige Turbulenzen, bei denen fünf Fluggäste und sechs Crewmitglieder verletzt wurden. Grund dafür waren Luftströmungen.
Turbulenzen, die im Volksmund auch gerne fälschlicherweise als "Luftlöcher" bezeichnet werden, entstehen durch Böen, die sich von oben nach unten oder von unten nach oben bewegen. Sie verändern die Anströmung der Tragflächen und damit den Auftrieb: Der Flieger sackt ab oder zieht ruckartig hoch. Gerade in und um Wolken herrschen teils starke Auf- und Abwinde. Ein weiterer Ort, an dem es zu turbulenten Störungen in der Atmosphäre kommt, ist an sogenannten Frontalzonen oder Fronten, also dort, wo warme und kalte Luftmassen großflächig aufeinandertreffen.
Klima und Flugzeugtechnik 10.12
Bei sogenannten Windscherungen kreuzen sich unterschiedliche Luftmassen, wodurch sich die Geschwindigkeit und Richtung des Winds über eine kurze Distanz ändert. Je geringer die Distanz, desto stärker Scherung. Starke Windscherungen sind auch oft die Ursache sogenannter Clear Air Turbulences (CAT) oder auf Deutsch Klarluftturbulenzen. Diese Art von Turbulenz ist laut Deutschem Wetterdienst besonders gefährlich für die Luftfahrt, da sie im Gegensatz zu anderen Wetterphänomenen – wie zum Beispiel Gewitter oder Vereisung – weder mit dem bloßen Auge noch mit Radar geortet werden kann. Die CAT wird durch das Aufeinandertreffen von stark unterschiedlichen Luftmassen verursacht, die sich mit ebenfalls stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Höhen oberhalb sechs Kilometern bewegen. Durch den ungleichen Charakter der Luftmassen entsteht an der Zone des Zusammentreffens ein Bereich erhöhter Windgeschwindigkeiten, auch Jetstream genannt.
Auslöser für Turbulenzen kann auch das Überfliegen von Gebirgszügen sein, die bei Anströmung ihrer Flanken von Luftmassen überquert werden. Dadurch kommt es zu einem erzwungenen Aufsteigen der Luftmassen, was selbst in großen Höhen noch registriert werden kann. Rückseitig der Gebirge sinkt die Luft wieder ab. Deshalb muss hier ebenfalls mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet werden.
Für Piloten spielt daher die Flugwetterübersicht eine wichtige Rolle, wobei der Schwerpunkt auf den Wolken und dem Niederschlag liegt. Ebenfalls von Bedeutung sind die Sichtweite, die Wind- und Temperaturbedingungen in den unterschiedlichen Höhen, die Turbulenz- und Vereisungsbedingungen sowie die Nullgradgrenze und Inversionen. Des Weiteren beinhaltet ein Flugwetterbericht auch noch Angaben zu Sonnenauf- und -untergang sowie Dämmerung.
Die Piloten erhalten aber auch während des Fluges aktuelle Hinweise auf Turbulenzen oder andere Wetterphänomene – entweder durch das bordeigene Wetterradar, über Datenlinks von den Wetterdiensten oder von anderen Piloten auf ihrer Strecke. Durch die Warnungen können die Flugkapitäne den größeren Gebieten gefährlicher Turbulenzen ausweichen. Dennoch ist es für Passagiere ratsam, den gesamten Flug über angeschnallt zu bleiben.
Sehen Sie oben im Video: Schreck in 11.000 Metern Höhe: Ein Flug mit mehr als 200 Passagieren an Bord wird über dem Pazifik durch Turbulenzen durchgerüttelt. Dutzende Menschen verletzen sich.
Quellen: Deutscher Wetterdienst I, Deutscher Wetterdienst II