In ihrer langen Karriere brachte Liselotte Pulver mehrere Generationen zum Lachen. Heute wird die Schauspielerin sagenhafte 95 Jahre alt.
Als die am 11. Oktober 1929 im schweizerischen Bern geborene Schauspielerin Liselotte Pulver (95) in der deutschen Wirtschaftswunderzeit mit Filmen wie "Ich denke oft an Piroschka" (1955) oder "Das Wirtshaus im Spessart" (1958) endgültig ihren großen Durchbruch feierte, brachte sie einiges mit, was andere Schauspielerinnen nicht zu bieten hatten. Neben einer für damalige Zeiten neuartig burschikosen Art, mit der sie in zahlreiche komödiantische "Hosenrollen" schlüpfte, war es vor allem ihr unverwechselbares Lachen, mit dem sie sich in die Herzen des noch von der Katastrophe des vergangenen Weltkriegs gebeutelten Publikums spielte.
Wie es scheint, hat sie auch im stolzen Alter von 95 Jahren ihre Lebensfreude und ihren erfrischenden Humor nicht verloren. In einem Interview mit der "Glückspost" beantwortete sie im August 2024 die Frage, was sie sich denn zum 95. Geburtstag am meisten wünsche, wie selbstverständlich mit einem Scherz:
"Am meisten wünsche ich mir Gesundheit - und eine Million!" Die 100 peile sie "auf jeden Fall" noch an, "wenn möglich noch mehr". Die Voraussetzungen für ein paar weitere Jahre voller Lachen seien dabei ziemlich gut. Sie habe keine nennenswerten Zipperlein zu beklagen und in der vornehmen Berner Altersresidenz Burgerspittel, in der sie seit einigen Jahren lebt, gehe es ihr ausgezeichnet. Ihren 95. werde sie eher in einem kleinen Rahmen begehen, mittlerweile möge sie an ihrem Geburtstag nicht mehr so viel Trubel wie in früheren Jahren.
Auf ihre lange Karriere blickte Liselotte Pulver in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in autobiografischen Büchern mit Titeln wie "Wenn man trotzdem lacht" (1990), "Das Geheimnis meines Lachens" (2004) oder "Dem Leben ins Gesicht gelacht" (2017) zurück. In diesen Büchern, wie auch in zahlreichen Interviews, betonte die Schauspielerin allerdings, dass sie über eine Sache bis heute nicht lachen könne.
Dabei handele es sich um ihre Ende der 1950er-Jahre verpasste Chance auf eine internationale Weltkarriere, die ihr seinerzeit mit Angeboten für weibliche Hauptrollen in heutigen US-Filmklassikern wie "Ben Hur" (1959) oder "El Cid" (1961) eröffnet wurde. Beide Angebote musste sie damals schweren Herzens ablehnen, da sie aus bestehenden Verträgen für deutsche Filmproduktionen nicht herauskam. Ihre Rolle als Partnerin der Filmlegende Charlton Heston (1923-2008) in dem Monumentalfilm "El Cid" ging schließlich an ihre Kollegin Sophia Loren (90). "Das waren absolute Keulenschläge, kann man sagen", gestand Lilo Pulver 2010 in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Und ergänzte: "Nach denen steht man nicht so leicht wieder auf".
Trotz dieser Rückschläge wirkte die Schweizerin durchaus in einigen internationalen Produktionen mit, wie etwa in Douglas Sirks (1897-1987) Remarque-Verfilmung "Zeit zu leben, Zeit zu sterben" (1958) oder in Billy Wilders (1909-2002) Komödie "Eins, zwei, drei"(1961), in der sie das blonde Fräuleinwunder "Fräulein Ingeborg" verkörperte und in einem gepunkteten Kleid auf einem Tisch vor sowjetischen Agenten einen ikonischen Säbeltanz aufführte. Die richtig große Hollywood-Karriere sollte ihr jedoch tatsächlich verwehrt bleiben.
Ab den 1970er-Jahren war Lilo Pulver zunehmend seltener im Kino präsent und konzentrierte sich auf kleinere Produktionen für das deutschsprachige Fernsehen. Dass sie auch heute noch einer großen Fangemeinde bekannt ist, verdankt sie nicht zuletzt ihrem Mitwirken in der deutschen Version der Kindersendung "Sesamstraße", bei der sie zwischen 1978 und 1985 die allseits beliebte "Lilo" verkörperte - und dabei stets ihr unvergessliches Lachen zum Einsatz brachte.