Im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern steigen Gäste- und Übernachtungszahlen. Das Gleiche gilt für Preise bei Unterkunft und Essen. Aber die Margen der Betriebe hinken oft hinterher. Das hat Gründe.
Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ist nach einer Erhebung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) auf Wachstumskurs. Die Zwischenbilanz für den Zeitraum Januar bis Juli 2024 zeige einen Anstieg der Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um 1,8 Prozent auf 18,5 Millionen. Allerdings steht die Branche vor deutlichen Herausforderungen, und in der Gastronomie ist die Stimmung eher gedimmt als optimistisch, was auch bei den Tourismustagen 2024 in Rostock deutlich wurde.
Erstmals stellte der OSV im Rahmen der Konferenz vor rund 300 Teilnehmern das aktuelle Tourismusbarometer MV vor. Es gab zahlreiche Zahlen, Daten und Analysen zum Standort. So liegt die durchschnittliche Zimmerrate im Nordosten derzeit bei 143 Euro pro Nacht - ein Anstieg um 3,6 Prozent im Vergleich zu 2023. Für den Klassiker "Schnitzel, Pommes, Salat" werden im Durchschnitt 20 Euro fällig (plus 6 Prozent).
Eine gute Zahl zumindest für die Beschäftigten: das Durchschnittsgehalt in der Gastro-Branche stieg für Vollbeschäftigte von 1.792 Euro im Jahr 2019 auf 2.281 Euro im vorigen Jahr. In der Beherbergungsbranche waren es ein Plus von 1.831 auf 2.331 Euro.
Nachhaltiger Tourismus als Zukunftsmodell
Aber die gestiegenen Löhne sind auch einer der Faktoren, die den Unternehmen zu schaffen machen. Hemmend wirken zudem steigende Kosten für Energie und Rohstoffe, der Fachkräftemangel, übermäßige Bürokratie, der unsichere politische Rahmen und eine schwache Inlandsnachfrage, konstatiert das Barometer. Dabei gibt es in der gesamten Branche bei jedem vierten Betrieb (26 Prozent) einen "sehr hohen Investitionsstau".
Ein umweltbewusster und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen spielt für Urlauber bei der Wahl ihres Ferienortes auch in MV eine immer wichtigere Rolle. Nachhaltige Transformation sei kein Trend, sondern die Zukunft, in die es zu investieren lohne, sagte der geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp. "Wir müssen Tourismus anders denken." In den Unternehmen sei das Bewusstsein darüber vorhanden, aber es gebe noch zu wenig konkretes Handeln. In MV herrsche vor allem Nachholbedarf bei der ökologischen Nachhaltigkeit.
Positive Zahlen meldete das Barometer für die Freizeitwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, worunter unter anderem Spaßbäder und Thermen, Zoos, Tiergärten und Schlösser fallen. In dem Bereich seien in den ersten sieben Monaten 2024 die Besucherzahlen aus dem Vor-Corona-Jahr übertroffen worden: Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns verzeichnete von Januar bis Juli 2024 ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 (deutschlandweit drei Prozent). Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau 2019 seien dies aber 10 Prozent mehr Besucher.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
Im August ließ eine Umfrage des Tourismusverbandes MV aufhorchen, wonach 42 Prozent der Gastgebenden mit dem bisherigen Verlauf der Hauptsaison unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden waren. Nur 37 Prozent zeigten sich demnach zufrieden oder sehr zufrieden im Vergleich zum 2023. An der Umfrage nahmen 300 Beherbergungsbetriebe, gastronomische Einrichtungen, Freizeitanbieter sowie Tourist-Informationen und Kurverwaltungen teil.
Gesunkene Erträge nannten 66 Prozent der Betriebe als Hauptgrund für ihre Unzufriedenheit. Als Gründe für den Nachfragerückgang sahen 90 Prozent der Unternehmen die gestiegene Preissensibilität der Gäste. Mit anderen Worten: Die Besucher geben im Urlaub weniger aus als früher.
"Tourismus ist für unser wunderschönes Land ein wichtiges Aushängeschild und ein entscheidender Wirtschaftsfaktor gleichermaßen. Wir unterstützen die Branche deshalb zielgerichtet und wirksam auf dem Weg zu einem nachhaltigen und gleichzeitig attraktiven Tourismus der Zukunft", betonte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD).
Die Tourismusbranche weist im Nordosten jährlich einen Bruttoumsatz von mehr als 5,1 Milliarden Euro aus. Die Zahl der Übernachtungen stieg 2023 im Vorjahresvergleich um 1,2 Prozent auf rund 32,2 Millionen. Das war der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung. Die Anzahl der Gästeankünfte lag 2023 mit 7,7 Millionen um 4,4 Prozent über 2022.