Nach einer Vergewaltigung oder einem Angriff in einer Beziehung ist es wichtig, Spuren zu sichern. Viele Betroffene finden Unterstützung bei einer neuen Anlaufstelle in Bremen.
Mehr als 90 Betroffene von häuslicher oder sexualisierter Gewalt haben Hilfe in der neuen Gewaltschutzambulanz in Bremen gesucht. "Das sind mehr als wir erwartet hatten", sagt die Leiterin der Gewaltschutzambulanz, Saskia Etzold. Seit einem halben Jahr werden in den Räumen am Klinikum Bremen-Mitte Erwachsene beraten und Verletzungen dokumentiert.
Opfer von Gewalt können sich bei der Notaufnahme des Klinikums melden und werden dann zu den Räumen der Einrichtung begleitet. Dort können sie sich von Fachkräften der Rechtsmedizin, der Gynäkologie sowie der Kinder- und Jugendmedizin untersuchen und beraten lassen. So können Spuren gesichert und bis zu zehn Jahre verwahrt werden, die für ein Verfahren gegen Täter wichtig sein könnten.
"Viele Frauen erzählen hier zum ersten Mal ihre Geschichte", berichtet Mitarbeiterin Ramona Rohlwing. Auch Männer hätten sich in der Gewaltschutzambulanz schon Hilfe geholt. Die Behandlung ist vertraulich, Betroffene müssen also keine Anzeige erstellen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Die Einrichtung der Gewaltschutzambulanz ist eine der wichtigsten Maßnahmen des Bremer Landesaktionsplans "Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen". In Deutschland ist die Konvention am 1. Februar 2018 in Kraft getreten. Die Bundesrepublik verpflichtet sich damit, Gewalt gegen Frauen zu verhüten und zu beseitigen. Ziel ist eine "echte Gleichstellung von Frauen und Männern" sowie Diskriminierung abzuschaffen.