Nach den Raketenangriffen des Iran auf Israel hat der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, vor "einem Abgrund" in Nahost und einer Gefahr auch für Europa gewarnt. "Die Mullahs haben alle roten Linien überschritten", sagte Prosor am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Europa müsse "der Realität ins Auge schauen: Der Iran versucht, den Nahen Osten in den Abgrund zu führen". Er fügte hinzu: "Die Raketen, die gestern Israel getroffen haben, können morgen auch Europa treffen."
Den Vereinten Nationen machte Prosor in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe. Dass sich UN-Generalsekretär António Guterres gegen Israel positioniere, sei "keine Überraschung", sagte er. Aber angesichts des "rücksichtslosen Angriffs auf israelische Zivilisten" am Dienstagabend sei die Erklärung des UN-Generalsekretärs "selbst für ihn ein neuer Tiefpunkt". Prosor betonte: "Jetzt ist klar, wer den Flächenbrand will und wer ihn deckt."
Der Iran hatte Israel am Dienstagabend zum zweiten Mal binnen sechs Monaten mit Raketen angegriffen, nach Angaben der israelischen Armee konnte "eine große Anzahl" iranischer Raketen abgefangen werden. Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, der Angriff auf Israel mit rund 200 Raketen sei eine Reaktion auf die Tötung des Chefs der pro-iranischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, in der vergangenen Woche in Beirut sowie des Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Hanija, Ende Juli in Teheran, gewesen. In beiden Fällen wird Israel verantwortlich gemacht. Der Iran hatte mit Vergeltung gedroht.
Guterres hatte nach dem iranischen Angriff am Dienstagabend vor einer "Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten" gewarnt. In einer Erklärung verurteilte er "Eskalation um Eskalation" in der Region. "Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt eine Waffenruhe", erklärte er. Den Angreifer Iran erwähnte er namentlich dabei jedoch mit keinem Wort.