In Russland sind drei Anwälte des verstorbenen Oppositionsführers Alexej Nawalny wegen "Extremismus"-Vorwürfen vor Gericht gestellt worden. Der Prozess gegen Wadim Kobsew, Alexej Lipzer und Igor Sergunin begann am Donnerstag vor einem Gericht in der Region Wladimir östlich von Moskau, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Bei einer Verurteilung droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren.
Zu Beginn der Anhörung wurden die drei Männer in einen Metallkäfig im Gerichtssaal geführt. Der Richter entsprach im Anschluss einem Antrag der Staatsanwaltschaft, die Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit abzuhalten. Zuschauer und Journalisten mussten den Raum verlassen.
Die Anwälte waren im Oktober 2023 festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Mitglieder einer "extremistischen" Organisation gewesen zu sein. Ermittlern zufolge dienten sie als Nachrichtenüberbringer zwischen Nawalny und dessen Unterstützern in der Außenwelt und ermöglichten dem Oppositionspolitiker so, seine politischen Aktivitäten aus der Haft heraus fortzuführen.
Nawalnys Team hatte zum Zeitpunkt der Festnahme der Anwälte erklärt, es handele es sich um einen Versuch, den Kreml-Kritiker, der damals noch lebte, weiter im Straflager zu isolieren, wo er die meiste Zeit in Einzelhaft verbrachte.
Bei einer vorgerichtlichen Anhörung hatte Sergunin sich schuldig bekannt, während Kobsew und Lipzer die Anschuldigungen zurückwiesen.
Nawalny war einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er starb im Februar unter unbekannten Umständen in einem Straflager in der Arktis. Seit seinem Tod haben die russischen Behörden ihr Vorgehen gegen Unterstützer und Angehörige des Kreml-Kritikers verschärft. So wurden Journalisten, die über Nawalnys Anhörungen vor Gericht berichtet hatten, festgenommen. Seine im Exil lebende Witwe Julia Nawalnaja wurde als "Terroristin und Extremistin" registriert.