Fünf Tage nach der Rücktrittsankündigung von Stahl-Chefaufseher Sigmar Gabriel präsentiert der Thyssenkrupp-Vorstand eine Nachfolgerin. Sie ist keine Unbekannte.
Thyssenkrupp-Vorständin Ilse Henne soll bei der Stahltochter Thyssenkrupp Steel neue Aufsichtsratschefin werden. Dies teilte der Industriekonzern am Dienstagmittag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Essen mit. Henne verantwortet im Konzern unter anderem die Werkstoffsparte. Im Aufsichtsrat von Steel löst sie Sigmar Gabriel ab. Auch die "Rheinische Post" berichtete darüber.
Im Zuge der Debatte um die künftige Ausrichtung der Stahlsparte hatten vergangene Woche insgesamt vier Mitglieder des Aufsichtsrats ihren Rücktritt angekündigt und dies mit einem Vertrauensverlust zwischen AG-Vorstand und ihnen begründet. Auf Seiten der Anteilseigner tritt auch Elke Eller zurück. Wer ihr nachfolgen soll, wurde zunächst nicht bekannt.
Nachbesetzungen sollen "zeitnah" erfolgen
"Die Nachbesetzungen im Aufsichtsrat der TKSE sollen zeitnah erfolgen, sodass mit dem Ausscheiden der jetzigen Aufsichtsratsmitglieder eine jeweils unmittelbare Nachfolge gewährleistet ist", erklärte ein Konzernsprecher.
Henne ist seit Jahresbeginn Vorstandsmitglied. Sie war Ende November zusammen mit Volkmar Dinstuhl gegen den Willen der Arbeitnehmerseite in den Vorstand berufen worden, der dadurch von drei auf fünf Mitglieder erweitert wurde. Die IG Metall hatte nach der Wahl von einem "Kulturbruch in der Mitbestimmung" gesprochen.
Erst am Dienstagmorgen hatte der Vorstand der IG Metall die Bundesregierung und die NRW-Landesregierung aufgefordert, sich mehr Einfluss bei Deutschlands größtem Stahlerzeuger zu verschaffen. Bund und Land sollten die beiden aufseiten der Anteilseigner frei werdenden Aufsichtsratsmandate für Land und Bund beanspruchen, sagte die Erste Vorsitzende der Gewerkschaft, Christiane Benner, nach einer Vorstandssitzung in Frankfurt/Main. Dies sei nötig, um eine transparente und faire Lastenteilung zwischen der Stahltochter und dem Mutterkonzern Thyssenkrupp sicherzustellen. Da Land und Bund zwei Milliarden Euro an Steuergeldern in die grüne Transformation bei Thyssenkrupp investierten, sei ein solcher Schritt legitim und nachvollziehbar.