Borussia Dortmund erlebt in Bremen die erste kleine Enttäuschung der neuen Saison. Vieles muss beim neu formierten BVB erst noch zusammenfinden.
Borussia Dortmund hat nach dem Totalumbau im Sommer noch einiges zu tun. Das 0:0 bei Werder Bremen zeigte dies zum ersten Mal in der neuen Bundesliga-Saison ganz deutlich. Mutige Bremer setzten dem BVB vor 42.100 Zuschauern im Weserstadion ordentlich zu. Nationalspieler Nico Schlotterbeck musste zudem in der 73. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Ein neuer Trainer, ein neues Spielsystem und ein stark veränderter Kader: All das muss in Dortmund erst noch zusammenfinden.
Das erste Werder-Heimspiel seit dem Tod von Willi Lemke stand noch einmal im Zeichen des Gedenkens an den früheren Bremer Erfolgsmanager. Die Fans zogen vor dem Anpfiff eine Choreographie mit der Botschaft "Wille Lemke unvergessen" hoch. Die Werder-Spieler liefen dazu in Sondertrikots auf.
Größere Clubs mit vergleichsweise kleineren Mitteln beeindrucken - getreu dieses ewigen Lemke-Mottos hätte der Manager der erfolgreichen 80er- und 90er-Jahre an Werders Auftritt gegen Dortmund seine Freude gehabt.
Die Bremer spielten sehr mutig und attackierten ihren für 80 Millionen Euro verstärkten Gegner früh. Das stresste einen sichtlich unsortierten und noch nicht eingespielten BVB sehr und zwang ihn auch immer wieder zu Fehlern im Aufbau.
Dortmund stellt früh um
Die beste Bremer Möglichkeit war eine Doppelchance für Justin Njinmah und Jens Stage in der 11. Minute. Schon früh ließ Dortmunds Trainer Nuri Sahin von einem 3-4-3- auf ein 4-2-3-1-System mit vier Abwehrspielern umstellen, um seine wankende Defensive zu stabilisieren.
Mit den Nationalspielern Maximilian Beier, Pascal Groß und Waldemar Anton stellte der neue BVB-Coach zudem drei der fünf Neuzugänge auf, die unter der Anleitung des neuen Sport-Geschäftsführers Lars Ricken in diesem Sommer verpflichtet worden waren.
Der große Umbruch setzte sich aber sogar noch bei der Anreise zu diesem Spiel fort. Denn Stürmer Sébastien Haller war am Vortag noch mit nach Bremen gereist, wurde dann aber kurz vor dem Ende der Transferfrist noch als zwölfter Abgang dieser Saison an den spanischen Club CD Leganés verliehen. "Das ist die Brutalität des Geschäfts", sagte Sahin bei Sky. "Er setzt sich mit uns in den Bus nach Bremen und später am Abend ist er dann weg."
Der Dortmunder Trainer hatte von 2018 bis 2020 selbst in Bremen gespielt und kennt einige Werder-Profis wie Marco Friedl oder Michael Zetterer noch als Mitspieler aus der Kabine. Seine Rückkehr ins Weserstadion hatte sich der 35-Jährige aber wohl entspannter vorgestellt.
Platzverweis für Schlotterbeck
Selbst wurde der BVB in Halbzeit eins nur sporadisch gefährlich: etwa bei einer schönen Freistoßvariante über Anton und Groß (19.) oder einem Schuss des gebürtigen Bremers Julian Brandt (45.).
Und auch in der zweiten Halbzeit hatte der Favorit große Mühe mit dem Bremer Vorwärtsdrang. Ein Beleg dafür: Schon nach 52 Minuten hatte jeder Dortmunder Verteidiger in diesem Spiel die Gelbe Karte gesehen. Und als der schnelle Njinmah der gelb-schwarzen Abwehr zum wiederholten Male entwischt war, sah Schlotterbeck sogar Gelb-Rot.
Der BVB hatte das Spiel zu diesem Zeitpunkt deutlich häufiger in die Bremer Spielhälfte verlagert. Ein gefährlicher Schuss des eingewechselten Karim Adeyemi (59.) und eine Kopfballchance für Schlotterbeck (63.) waren die Folge. In Unterzahl waren die Dortmunder in der Schlussphase jedoch mit dem einen Punkt zufrieden.