Wieder ein Messerangriff bei einem Stadtfest in Nordrhein-Westfalen. Diesmal wohl ohne terroristischen Hintergrund, aber wieder gibt es Schwerverletzte. Der Innenminister will handeln.
Nach einem Messerangriff rund um das Stadtfest in Siegen will NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mehr Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen prüfen. "Ich lasse gerade prüfen, ob es rechtlich möglich ist, aufgrund der bestehenden Rechtslage bei großen Festen auch Taschenkontrollen durchzuführen", sagte Reul in Siegen. Er wolle nicht auf jedem Platz, jedem Sommer- oder Schulfest Taschenkontrollen, doch es gebe "zwischen pauschal und gezielt noch mehr".
Reul warnte indes, die Ereignisse zu vergleichen. "Das, was hier in Siegen passiert ist, hat mit dem, was da ins Solingen passiert ist, gar nichts zu tun. Nur es waren beides Mal Messer. Aber es ist eben ein riesiger Unterschied, ob da ein Terrorist unterwegs ist oder ob eine deutsche Frau, die psychische Probleme hat, wahllos auf Menschen einsticht", sagte Reul. Deshalb werde die Polizei ganz anders arbeiten müssen.
Terroranschlag in Solingen
Am Freitagabend hatte eine 32 Jahre alte Deutsche in einem Shuttle-Bus zum Stadtfest plötzlich mit einem Messer auf Menschen eingestochen. Mindestens sechs wurden verletzt - drei von ihnen lebensgefährlich. Die 32-Jährige sei polizeibekannt. Nach dpa-Informationen gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Frau. Zum Gesundheitszustand der Verletzten sagte Reul: "Von den drei Schwerstverletzten ist einer über den Berg. Einer kämpft noch richtig und ein anderer, das weiß man noch nicht so genau."
Das Stadtfest wurde nicht abgesagt und ging am Samstag mit einem Gottesdienst weiter, an dem auch der Innenminister teilnahm.
Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag von Solingen vor einer Woche. Dort hatte ein Mann auf einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, sitzt in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Messerverbot bei Siegener Fest
"Wir leben in einer Welt, die leider voll solcher Gefahren an jeder Ecke besetzt ist, und wir als Polizei müssen dafür sorgen, möglichst differenzierte, kluge Antworten zu finden", sagte Reul. Das sei eine nicht ganz einfache Herausforderung. "Es gibt die einfachen Antworten nicht und trotzdem müssen wir alle wach werden."
Für das Stadtfest hatte die Stadt das Sicherheitskonzept verstärkt und ein Messerverbot verhängt. "Besuchende des Stadtfestes dürfen keine Messer mit sich führen", heißt es dazu auf der Seite der Stadt. Daneben habe man nach dem Ereignis in Solingen auch das Sicherheitspersonal aufgestockt und die Anzahl der Kameras zur Videoüberwachung erhöht, sagte Veranstalterin Astrid Schneider am Freitagmorgen in einem WDR-Interview.