Ein Anruf des US-Präsidenten kürzte das Familienfrühstück von Kamala Harris ab. In einem großen Fernsehinterview berichtet die Demokratin von entscheidenden Minuten.
Verzeihen Sie bitte das Stereotyp, liebe Leserinnen und Leser, aber amerikanischer wird es wohl nicht mehr. In ihrem ersten Fernsehinterview als frisch gekürte Präsidentschaftskandidatin erzählt Kamala Harris von dem Moment, in dem US-Präsident Joe Biden ihr von seinem Rückzug aus dem Wahlkampf erzählte. Die Zutaten eines potentiellen US-amerikanischen Märchens: Speck und Pancakes, also Pfannkuchen.
An dem besagten Sonntag habe Harris mit ihrer Familie zusammen gefrühstückt. Sie habe sich mit ihren kleinen Nichten unterhalten: "Tantchen, kann ich noch mehr Speck haben?" "Ja", sagte Harris, "ich mache Dir mehr Speck". Dann klingelte das Telefon, sagt sie bei CNN, "und es war Joe Biden".Harris bei CNN
Der Demokrat verkündet ihr am Telefon eine Entscheidung, die den Kampf um das Präsidentenamt wenige Monate vor dem Wahltag am 5. November auf den Kopf stellt – und Harris' Leben um 180 Grad drehen könnte. Am Telefon sagt Biden, er wolle aus dem Rennen aussteigen. "Bist du sicher?", habe sie ihn gefragt, er bejaht. "Und er war sehr klar, dass er mich unterstützen würde."
Mehrfach hakt die CNN-Politikjournalistin Dana Bash nach, die Harris gemeinsam mit ihrem Vize-Kandidaten Tim Walz befragt. Wie war das denn nun? Hat die derzeitige Vize-Präsidentin um Bidens Unterstützung gebeten, oder bot er diese von selbst an? Und Harris – weicht aus, wie sie es auch sonst in dem knapp 40-minütigen Interview immer wieder tut. "Mein erster Gedanke drehte sich nicht um mich. Mein erster Gedanke galt ihm".
Dann verteidigt die Vize-Präsidentin ihren Präsidenten, wie so oft in den Wochen vor seinem Rückzug. "Joe Biden hat nicht nur eine Regierung geleitet, die außergewöhnliche Erfolge erzielt hat", sagt Harris. "Er ist auch ein Mann, der in seinem Leben und in seiner Karriere, auch als Präsident, sehr selbstlos war und das amerikanische Volk an die erste Stelle gesetzt hat." Das sei unter anderen Präsidenten völlig anders gewesen.
Ob sie danach weiter Speck gebraten hat, erzählte Harris in dem Interview leider nicht. Doch das Gespräch bei CNN könnte ein Meilenstein in ihrem eigenen amerikanischen Traum sein. Anfang Juli hatte der 81-jährige Biden nach viel Kritik zu seinem Alter und dazugehörigen Alterserscheinungen seine erneute Kandidatur zurückgezogen (diese Chronik der späten Einsicht lesen Sie hier). Vor allem sein desaströses TV-Duell gegen seinen Mitbewerber Donald Trump im Juni hatte Wellen geschlagen. Harris hat derweil den nächsten Meilenstein vor sich: ihre eigene Fernsehdebatte am 10. September gegen Ex-Präsident Trump.
Quelle: CNN