Die angeschlagene Meyer Werft muss eine Finanzierungslücke von 2,8 Milliarden Euro schließen. Helfen soll dabei der Staat. Der Wirtschaftsexperte Fratzscher sieht darin jedoch ein "Alarmsignal".
Die geplante staatliche Rettung der für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannten Meyer Werft ist für den Wirtschaftsexperten Marcel Fratzscher schwer nachvollziehbar. "Es gibt eigentlich keinen guten Grund, weshalb jetzt dieses Unternehmen für Deutschland essenziell ist. Das ist es nicht", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin dem NDR.
Der Staat könne nicht anfangen, alle Unternehmen zu retten, die in Schieflage kommen, sagte Fratzscher weiter. "Wir müssen realisieren, wir können nicht alles in Deutschland machen. Wir können nicht alle Produkte produzieren."
Der Wirtschaftswissenschaftler äußerte auch Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit der Meyer Werft. "Das, was wirklich besorgniserregend ist, ist, dass hier ein Unternehmen in Schieflage gekommen ist, aber überhaupt kein privater Investor sich beteiligen will, trotz dieser großzügigen staatlichen Garantien", sagte er. "Das sollte eigentlich ein Alarmsignal an alle sein, dass dieses Unternehmen eigentlich so nicht nachhaltig aufgestellt ist."
Bund und Land haben Meyer Werft staatliche Hilfe zugesagt
Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (beide SPD) haben der traditionsreichen Werft, die bis Mitte September eine Finanzierungslücke von fast 2,8 Milliarden Euro schließen muss, staatliche Unterstützung zugesagt. Final beschlossen ist die Rettung aber noch nicht.
Aus Regierungskreisen in Berlin hatte es geheißen, der Bund und das Land Niedersachsen könnten mit jeweils rund 900 Millionen Euro bürgen und vorübergehend 80 bis 90 Prozent der Werft übernehmen. Medienberichten zufolge würden dafür von Bund und Land jeweils weitere rund 200 Millionen Euro fällig.