Bei einer Explosion vor einer Synagoge in südfranzösischen Küstenstadt La Grande-Motte ist nach offiziellen Angaben ein Polizist verletzt worden. Der Polizist sei wegen mindestens zweier brennender Autos zu der Synagoge gerufen worden, wo dann in einem der Autos ein Gasbehälter explodiert sei, erklärte Bürgermeister Stéphan Rossignol am S;mstag. Innenminister Gérald Darmanin ordnete erhöhte Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen im ganzen Land an.
Laut Rossignol zeichneten Überwachungskameras einen Mann auf, der die Fahrzeuge vor der Beth-Yaacov-Synagoge in Brand setzte. Zwei Türen des Gebäudes wurden durch den Brand beschädigt, wie eine Quelle bei der Gendarmerie erklärte. Informationen über die Art der Verletzungen und den Zustand des betroffenen Polizisten gab es zunächst nicht.
Innenminister Darmanin sprach im Onlinedienst X von einem "offenbar kriminellen" Akt. "Ich möchte unseren jüdischen Mitbürgern und der Gemeinde meine volle Unterstützung zusichern", schrieb Darmanin. Auf Wunsch von Präsident Emmanuel Macron würden "alle Mittel mobilisiert", um den Täter zu finden. Nach Angaben aus seinem Umfeld wird der Innenminister zusammen mit Ministerpräsident Gabriel Attal im Laufe des Samstags nach La Grande-Motte reisen.
Attal verkündete, die Antiterror-Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Im Onlinedienst X sprach er von einer "antisemitischen Tat". Die Sicherheitskräfte "verfolgen derzeit den Verdächtigen". Die Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe Ermittlungen wegen versuchten terroristischen Mordes eingeleitet.
Innenminister Darmanin habe die Präfekten in Frankreich aufgefordert, "sofort" die Präsenz der Sicherheitskräfte vor jüdischen Einrichtungen zu verstärken, verlautete aus Ministeriumskreisen. Darmanin habe auf Wunsch Macrons eine entsprechende Botschaft an die Präfekte im ganzen Land geschickt, hieß es.
Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich ist nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich gestiegen. Während der ersten Jahreshälfte wurden laut Darmanin 887 solcher Taten gezählt. 2023 waren es im gleichen Zeitraum 304 Taten.
Der jüdische Dachverband Crif hatte vor Monaten erklärt, die Zahlen antisemitisch motivierter Straftaten sei nach dem 7. Oktober nahezu "explodiert". Am Samstag verurteilte Crif den Vorfall in La Grande-Motte als "Versuch, Juden zu töten". Die Verwendung eines Gasbehälters in einem Auto vor einer Synagoge, wenn dort Gläubiger erwartet werden sei "nicht nur ein krimineller Akt", teilte der Crif-Vorsitzende Yonathan Afri der AFP mit. "Das lässt eine Tötungsabsicht erkennen."