Nur in einem Fach unterrichten statt wie bisher in zwei: Hessen will Uni-Absolventen den Quereinstieg in den Lehrerberuf ebnen. Dies ist eine der Neuigkeiten zum Schulstart nächste Woche.
Hessen will die Anforderungen für akademische Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den Lehrerberuf weiter reformieren. Wer einen Universitätsabschluss wie Master, Diplom oder Magister hat, kann künftig gemäß seinem Studiengang und nach erfolgreichem Referendariat durchgängig in nur einem Schulfach unterrichten.
Kultusminister Armin Schwarz (CDU) teilte zum Start in das neue Schuljahr mit, dass ein entsprechender Gesetzentwurf noch in diesem Jahr in den Landtag eingebracht werden soll. Bislang unterrichten Lehrer in der Regel mindestens zwei Fächer.
"Das Berufsangebot richtet sich an alle, die sich die Aufgabe in der Schule gut für sich vorstellen können, aber mit den bisher geforderten zwei Schulfächern nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten", erläuterte das Kultusministerium. Auch für Lehrkräfte aus dem Ausland mit nur einem studierten Fach sei eine Einstellung dadurch leichter.
Mehr Schuleinsteiger als noch im vergangenen Schuljahr
Nach den Sommerferien geht am Montag in Hessen für rund 810.000 Kinder und Jugendliche die Schule wieder los. Die Zahl der Erstklässlerinnen und Erstklässler steigt auf 60.400 (2023: 58.800). An den 1.810 hessischen Schulen unterrichten künftig 65.000 Lehrkräfte - nach Angaben des Ministeriums sind das 1.000 Lehrerinnen und Lehrer mehr als noch ein Jahr zuvor.
Im kommenden Schuljahr soll nach den Worten von Schwarz die Wertevermittlung, Demokratiebildung und Gewaltprävention im Unterricht ausgeweitet werden. Für alle Schülerinnen und Schüler sei es wichtig, sich mit einem respektvollen Umgang untereinander, den demokratischen Werten und der Bedeutung von Meinungsfreiheit zu beschäftigen, sagte der Minister in Wiesbaden.
Wertschätzender Umgang beginnt mit "Danke" und "Bitte"
"Für unsere unveräußerlichen Werte müssen wir konsequent eintreten, sie im täglichen Umgang leben, im Großen wie im Kleinen. Das beginnt mit "Danke" und "Bitte" und hört bei einer Debatte um Recht und Freiheit noch nicht auf", ergänzte Schwarz. Er kündigte an, dass bereits laufende Projekte zu den Themen intensiviert werden sollen. Zudem gebe es neue Unterrichtmaterialien und Fortbildungen für Lehrkräfte.
Die derzeit mehr als 36.500 geflüchteten und zugewanderten Kinder und Jugendliche in den Intensivklassen werden neben der Deutschförderung ab sofort zwei Stunden pro Woche erhalten, in denen es um eine Vermittlung der hier geltenden Werte sowie um Demokratiebildung geht.
Angesichts zunehmender Polarisierung, Falschinformation und gefährlicher Trends in Sozialen Medien hätten Wertevermittlung, Demokratielernen und Gewaltprävention eine besondere Bedeutung, betonte der Minister. Rechter Hetze, Antisemitismus und Extremismus etwa aus dem islamistischen Bereich müsse auch an den Schulen etwas entgegengesetzt werden.
Zusätzliche Deutschstunden
Wie angekündigt wird der Deutschunterricht an den Grundschulen ausgeweitet. Landesweit erhalten alle zweiten Klassen eine Stunde mehr Deutsch, wie Schwarz erläuterte. "Sprache verbindet, Sprache integriert, Sprache macht stark", sagte er.
Zugleich werde das Pilotprojekt für eine zusätzliche Deutschstunde in den dritten und vierten Klassen statt einer der beiden Englischstunden an 15 Grundschulen fortgeführt. Um die nächste Generation von Fachkräften zu sichern, sollen schon in den Grundschulen die handwerklichen Fertigkeiten der Kinder gefördert werden, etwa mit der hessenweiten Aktion "Grundschule trifft Berufsschule und Handwerk".
Grünen-Opposition beklagt Lehrermangel
Der bildungspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Daniel May, warf der Landesregierung vor, zu wenig gegen den Lehrermangel zu unternehmen. Aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine parlamentarische Anfrage geht hervor, dass zum Stichtag 1. Oktober 2023 an öffentlichen Schulen mindestens 830 Stellen unbesetzt waren. Würden Stellenüberhänge, die es in manchen Schulamtsbezirken gebe, nicht gegengerechnet, belaufe sich das Minus hessenweit auf knapp 950 unbesetzte Stellen, erläuterte May.